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Energie

Vorwort

Diese Liste wurde angelegt, damit es eine zentrale Quellenliste für viele der häufigsten Fragen zu regenerativen Energien gibt, ähnlich zu meiner Hardware und Softwareliste.

Extrablatt soll verhältnismäßig aktuelle Themen behandeln, die im politischen oder medialen Diskurs aufkommen wie unter anderem die Heizungsreform bzw. die Reform des Gebäudeenergiegesetzes.
Die Angaben dort werden nach einer willkürlichen Zahl zu einem normalen Kapitel umgewandelt.

Vom Layout werden die Links so aussehen:

Link über wichtige Themen

Seit einer Weile kann man Bilder, wie auch die Fragen, anklicken, um an die Webseiten/Quellen ranzukommen.
Falls das nicht klappt, gerne Bescheid geben.
Dazu gibts dann einen Kommentar zum Beispielbild zum Einordnen der Informationen.

Mittlerweile kann mit E die Kapitelübersicht links eingeklappt oder ausgeklappt werden, falls man die Übersicht verlieren sollte.
Mit I könnt ihr die Anzeige links komplett einblenden oder ausblenden.
Außerdem STRG + K als Abkürzung/Hotkey springt ihr direkt zur Suchfunktion.

Falls weitere Fragen auftreten oder einer der Links nicht mehr funktioniert, gerne beim Livestream vorbei schauen, der findet täglich zwischen ca. 08:45 - 13 Uhr statt.
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Den neue schnellen Support findet man übrigens hier

Es ist eher zu erwarten, dass ich regelmäßig Kapitel ergänzen werde, je nach Fragen von euch und neuen Erkenntnissen.


Die letzten Updates


Kapitel 1: Deutschland

Kapitel 1: Deutschland

2024 - Positive Nachrichten

Ein Kernproblem unserer Medienlandschaft ist, dass negative Nachrichten sich deutlich besser klicken als positive Nachrichten. Dadurch gehen positive und sehr angenehme Veränderungen gerne unter.

Dieses Problem möchte ich für den Energiebereich lösen.

In dieser Übersicht werde ich für die deutsche Energiepolitik kontinuerlich positive News auflisten, die möglicherweise durch andere Themen untergegangen sind.
Zur Erinnerung: Selbstverständlich führen alle Bilder zu den entsprechenden Dokumenten/Berichten oder Studien, also falls ihr neugierig seid, einfach draufklicken.

Januar Rekord bei PV

Am 31.01.2024 veröffentlichte die Bundesnetzagentur die Ausschreibungsergebnisse für PV-Freiflächenanlagen.
Bei diesen Solaranlagen des ersten Segment gab es die größte Menge an Geboten jemals.

Auch die letzte Ausschreibungsrunde stellt einen Rekord auf: Noch nie gab es bei einer Ausschreibung von Freiflächenanlagen eine derart große Beteiligung. Mit einer eingereichten Gebotsmenge von 5,48 Gigawatt wurde die Ausschreibungsmenge von 1,61 Gigawatt fast dreieinhalb Mal überzeichnet. Der Wettbewerb hat zu niedrigen Zuschlagswerten geführt , sagt Klaus Müller Präsident der Bundesnetzagentur

5,48 GWp an Geboten würde bedeuten, dass allein in dieser einen vierteljährlichen Ausschreibung genug Nachfrage bestand, um nahezu den gesamten PV-Zubau der Jahre 2014 - 2017 (für die vier Jahre wären das 5,6 GWp) zu übertreffen. In einem Quartal.

Zubau der PV-Kapazitäten seit 2002 bis 2023

Obwohl in der Ausschreibung nur 1,61 GWp der 5,48 GWp verteilt werden, ist das höhere Zubauziel für 2024 durchaus erreichbar, wie die Nachfrage zeigt.

Dank dieser massiven Nachfrage konnten Zuschlagswerte zwischen 4,44 ct/kWh und 5,47 ct/kWh erreicht werden, was deutlich unter dem Wert der Vorrunde (6,47 ct/kWh) liegt.

Es sollte für jeden in Deutschland erstrebenswert sein, dass die Strom- und Energieversorgung immer günstiger wird.

Bei der EEG-Förderung spricht man von einer Mindestvergütung.
Vereinfacht gesagt stellen die Übertragungsnetzbetreiber bei Netztransparenz.de monatlich berechnete Marktwerte und die Differenz der Einspeisevergütung zu den Marktwerten wird vom Steuerzahler über das EEG-Konto aufgefangen mit staatlichen Zuschüssen (oder bis 2022 mit der EEG-Umlage).

Marktwerte und EEG-Vergütung in Deutschland 2023

Konkret enthält das Bild eine monatliche Übersicht und laut Netztransparenz.de betrug der Jahresmarktwert 2023 8,003 ct/kWh.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Marktwerte 2022 und 2023 aufgrund der Energiekrise deutlich höher waren. Darüberhinaus ist es bekannt, dass diese Krise durch den Angriffskrieg Russlands in der Ukraine ausgelöst wurde.

Sofern die Mindestvergütung für EEG-Anlagen immer weiter sinkt, was durch den Preisverfall der letzten 12 Monate grade bei gewerblichen/größeren Anlagen durchaus nicht unrealistisch ist, ist das für den Steuerzahler in jeder Hinsicht wirtschaftlich eine gute Entwicklung, selbst wenn die Marktwerte für Solar zwangsläufig weiter fallen.

Komplett förderfrei (also 0 ct/kWh EEG-Förderung) findet man in Deutschland ebenfalls immer häufiger wie z. B. im Solarpark Weesow-Willmersdorf oder auch im Agri-PV Tützpatz.

Daher lassen diese Entwicklung in meinen Augen immer häufiger die Hoffnung aufkommen, dass Strompreise weiter sinken werden.
Modulpreise fallen seit über 10 Jahren in einer atemberaubenden Geschwindigkeit, wie man hier sehen kann.

Am Ende setzt sich die Stromversorgung durch, die am wirtschaftlichsten ist.
Wie man beim weltweiten Zubau der Stromversorgung in dieser Antwort sehen kann, geht die Reise in eine Richtung.

Im Gegensatz zu großspurigen Ankündigungen der Kernkraftindustrie, deren Projekte viel zu lange dauern und gerne doppelt oder gar dreifach so teuer werden, werden PV- und Windkraftprojekte weltweit bevorzugt gebaut und die Preise fallen beständig und zuverlässig.

Strategiepapier der Kernkraftlobby vom Jahr 2008.

Sofern man sich ernsthaft mit der Zeit seit 2008 beschäftigt, lesen sich diese Prognosen und Strategien aus dem Frühling 2008 sehr lustig.

Italien ist auch 11 Jahre nach dieser Einschätzung nicht zurückgekehrt.
Großbritannien hat es immerhin geschafft, mit Hinkley Point C 1 Kernkraftwerk (mit 2 Blöcken) von 10 zu bauen.
Gut, dieses wird eine Einspeisevergütung von 15 ct/kWh erhalten in Großbritannien und kostet bereits 33 Mrd Pfund statt 18 Mrd Pfund, nur ich bin mir sicher, die anderen 9 Kernkraftwerke (oder ggf. 8 Blöcke, was plausibler wäre zur Zeit 2008) werden bestimmt auch noch gebaut werden. Klar.
Frankreichs einziges EPR-Reaktor ist seit Dezember 2007 im Bau und weiterhin nicht fertig.
Auch über 15 Jahre später läuft die Prognose eher schlecht. Ankündigung gab es viele. Baustarts nicht.
Finnland hat immerhin seinen Kernkraftreaktor nach 18 Jahren zum Laufen bekommen.
Einen zweiten sieht man dennoch nirgends.
Schweden plant tatsächlich, seine Kernkraftkapazitäten zu erhöhen. Hier ist die Übersicht aller schwedischen Kernkraftreaktoren.
Nun, auch über 15 Jahre später bleibt Forsmark-3 (Baustart 1979) das letzte Projekt in Schweden.
Schweiz hat sich ebenfalls nichts verändert.

Zusammengefasst: Meine Abneigung, als ehemaliger Pro-Kernkraft-Aktivist, beruht auf der simplen Tatsache, dass neben großspurigen Versprechen und Plänen der Kernkraftindustrie in der Praxis kaum etwas ankommt.
Wirtschaftlich ergibt es, in meinen Augen, keinen Sinn, auf neue Kernkraftprojekte zu setzen.

Forschen an etwas wie Kernfusion ist aus meiner Sicht erstrebenswert für die langfristige Zukunft.
Kernkraft selbst? Wird es die kommenden Jahren immer schwerer haben, sich durchzusetzen.
Sieht man auch an aktuellen Schwierigkeiten mit SMR (Small Modular Reactors = Kleinen Modularen Reaktoren), die ja der neue Liebling der Kernkraftindustrie ist.

Dekarbonisieren des Energiesystems ist eine Herkulesaufgabe und Kernkraft verkompliziert das Thema nur unnötig weiter.
Lieber auf die Zukunft setzen.


Deutliche Beschleunigung bei Netzausbau und Offshore-Windkraftausbau

Zu Beginn Februar hat Habeck die deutsche Umsetzung der RED III Richtlinien der EU vorgestellt.
Aktuell geht es im ersten Schritt um Offshore-Windkraft und den Netzausbau, während ein folgendes Gesetz Onshore-Windkraft und Speicher spezifisch beschleunigen soll.

Gesetz zur Umsetzung der EU-Erneuerbaren-Richtlinie im Bereich Windenergie auf See und Stromnetze.

Kurzgefasst:

Antragssteller können bei Anträgen endlich digital Anträge einreichen und Behörden können untereinander digital kommunizieren. Ja, das war traurigerweise an einigen Stellen vorher nicht möglich.

Der Träger des Vorhabens kann den Plan in vom Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie vorgegebenen elektronischen Formaten einreichen. Behörden, deren Aufgabenbereich durch das Vorhaben berührt wird, kann der Plan ausschließlich elektronisch zugänglich gemacht werden.

Ich wünschte, das wäre ein Witz, dass das Habeck im Jahr 2024 erst umsetzen muss. Konkret ist das eins der vielen Beispiele, die die Ampel an unsinnigen Missständen und Unsinn aufarbeiten darf der letzten Jahrzehnten.

Zusätzlich kann mit dieser Reform das Bundesamt für Seeschifffahrt und Hydrographie (ab hier BSH abgekürzt) Beschleunigungsflächen definieren und zusätzlich die Vereinfachungen der Umweltverträglichkeits- wie auch artenschutzrechtlichen Prüfung umsetzen. Konkreter heißt das, dass diverse Verfahren und Prüfungen zusammengeführt werden.
Gleichzeitig werden Zulassungen der Standorte für Konverterplattformen auf hoher See und Offshore-Anbindungsleitungen erleichtert, indem z. B. Strategische Umweltprüfungen nur noch nötig sind, falls diese im Verfahren des Flächenentwicklungsplans noch nicht durchgeführt wurden. Mehr als notwendig, da das gerne mal doppelt oder dreifache Verfahren/Prüfungen sind für … dieselbe Fläche.
Ebenso ändert dieses Gesetz in Zukunft, dass bei Erweiterungen von bereits existierenden Windparks nur noch eine vereinfachte Prüfung nötig wird, d.h. man muss nicht alle Prüfungen bezüglich Umwelt exakt wiederholen.
In der Praxis kann sowas bei Erweiterungen mehrere Jahre einsparen, Bürokratieabbau wird umgesetzt.

Unterliegt die Änderung oder Erweiterung einer Leitung, ein Ersatzneubau oder ein Parallelneubau bei einem Vorhaben im Sinne des § 43 Absatz 1 Satz 1 Nummer 1 bis 4 einem Überprüfungsverfahren gemäß § 43n Absatz 4, einer Feststellung, ob eine Umweltverträglichkeitsprüfung erforderlich ist, oder einer Umweltverträglichkeitsprüfung, so beschränkt sich dieses Überprüfungsverfahren.

Diese Veränderung findet man ebenfalls für Netzausbauprojekte.
Dort ist jede Beschleunigung dringend erforderlich.
Konkret also eine Entlastung der Genehmigungsbehörden.
Je schneller diese arbeiten können, desto besser aus meiner Sicht.

Mit der Änderung in § 69 Absatz 3 Satz 3 werden sonstige Energiegewinnungsanlagen zur
Erzeugung von Wasserstoff und Anlagen zur Übertragung von Wasserstoff aus sonstigen
Energiegewinnungsanlagen ins überragende öffentliche Interesse gestellt.

Final ist die Klassifizierung von Energiegewinnungsanlagen zur Erzeugung von Wasserstoff und Anlagen zur Übertragung von Wasserstoff als überragendes öffentliches Interesse eine nennenswerte Entwicklung.
Vorteile dadurch hat man bereits bei bisherigen PV- und Windkraftprojekten seit 2022 gesehen und diese Einstufung ergibt viel Sinn.

Wasserstoff ist als eine Säule der Zukunft geplant, wie auch im Wasserstoffkapitel erklärt.


Doppelbesteuerung bei Speichern wird abgeschafft

Lindners Ministerium hat ein gutes Gesetz vorgelegt. Ja, das ist nicht falsch geschrieben.

Ein massives Problem bei Speichern ist die Doppel- bzw. Mehrfachbesteuerung von ein- und ausgespeisten Strom, was die Wirtschaftlichkeit von diversen Projekten bei regenerativen Energien einschränkt.

Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung und zum Bürokratieabbau im Strom- und Energiesteuerrecht von 08.04.2024

Mit diesem Gesetz soll Bürokratie deutlich abgebaut werden.
Das Ministerium selbst benennt folgende Vorteile und ich kommentiere die einzelnen Punkte zusätzlich.

  • Im Bereich der Elektromobilität soll die aus dem Energiewirtschaftsrecht bekannte Letztverbraucherfiktion an Ladepunkten unter Beachtung der stromsteuerrechtlichen Systematik auf das Stromsteuerrecht übertragen werden. Fortan entfallen damit Einzelfallprüfungen von komplexen Geschäftsmodellen „innerhalb der Ladesäule“.
Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung und zum Bürokratieabbau im Strom- und Energiesteuerrecht von 08.04.2024

Kurzfassung, wieso das gut ist:
Je nachdem, ob du ein Betreiber, ein Versorger oder ein Letztverbraucher/Endkunde bist, hast du unterschiedliche Rechte und Pflichten und absurde Steuerpflichten.
Mit dieser Reform gibt es deutlich weniger Papierkram.
Sollte jede Person gut finden.

Diese Regelung ist immens wichtig für die Diskussion für Vehicle-To-Home,, Vehicle-To-Business und das bidirektionale Laden, was in Zukunft sehr wichtig sein wird, sobald immer mehr E-Autos diese Funktion anbieten.

Grade weil es sehr viel einfacher ist, solche Projekte wirtschaftlich zu planen, auch mit Blick auf Mieterstrom bzw. gemeinschaftliche Gebäudeversorgung aus dem Solarpaket 1.

  • Für das bidirektionale Laden werden klare Vorgaben geschaffen. Diese verhindern, dass Nutzer von E-Fahrzeugen zum Versorger und Steuerschuldner werden, wodurch bürokratischer Aufwand entfällt.

Bisher war bidirektionales Laden nicht ordentlich definiert.

bidirektionales Laden: ein intelligenter Ladevorgang, bei dem die Richtungdes Stromflusses umgekehrt werden kann, sodass Strom vom aufladbaren elektrischen Energiespeicher eines Elektrofahrzeugs zu dem Ladepunkt fließen kann, an den er angeschlossen ist;“

Offensichtlich ändert sich das mit dieser Reform und auch das hier ist sehr wünschenswert.
Denn wer schon mit Behörden arbeiten musste, weiß ganz genau, wieso nicht definierte Verwendungszwecke automatisch viel zusätzliche Zeit benötigen.
Zusätzlich muss nicht mehr überprüft werden, ob man ein Versorger ist mit bidirektionalen Ladesäulen. Nahezu ein Gamechanger für Ladesäulen in der Zukunft.

Gute Änderung!

  • Stromspeicher werden technologieoffen neu definiert. Mehrfachbesteuerungen für ein- und ausgespeisten Strom werden somit vermieden.

Auch wenn der Begriff technologieoffen gerne für absoluten Unsinn verwertet wird, ergibt es hier durchaus Sinn.

Stromspeicher = Andere Anlagen als Anlagen zur Stromerzeugung, die am Ort ihres Betriebs ausschließlich dem Zweck der Zwischenspeicherung von Strom für eine spätere Verwendung dienen, während des Betriebs ausschließlich an ihrem geografischen Standort verbleiben und nicht Teil eines Fahrzeugs sind; der geografische Standort ist ein durch Koordinaten bestimmter Punkt;“

Insbesondere Wärmespeicher finden sich in diversen Ländern wie z. B. in Österreich mit ihrem “Riesenkochtopf” oder in Finnland.

Solche Projekte können durch den Wegfall der Mehrfachbesteuerungen ansprechender werden.
Daher eine sehr nützliche Änderung.

  • Im Stromsteuerrecht wird die sogenannte Anlagenverklammerung bei der dezentralen Stromerzeugung aufgehoben und für die Beurteilung der Steuerbefreiungen künftig durch einen einheitlichen Anlagenbegriff auf den Standort der jeweiligen Stromerzeugungsanlage abgestellt.

Kurzfassung, wieso das nützlich ist:
Die Anlagenverklammerung bedeutet, dass in bestimmten Situationen verschiedene kleinere Erzeugungsanlagen zusammengerechnet werden mussten, selbst wenn die nicht unbedingt verbunden waren.
Vorteil davon ist, dass man bestimmte steuerliche oder auch bürokratische Vereinfachungen wieder beanspruchen kann, selbst wenn auf demselben Grundstück viele kleine Anlagen vorhanden sind.

In Abgrenzung zu Stromspeichern nach § 2 Nummer 9 Stromsteuergesetz sollen neben einzelnen Stromerzeugungseinheiten (Nummer 1) mehrere Stromerzeugungseinheiten in einer Kundenanlage oder an einem Standort unter bestimmten Voraussetzungen als eine Anlage gelten (Nummer 2)

Selbstverständlich heißt das nicht, dass man Anlagen nicht zusammenführen kann, nur wird Bürokratie so abgebaut, indem man nicht unnötige Prüfungen mit dem Zoll durchführen muss.
Deutschland liebt seine Prüfungen und solche Optionsfreiheiten sind ohne jeden Sarkasmus eine Zeitersparnis, die sehr willkommen ist.

  • Die mit dem Strompreispaket beschlossene Ausweitung der Steuerentlastung nach § 9b StromStG bei Beibehaltung der Antragsschwelle von mindestens 250 Euro Entlastung pro Jahr wird die Anzahl der Entlastungsanträge ab 2025 vervielfachen. Es erfolgen daher rechtliche Anpassungen, wie beispielsweise eine Online-Antragspflicht, um eine vereinfachte Antragstellung und erstmals auch eine weitgehend automatisierte Bearbeitung von Anträgen ab 2025 zu ermöglichen.

Nun, hier dürfte kein großer Kommentar nötig sein.
Fokus auf digitale Antragspflichten ist aus meiner Sicht eine sinnvolle Sache, sofern die Behörden die Möglichkeiten haben, diese Anträge auch bei den Zollämtern digital zu bearbeiten.

 Die Pflicht zur elektronischen Übermittlung wird damit zwei Jahre vorgezogen. Auch bisher schon sind die Anträge wegen hinterlegter Plausibilitäten nur elektronisch ausfüllbar, werden dann jedoch oft noch ausgedruckt und postalisch an das jeweilige Hauptzollamt versandt.

Deutschland hat viel aufzuholen, daher ist der Gedanke, diese Fristen vorzuziehen und digitale Bearbeitung weiter voranzubringen eine gute Idee.
Man kann nur hoffen, dass das auch bei den Behörden ebenso machbar sein wird.

  • Das Strom- und Energiesteuerrecht wird zudem an EU-rechtliche Vorgaben angepasst und im Bereich der Regelungen im Zusammenhang mit der Stromerzeugung verschlankt. Im Energiesteuerbereich wird dazu der EU-rechtlich vorgegebene Grundsatz der Befreiung aller zur Stromerzeugung eingesetzten Energieerzeugnisse vereinheitlicht. Zudem ist Strom aus Biomasse, Klär- und Deponiegas künftig wieder rechtssicher in Anlagen bis 2 Megawatt elektrischer Leistung von der Stromsteuer befreit.

Liest sich etwas eigenartig im ersten Moment, es handelt sich hier um eine Aktualisierung, da 2013 es eine EU-beihilferechtliche Genehmigung gab und diese teilweise gar nicht mehr notwendig ist, da es auf EU-Ebene am 30.September 2023 reformiert wurde.

Sinnvolle Änderung, da auch einige Sonderregelungen aufgehoben werden, die man durch die EU-Reform gar nicht braucht.

  • Zusätzlich werden zum Zwecke des Bürokratieabbaus Anzeige- und Berichtspflichten verringert (z. B. in Mieterstromkonstellationen).

Kurzfassung: Lindners Ministerium streicht viele der Anzeige- und Meldepflichten steuerfreie Strommengen für Anlagen bis 1 MW bei Leistung in Kundenanlagen.
Für Mieterstrom und gemeinschaftliche Gebäudeversorgungskonzepte ist das eine große Verbesserung der Situation.
Oft werden Mieterstrom Konzepte gar nicht durchgesetzt, da es zu viel Aufwand für die Betreiber wäre.
Somit fällt viel Potential bei Quartieren oder Mehrfamilienhäuser flach, die von deutlich günstigeren Strom profitieren könnten. (Durch Mieterstrom/gemeinschaftliche Gebäudeversorgung können Netzentgelte gespart werden, was beim Arbeitspreis durchaus zu einer Ersparnis von 10-11 Cent/kWh führen kann.)

Was ist mein Fazit?

Beim Durchlesen des Gesetzes stelle ich wieder fest, dass es ärgerlich ist, wieviel Zeit die Ampel mit unsinnigen Kindergarten bei manchen Themen verschwendet (wie beim GEG oder dem Kernkraftausstieg) hat und sich teilweise über ein halbes Jahr pro Thema die Köpfe einschlägt, statt mehr Gesetze dieser Art zu präsentieren.

Inhaltlich gibt es hier von meiner Seite wenig zu kritisieren.

 Das Hauptzollamt hat die monatlichen Vorauszahlungen abweichend festzusetzen, wenn die voraussichtliche Steuerschuld des innerhalb des Veranlagungsjahres vorausgegangenen Quartals.

Höchstens der Teil der strengeren Überprüfungen durch das Hauptzollamt ist etwas mehr Aufwand an Bürokratie, kann man kritisieren. Werde ich persönlich nicht, da die freigegebenen Ressourcen der Beamten eher für die Kontrolle von potentieller “Steueroptimierung” verwendet werden kann.
Das halte ich für positiv, die Energieanbieter eher weniger.

Es ist gut. Das ist ein wichtiger Schritt nach vorn für eine Energieversorgung der Zukunft.

Als Ende 2021 die Ampel angetreten ist, war meine Hoffnung, dass wir von der FDP solche Entbürokratisierungsgesetze häufiger sehen würde, daher ist es ernüchtend, dass in meiner Übersicht für Energiegesetze bzw. Ampelerfolge nicht soviel zu finden ist aus den von der FDP geführten Ministerien.

Dennoch: Gute Arbeit an das BMF.
Gerne mehr von dieser Art Gesetze.


Hat Habeck bei der Kernkraftabschaltung gelogen?

Alle sechs Monate kommt die Kernkraftdebatte zurück.
War die Kernkraftabschaltung ein Fehler? Sollte man sie rückabwickeln?
Ärgerlicherweise eine Diskussion, die selten inhaltlich oder konstruktiv geführt wird.

Diesmal schwirrt diese Story durch die Medienlandschaft:

Habeck-Mitarbeiter sollen Bedenken zu Atom-Aus ignoriert haben
Wirtschaftsminister Robert Habeck musste öffentlich gegen die AKW-Laufzeitverlängerung argumentieren, intern wurden ihm wichtige Unterlagen vorenthalten
Abschaltung von Atomkraftwerken: Habeck-Mitarbeitende sollen Kritik ignoriert haben

Schauen wir uns den Fall genau an.

Zuerst verweist Cicero auf eine Mail von Markus Krebber.

Prüfungskriterien für einen Weiterbetrieb der Kernkraftwerke

Erstaunlich, dass dieser Teil im Beitrag so kurz gehalten wird.
Es wird davon gesprochen, dass sich das Papier neutral lese.

Was steht denn auf diesen drei Seiten, die ihr hier findet, noch?

Geprüft werden müsste auch, ob und inwieweit für einen mittel- bis langfristigen Weiterbetrieb nach 2022 Nachrüstungen notwendig wären, die für den aktuellen Restbetrieb bis Ende 2022 nicht mehr erforderlich wa­ren.
Kurzfristig wären etwaige Nachrüstanforderungen vermutlich kaum umsetz­bar.
Daher müsste dann ein aufsichtlich zugelassener Weiterbetrieb mit darauf an­gepassten Sicherheitsanforderungen geprüft werden.
Eine Laufzeitverlängerung durch lediglich Streichung der atomrechtlich bestehen­den Laufzeitbegrenzungen erscheint zudem verfassungsrechtlich nicht unkritisch.
Die Anlagen verfügen über keine frischen Brennelemente mehr. Eine Beschaffung, Herstellung und atomrechtliche Freigabe zur Herstellung eines funktionsfähigen Re­aktorkerns beträgt etwa 1,5- 2 Jahre.
Selbst bei sofortiger Bestellung und beschleunigter Abwicklung ist deshalb mit einer Nutzung nicht vor Ende 2023 zu rechnen.
Fazit: Ein Weiterbetrieb der Kernenergie wäre mit erheblichen juristischen und ökonomischen Risiken verbunden.
(Mutmaßlich) RWE-Chef Markus Krebber

Zusammengefasst liest sich das doch absolut nicht neutral.

Man ahnt, dass sich dieser irreführende Spaß durch den gesamten Bericht zieht und dieser “Skandal”, wie so oft, komplett überzogen wurde, um erneut Panik und Wut zu schüren.

Die Links zu den gesamten PDFs hier ohne Paywall aufrufbar.

Vom Beginn des Artikels:

Der mit Grünen-Parteisoldaten besetzte Führungszirkel des Wirtschafts- und des für nukleare Sicherheit zuständigen Umweltministeriums hat alle wesentlichen Schritte unter sich ausgemacht.
Cicero Autor

Ist der Autor ernsthaft überrascht darüber, dass ein von den Grünen geführtes Ministerium auch ggf. Mitarbeiter aus dem grünen Umfeld beinhaltet?
So läuft das in der Realpolitik immer, seit Jahrzehnten.
Manchmal fragt man sich doch ein wenig, ob manche Autoren ihre Leser für dumm verkaufen wollen.

Sie tauschten sich ständig aus, sprachen – den E-Mails zufolge – mehr miteinander ab als mit ihren Ministern

Persönlich stört mich an diesem Artikel sehr, dass es hier um das Veröffentlichen von internen Akten und Informationen geht, die einen Missstand aufklären sollen.
Transparenz ist ein wichtiges Gut, ich bin sogar ein großer Freund von radikaler Transparenz, damit man als Bürger besser durchblicken kann, falls Unsinn angestellt wird.
Sofern du von Steuerzahlern bezahlt wirst, hast du, aus meiner Sicht, transparent zu sein.

Hier allerdings hören wir im Artikel nebulös angedeutete Verläufe der Staatssekretäre, die durch die zitierten Beiträge und veröffentlichten Auszüge nicht ersichtlich sind.
Ominöse Annahmen, die durch die Veröffentlichungen null gedeckt sind.
Oder anders gesagt, warum zur Hölle wird so absurd selektiv veröffentlicht?

Wenn schon beim Beispiel weiter oben so bizarr geschnitten wird, um komischerweise die negativen Attribute zu verschweigen, was bedeutet das potentiell für die Teile, die Cicero nicht teilt?

Sie tauschten sich ständig aus, sprachen – den E-Mails zufolge – mehr miteinander ab als mit ihren Ministern

Dieser Abschnitt hier ist sehr ironisch.
Denn der Autor bei Cicero verbreitet hier selbst die Unwahrheit.

Cicero zitiert es so:

Es gehört zur Prüfungsaufgabe auch meines Ministeriums, auch diese Frage zu beantworten, antwortete er und fügte schnell hinzu, dass eine Laufzeitverlängerung für den kommenden Winter nicht helfen würde, da die Atomkraftwerke nur unter höchsten Sicherheitsbedenken und möglicherweise mit noch nicht gesicherten Brennstoffzulieferungen weiterbetrieben werden könnten.
Robert Habeck (Cicero)

Jetzt das Originalzitat (Ab 05:39) aus Bericht aus Berlin

Es gehört zur Prüfungsaufgabe auch meines Ministeriums, auch diese Frage zu beantworten. Und wie es die drei großen Betreiber von Atomkraftwerken, die wir noch haben, gestern öffentlich gemacht haben, würde uns das für den Winter 2022/2023 nicht helfen, weil die Vorbereitungen der Abschaltung bereits fortgeschritten sind, dass die Atomkraftwerke nur unter höchsten Sicherheitsbedenken und möglicherweise mit noch nicht gesicherten Brennstoffzulieferungen weiterbetrieben werden könnten.
Robert Habeck (Bericht aus Berlin)

Inwiefern jetzt Robert Habeck damit ”entweder absichtlich oder weil er es nicht besser wusste” die Unwahrheit verbreitete, bleibt offen.
Inhaltlich macht es einen essentiellen Unterschied, ob man suggeriert, dass der Wirtschaftsminister diesen Eindruck verfolgt wegen der Beratung des eigenen Hauses oder ob das (auch) wegen der Eindrücke der Betreiber erfolgt ist.
Denn erstens sagt das der RWE-Chef oben ebenfalls als Fazit von Punkt 2 und 3 in den Quellen des Autors, der das souverän unterschlägt, und zweitens hat Preussenelektra tatsächlich zur Zeit des Beitrages genau das gesagt, was Habeck im Beitrag behauptet.

Geschenkt hatte sich die Position der Kernkraftbetreiber über die kommenden Monate mehrmals verändert und so ganz entscheiden konnte sich keiner, ob es nun geht oder nicht geht, nur E.ON mit Preussenelektra und der RWE-Chef hatten deutliche Worte gefunden.
Warum soll bitte der Wirtschaftsminister zu der Höhezeit der Krise, vier Tage nach Vollinvasion der Ukraine, annehmen, dass die Kernkraftbetreiber im Laufe der Monate ihre inhaltliche Bewertungen des Betriebes ändern?

Außerdem finden die nächsten Kritikpunkte des Autors im Laufe des Artikels zeitlich im März 2022 statt, nach dem Bericht aus Berlin Beitrag.

Potzblitz!
Diese Grünen können jetzt noch nicht einmal eine Zeitreise durchlaufen und vorab hellsehen, was die Mitarbeiter später fertig geschrieben haben.

Gehen wir zum nächsten Teil:

Auch die positiven Auswirkungen einer Laufzeitverlängerung auf die Strompreise haben die Ministerialbeamten klar benannt. Zum einen würden ohne Kernkraftwerke die Kosten der Netzstabilisierung „stark ansteigen

Hier habe ich wenig Beschwerden.
Klar, es fehlt die Differenzierung im Artikel zwischen der Verwendung von Gaskraftwerken für wenige Stunden oder gar Tage, nur das ändert die Kernerkenntnisse des Beitrages nicht.
Lest hier die vier Seiten nach, das geht schnell.

Es ist 100% korrekt, dass Kernkraftwerke im Kontext der Merit-Order Ersparnisse bringen.
Meistens beziehen sich Leute auf eine Kurzstudie von Veronika Grimm vom Oktober 2022, welche man hier findet.

Kleiner Hinweis, warum diese Studie für die “Ersparnisse” nur wenig eignet.
Überprüft die Methodik auf ihre Annahmen.
Ergeben die angenommenen Werte zur Zeit der veröffentlichten Studie Sinn oder waren die realen Werte bzw. Preise in diesem Kontext schon kurz nach Veröffentlichung weit unter den vermuteten Werten der Studie?

Tabelle 3: Durchschnittliche nachfragegewichtete Preise (EUR/MWh) für einzelne bzw. kombinierte
Maßnahmen in Deutschland im Falle des optimistischen und pessimistischen Szenarios in 2024

Grimm und die anderen Wissenschaftler rechneten mit Gaspreisen von 120,3 Euro/MWh (optimistisch) und 243,7 Euro/MWh (pessimistisch) für das Jahr 2024.
Wie sehen die Preise tatsächlich aus?

Dutch TTF Natural Gas Futures

Kein Monat nach Veröffentlichung der Kurzstudie war der Preis weit unter den Annahmen der Studie, im Jahr 2023 war der Preis im Schnitt bei unter der Hälfte des optimistischen Szenarios.
2024 ist der Wert nicht einmal bei einem Drittel (!) der Prognose.

Es ist, aus meiner Sicht, absurd irreführend und eine Beleidigung eurer Intelligenz, wenn euch Leute diese Studie von Grimm vorlegen. Diese hat spannende Erkenntnisse und Rechnungen, nur sind die Annahmen eben absurd veraltet und nicht anwendbar, außer du willst Leute verunsichern.

Jetzt kommt einer der absurdesten Teile des Artikels, der Teil über das Umweltministerium und deren Referenten.
Im Artikel wird angesprochen, dass es zwei Dokumente gab, welche über den Weiterbetrieb der Kernkraftwerke sprechen, die inhaltlich drastisch unterschiedlich wären.

Als Abteilungsleiter schrieb er einen Vermerk der ihm untergebenen Fachleute so um, dass er zum politisch vorgegebenen Ziel passte

Aus Sicht der Grünen hat sich diese Personal­entscheidung gelohnt. Denn kaum im Amt, zeigte Niehaus, wozu er geholt wurde: Als Abteilungsleiter schrieb er einen Vermerk der ihm untergebenen Fachleute so um, dass er zum politisch vorgegebenen Ziel passte. Wer die beiden Versionen nebeneinanderlegt, kommt ins Staunen.
Cicero

Eine Sache ist korrekt, der erste Teil auf der ersten Seite wurde geändert und der Hinweis, dass die GRS und Arbeitsgruppe S III 2 beteiligt waren, fehlt. Soweit ist der Teil richtig.

Jetzt kommt allerdings der Teil, bei dem dieser Beitrag völligen Schwachsinn erzählt.

Die Verfasser beschreiben einen Weiterbetrieb der damals noch laufenden Atomkraftwerke „über mehrere Jahre“ als „mit der Aufrechterhaltung der nuklearen Sicherheit vereinbar“ und legen dar, welche Schritte dazu notwendig wären.
Cicero

In der neuen Version vom 3. März – die nicht mehr namentlich, sondern nur mit „Abteilung S“ gezeichnet ist – fehlte die Aussage, dass eine echte Laufzeitverlängerung mit neuen Brennstäben für mehrere Jahre sicherheitstechnisch möglich wäre.
Cicero

Haben es die Autoren mit Absicht nicht geschafft, mehr als EINE EINZIGE SEITE dieser beiden Dokumente (Version 1 mit vier, Version 2 mit sechs Seiten) zu lesen?

Für den geneigten Leser finden sich Version 1 hier und für Version 2 einfach da klicken.

Spezifisch wird sich hier über das Vorwort des Vermerks beschwert.

Wenn man sich allerdings daran erinnert, dass eine Maus tatsächlich ein Mausrad besitzt oder sich die Pfeiltasten an der Tastatur überraschenderweise zum Navigieren durch Dokumente eignen, findet man Folgendes heraus:

Okay, hier musste man bis SEITE 3 runterscrollen für die Erkenntnisse. Verzeihung, dass hier die ALT-Option so ausgenutzt wird, nur ist das so ein unfassbar inkompetenter Unsinn, dass ich sogar den ALT-Text dafür verwende, um mich drüber aufzuregen.
Das ist verdammt nochmal SEITE 2. Verzeihung, dass hier die ALT-Option so ausgenutzt wird, nur ist das so ein unfassbar inkompetenter Unsinn, dass ich sogar den ALT-Text dafür verwende, um mich drüber aufzuregen.

Ironischerweise findet sich in beiden Versionen der Hinweis, dass die Option einer langjährigen Verlängerung möglich ist.
Beide Versionen sind von den einzelnen Betrachtungspunkten sogar großteils unverändert, weshalb der Hinweis im Artikel, dass die GRS nicht erneut befragt wurde, völlig unsinnig ist.
Ja, nicht wenige ihrer Beiträge wurden 1 zu 1 übertragen.
Natürlich braucht man da nicht nochmal denselben Input innerhalb von zwei Tagen.
Version 1 stammt vom 01.03.2022, Version 2 vom 03.03.2022.

Als Leser sollte man sich wirklich fragen, was die ganze Zeit überhaupt gemacht wurde, wenn bei diesen beiden Dokumenten mit weniger als elf Seiten solche groben Fehler begangen werden.

Zusätzlich ein weiteres Zitat, was ich spannend finde:

Die von Abteilungsleiter Niehaus hineingeschriebene Behauptung, dass nicht einmal eine Kurzzeitverlängerung um wenige Monate sicherheitstechnisch vertretbar sei, war offenkundig falsch
Cicero

In Version 2 wird am Ende davon gesprochen, dass es eine Abwägungssache ist und unter anderem “der geringe Beitrag der drei Atomkraftwerke für die Stromversorgung (…)” dazu führt, dass eine Laufzeitverlängerung abzulehnen sei.

Persönlich stimme ich der Sorge um die Sicherheit ebenfalls nicht zu, nur ist die Annahme, dass der Anteil der Kernkraft im Strommix zu gering ist, als dass es für die Stabilität relevant wäre, korrekt.

Außerdem befinden wir uns eine längere Zeit nicht mehr in der Krise, um genau das nachträglich zu bestätigen.

Sei es der Winter 2023/2024 oder die Zeit nahe Frühling 2023.
Es wurde klar, dass auch ohne Kernkraftwerke die Stromversorgung stabil bleiben würde aufgrund des milden Winters.

Ist etwas mit den Kernkraftwerken passiert? Nein.
Waren sie allerdings für die Sicherheit nötig? Ebenfalls nein.

Daher ist das Thema unsinnig.

Zusätzlich möchte ich hier darauf aufmerksam machen, dass die Beschwerde über Version 2 etwas absurd wirkt.

Szenario A „Endgültige Abschaltung“ Es erfolgt die endgültige Abschaltung der drei Kernkraftwerke, wie sie im Atomgesetz vorgesehen und von den Betreibern geplant wurde.

Beginnen wir mit der Tatsache, dass auf Seite 1 von drei Szenarien gesprochen wird, die im Sinne der nuklearen Sicherheit ist. Szenario A bedeutet wortwörtlich die Abschaltung.

“Endgültige Abschaltung” gibt es bei Version 2 nicht.

Szenario A „Kurzzeitiger Weiterbetrieb der Atomkraftwerke (Monate)“ Die drei in Betrieb befindlichen Atomkraftwerke werden mit vorhandenen Brennelementen unter Ausnutzung des Streckbetriebs oder eine frühzeitige Leistungsreduktion weiter betrieben. Hierzu wäre eine alsbaldige Entscheidung erforderlich, damit sich nach dem 1.1.2023 noch abbrennbarer Brennstoff im Kern befindet.

Absurderweise ist die Version der Aufsicht, die nach einigen Menschen bösartig umgeschrieben wurde, eher realistischer.
Endgültige Abschaltung war sogar im März 2022 unrealistisch und wurde als Option gestrichen.
Final greift die Abteilung hier auf, dass es sich aufgrund des geringen Beitrags der drei Atomkraftwerke für die Stromversorgung nicht lohnt, das erhöhte Risiko in Kauf zu nehmen.

Was ein Streckbetrieb der deutschen Atomkraftwerke bringen könnte

September 2022 sah Habeck das immerhin schon anders.
Am Ende wurde Szenario B (Version 1) oder Szenario A (Version 2) umgesetzt, Streckbetrieb.

Unabhängig von den Kosten.

Wie das GRS auf Seite 3+4 korrekt beschrieben wurde, sind die Kosten für Instandhaltung/Ersatzteilbevorratung und Personal nicht gering und es ist unklar, wieso gerade Deutschland alle sechs Monate diese unsinnige starre Ansicht auf die Kernkraft hat.
Immerhin zeigt der globale Trend, wo es hingeht.

The value-adjusted LCOE of solar PV plus battery storage is significantly lower than nuclear power in most markets today, though in China it does not cross this threshold until around 2025 in the STEPS. Its closest competitors are solar PV on its own, onshore wind in most markets, and offshore wind in China and the European Union.

In den neusten Berichten sind Photovoltaik + Speicherprojekte der IEA wirtschaftlich (nach VALCOE) signifikant günstiger als Kernkraftanlagen.

Mir ist schon klar, dass auch diese Desinformationsschleuder erneut verwendet wird, um gegen den weltweiten Trend zu argumentieren.
Kann man machen, ist wirtschaftlich allerdings absolut unsinnig.

Zum Finale geht es um den veröffentlichten Prüfvermerk auf der Webseite des Bundeswirtschaftsministeriums inklusive FAQ.

Bevor Staatssekretär Tidow diese wichtigen Korrekturen übernehmen und an Patrick Graichen weiterleiten konnte, hatte dieser seinen fehlerhaften Entwurf schon längst an den Minister geschickt. „Stefan Tidow wird noch ein paar Ergänzungen vornehmen, aber im Grunde kann das dann auch die Basis für die Kommunikation der beiden Häuser nächste Woche sein“, schrieb er dazu am Freitagabend an Robert Habeck. Und der hatte am Wochenende nichts Besseres zu tun, als den im Bürokratendeutsch verfassten Vermerk in einen ausschweifenden Frage-und-Antwort-Text umzudichten
Cicero

Möglicherweise habe ich eine etwas ungewöhnliche Anspruchshaltung an Politiker, nur bin ich persönlich ein Freund davon, wenn Politiker bei solchen historischen Krisen tatsächlich auch am Wochenende arbeiten und sich vorbereiten und Notizen schreiben.
Für den Cicero Autor möglicherweise ungewöhnlich, dass Inhalte vorbereitet werden bei der katastrophalen Recherche hier, nur dafür werden Politiker von Steuergeldern bezahlt.

Meine größte Überraschung des Beitrages bleibt der Aiwanger Brief.

Auf Seite 2 behauptet Aiwanger, dass die Bundesregierung fehlinformiert sei, ”(…) dass Uran nur aus Russland bezogen werden könne”.
Nach Aussage von Aiwanger wegen des Prüfvermerks wirkt das ebenfalls irreführend.

Nur steht das gar nicht im Prüfvermerk, da steht etwas Gas und bei anderen Beiträgen von Kohle mit Bezug auf Kompensationsmöglichkeiten.
Uran aus Russland ist da nicht Thema.
Also ist unklar, wieso Aiwanger das so konkret als Beispiel benennt.

Trotzdem lobe ich gerne Aiwanger.
Die Gutachten bezüglich ISAR 2 und Gundremmingen C waren vorausschauend und eine richtige Entscheidung, für den Fall der Fälle etwas in der Hand zu haben.
Nach diesen negativen Zeilen hier möchte ich auch positive Punkte benennen.

Was ist jetzt das Fazit dieser ganzen Nummer?

Abschließend bleibe ich bei meiner Position.
Radikale Transparenz bei Politikern und Entscheidungen ist eine gute Sache.
Dieser Beitrag von Cicero ist ein Desaster.
Selektive Veröffentlichung der Unterlagen, einfach komplette Falschaussagen, um von einer massiven Täuschung zu reden, die mit der Realität kaum was zu tun hat.

Der verzweifelte Schrei der Pro-Kernkraft-Fraktion, die einen derben Skandal erschaffen wollen, während die Realität gezeigt hat:

Gasmangel gab es keinen, die Speicher waren deutlich gefüllter als gedacht.
Kohlekraftwerke mussten über den Winter kaum laufen und nicht wenige Kraftwerksblöcke wurden April 2024 abgeschaltet.

Es ging auch ohne die Kernkraftanlagen und auch ein Jahr nach der Abschaltung sehen die Daten der Nettostromerzeugung nicht so schlimm aus, wie es gern dargestellt wird.

Öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland in Quartal 1

Mit 121,6 TWh (2024) gegenüber 121,1 TWh (2023) steigert sich auch die Last, während der Strommix immer sauberer wird.
Passiert in ganz Europa, auch wenn das manche Menschen nicht hören wollen.

Also setzen wir uns an die Herausforderungen der Energiewende und blicken in die Zukunft, nicht in die Vergangenheit mit Kernkraft.


Der Strommangel von Oranienburg?

Unfassbar, dass das überhaupt nötig ist.

Mit Oranienburg haben wir wieder ein geniales Beispiel, wie Desinformation im Bereich der Energiewende abläuft.

Was ist überhaupt passiert?

Wieso dem Stromnetz in Oranienburg der Blackout droht
Hilferuf aus Brandenburg: Erster Stadt geht der Strom aus - Überschrift von Desinformationsplattformen
Wagenknechts Beitrag ist besonders inkompetent, daher weigere ich mich, diesen hier in den ALT-Text reinzuschreiben. Nein, E-Autos wurden nicht vorgeschrieben. Nein, Wärmepumpen wurden nicht verordnet.

Nach den Beiträgen von einzelnen Medien, Desinformationsschleudern und Populisten könnte man meinen, dass in Deutschland tatsächlich das Limit der Energieversorgung erreicht wäre.
Dabei ist es hier ein recht einfacher Fall.

Wir können einfach die Stadtwerke Oranienburg selbst fragen:

Kapazitätsengpass im Stromnetz der Stadtwerke Oranienburg

Einfach gesagt gibt es hier einen Übertragungsengpass.
Daher ist jede einzelne Person, die behauptet, die Energiewende sei schuld an diesem Problem, automatisch vom Diskurs disqualifiziert.
Auch bei Frankreichs Stromerzeugung, welche 2023 zu 67,3% aus Kernkraft stammt, muss der Strom transportiert werden.
Strom ist kein Feenstaub und braucht Leitungen, wie auch im Detail in dieser Pressemitteilung erklärt wird.

Der Lieferengpass aus dem vorgelagerten Hochspannungsnetz hat jetzt Auswirkungen auf aktuelle Anschlussbegehren im Versorgungsgebiet der Stadtwerke in der Oranienburger Kernstadt sowie im Ortsteil Sachsenhausen.
Stadtwerke Oranienburg

Daher hat das überhaupt nichts mit der Bundesregierung zu tun, sondern mit kommunaler Fehlplanung.

Kapazitätsengpass im Stromnetz der Stadtwerke Oranienburg

Planmäßig soll Ende 2026 das neue Umspannwerk laufen, also kann man nur hoffen, dass mit der aktuellen Problematik etwas mehr Tempo reingebracht wird.

Wie konnte das überhaupt passieren?

Ironischerweise aus einem sehr guten Grund: Verdammt gute Einwohnerentwicklung und Wachstum.

Entwicklung der Einwohnerzahlen in Oranienburg (Gesamtzahl) seit 2011

Über 20% Wachstum in 10 Jahren ist viel. Sowas verändert Ortschaften deutlich.
Sofern man da nicht mitplant, kommen die Verteilnetze (damit meint man Hochspannung, Mittelspannung und Niederspannung) an ihr Limit.
Hauptproblem hier war das Wachstum mit Einwohnerzahlen und die wachsende Industrie, welche massiv auf die Mittelspannung angewiesen ist.
Weiter oben wird von den Stadtwerken spezifisch auf ”(…) Lieferengpass auf dem vorgelagerten Hochspannungsnetz (…)” hingewiesen, was auf den Übergang von Hochspannung auf Mittelspannung bezogen ist.
Logischerweise hat auch das eine gewisse Kapazität, was mit Wachstum oder auch Schrumpfung angepasst werden muss.

Das ist hier nicht passiert.

Zusätzlich hat sich die Bundesnetzagentur mittlerweile eingemischt.

Aktuelle Einschätzung der Bundesnetzagentur zum Kapazitätsengpass in Oranienburg

Welch Überraschung.

Der Ausbau oder Anschluss von Wärmepumpen oder Wallboxen spielt nur eine untergeordnete Rolle.
Bundesnetzagentur

Der Großteil des Mehrbedarfs stammt aus der Industrie, Gewerbe und aus neuen Baugebieten.

Wie so häufig sieht man, es ist sehr ratsam, die Primärquellen zu überprüfen, bevor man sich in Panik geraten lässt durch Populisten und Desinformationsschleudern.

Denn die Schuld bei der Ampel zu suchen, wenn kommunale Planung gescheitert ist, wirkt nicht sehr sinnvoll.
Genauso wenig sind die regenerative Energien an sich bzw. die Energiewende schuld, denn auch Kernkraft benötigt Stromleitungen und sind kein Feenstaub.

Lasst uns sinnvoll über Probleme reden und pragmatische konstruktive Lösungen finden.
Das ist wichtig.


Warum Strom langfristig teuer bleiben dürfte?

Selbstverständlich gibt es auch 2024 wissenschaftliche Arbeiten zur Entwicklung des Strompreises.
Um die Einschätzungen der Wissenschaftler zu verstehen, empfiehlt es sich, diese Arbeiten selbst zu lesen.

Worum geht es überhaupt?

Eine der Wirtschaftsweisen Grimm ist an diesem Policy Brief beteiligt, was zu spannenden Medienüberschriften wie folgenden führte:

Mit dem Erneuerbaren-Ausbau sinken die Preise, verspricht die Bundesregierung. Eine neue Studie der Wirtschaftsweisen Grimm offenbart jedoch, dass in der Rechnung ein zentraler Teil fehlt.
Wirtschaftsweise warnt vor langfristig hohen Stromkosten
Wirtschaftsweise rechnet auch in Zukunft mit hohen Strompreisen

Grundlegend geht es um diesen kurzen Policy Brief , der erklärt, dass die Stromgestehungskosten allein kein guter Ratgeber ist, wie teuer der Strom in Zukunft sein wird.

An sich ist das natürlich eine richtige Aussage.
Bei der Betrachtung eines Landes müssen Upgrades der Netzinfrastruktur berücksichtigt werden. (durch Smart-Meter) oder Back-Up-Kapazitäten wie Gaskraftwerke und Akkuspeicher kosten.

Wieso ihre Analyse aus meiner Sicht trotzdem irreführend ist, folgt jetzt:

 Tabelle 2: Parameter für das Jahr 2021. Quelle: Fraunhofer ISE (2021)

Zu Beginn: Die Quelle ihrer Rechnung für 2021 ist dieser Beitrag des Fraunhofer ISE, welcher methodisch in meinen Augen top ist.
Dennoch, wie bereits hier erklärt wurde, ist diese Quelle nach der Energiekrise 2022 in Folge des Ukraine-Krieges nicht mehr ideal und es ist ratsam, auf aktuellere Quellen zurückzugreifen, wie den World Energy Outlook 2023 der internationalen Energieagentur.

Zusätzlich kann man sagen, dass in der Entwicklung von PV- und Akkuspeicherpreise viel Bewegung reingekommen ist die letzten 2-3 Jahre, weshalb Angaben wie CAPEX sehr schnell hinfällig sein können.

Hier findet sich ein Beispiel:

 Tabelle 2: Parameter für das Jahr 2021. Quelle: Fraunhofer ISE (2021)

Mit dieser Grafik will ich aussagen, dass die Preise (insbesondere Investitionsausgaben) sehr schnell abstürzen und eine drei Jahre alte Quelle schnell deutlich höhere notwendige Kosten suggerieren als man wirklich braucht.

Jetzt konkret zur Methodik:

 Tabelle 3: Parameter für das Jahr 2040. Quelle: Fraunhofer ISE (2021)

Grimms Team arbeiten mit 600 Euro/kWh (2021) und 285 Euro/kWh (2040) für die Investitionskosten bei Batteriespeichern.

Table B.5 ⊳ Capital costs for selected technologies by scenario

Bei aktuelleren Quellen wie dem World Energy Outlook 2023 der internationalen Energieagentur finden sich für 2030 bereits Werte von 175-185$/kWh und mit den aktuellen Entwicklungen bei E-Autos dieses Jahr, welche den Preis für E-Auto-Akkus 2024 auf 70$/kWh runterdrücken und bis 2025 mit Preisen von 36$/kWh rechnen.
Ja, natürlich sind die Beschaffungskosten bei E-Autos nicht die gesamten CAPEX/Investitionskosten, nur zeigt es ziemlich deutlich, in welche Richtung die Reise geht.

Optimistisch stimmt einen die aktuelle Entwicklung mit Natrium-Akkus, welche vollständig in Deutschland produziert werden können und nach LiFePO4 den nächsten Schritt in die Zukunft darstellen, der im Gegensatz zu diversen “Super-Akkus” der letzten Jahrzehnte auch kommerziell tatsächlich produziert und verkauft wird.

Allein das sorgt dafür, dass Annahmen wie 32,76 ct/kWh für den LCOLC-Wert der Studie völlig überzogen sind, wenn mindestens die Investitionskosten für Speicher fast doppelt so hoch angesetzt sind (sofern man die jetzigen die letzten Jahre verwendet) oder gar statt 2040 mit 285 Euro/kWh bereits 175-185$/kWh im Jahr 2030 erreicht werden. Zehn Jahre früher als erwartet.

Auf Seite 13 der Arbeit findet sich zusätzlich ein merkwürdiger Beitrag:

Table B.5 ⊳ Capital costs for selected technologies by scenario

Hier wird erklärt, dass in nachfrageseitigen Flexibilitäten zu investieren mit hohen Kosten verbunden wäre.

Seit Jahren gibt es immer wieder Studien, die das Gegenteil suggerieren.
Unabhängig, ob wir von USA oder Deutschland sprechen, fast überall findet man Aussagen, die stark konträr zu der Aussage in Grimms Policy Brief stehen.
Flexibilität, egal in welchem Sektor, ist eine gute Möglichkeit, deutlich weniger Geld in Kraftwerke und Stromnetze investieren zu müssen.

Abbildung 12. Reduktion der Stromkosten für den Betrieb von Wärmepumpe und Elektroauto (gegenüber dem unflexiblen Betrieb).

Beispiele finden sich in dieser Studie.
Aus meiner Sicht sind bis zu 70% (!) weniger Kosten (aus Systemsicht) für ein Elektroauto oder bis zu 24% weniger Kosten für Wärmepumpen durchaus nicht unwichtig.

Wir reden immerhin von größeren Milliardenbeträgen und da sind solche Einsparungen sehr willkommen und eine gute Idee.

Die Erkenntnis aus unseren Berechnungen zusammen mit der Einsicht, dass es weitere
Optimierungspotenziale (etwa durch die Flexibilisierung der Nachfrage, Sektorenkopplung oder
europäische Integration) aber auch weitere Kostenfaktoren (etwa durch Abweichen von dem
kostenminimalen Kraftwerksmix, zusätzliche Netzausbaukosten und Backup-Kraftwerke) gibt, zeigt,
dass die LCOE von EE die für die Stromversorgung tatsächlich entstehenden Kosten nicht
vollständig abbilden und daher nicht geeignet sind, um Schlussfolgerungen über zukünftige
Stromkosten zu ziehen.

Als letzten Punkt könnte man ebenfalls auf Sektorkopplung und weitere Integration in das europäische Stromnetz eingehen, das macht die Studie allerdings auch nur im Nebensatz.

Konkreter verstärkter grenzübergreifender Netzausbau kann sich auszahlen, wie man hier sieht:

Durchschnittliche Day-Ahead-Börsenstrompreise in Woche 11 2024.

Sofern Portugal und Spanien mit Deutschland zusammenarbeiten und mehr Kapazitäten durch die Nachbarstaaten aufbauen, kann Deutschland davon profitieren, wenn in Spanien viel regenerativer Strom verfügbar ist und so profitieren alle europäischen Staaten. Win-Win.
Solche Projekte sind geplant vom ENTSO-E mit Blick auf Offshore-Windkraft, wie ihr hier sehen könnt:

Durchschnittliche Day-Ahead-Börsenstrompreise in Woche 11 2024.

Ja, das sieht deutlich chaotischer aus, als es wirklich ist.
Grundsätzlich erklären die europäische Netzbetreiber in sehr detailierten Berichten, wie weit diese Projekte fortgeschritten sind und welche Hinternisse noch existieren.

Abschließend kann man sagen, dass die Einschätzung, dass der Strom “teuer bleibt” sehr irreführend ist.
Wir sehen, dass die Situation, bereits jetzt, deutlich entspannter ist.

Natürlich hat die Ampel-Regierung noch genug zu tun und der Netzausbau darf gerne doppelt so schnell in Deutschland vorangehen.

Trotzdem wird der Strom nicht teuer bleiben, wie es das Handelsblatt formuliert hat und die Studie von Grimm hat recht, dass man nicht nur die Gestehungskosten für die kommenden Strompreise verwenden sollte im politischen Diskurs.

Nur war das in ernsthaften pragmatischen Diskussionen auch gar nicht der Fall, weder von der Bundesnetzagentur, vom Bundeswirtschaftsministerium oder den hier verlinkten wissenschaftlichen Arbeit der Fall.


Was hat der Bundesrechnungshof wirklich zur Energiewende gesagt?

Kritik ist wichtig.
Nur mit Kritik können die meisten Probleme und Missstände ausreichend identifiziert und gelöst werden.
Diese Aufgabe erfüllt der Bundesrechnungshof zur Politik der Bundesregierung.

Genau darum geht es bei diesem Thema, der Bundesrechnungshof hat einen Sonderbericht zur Energiewende rausgegeben und das wurde in Medien ungefähr so vorgestellt:

Rechnungshof sieht Stromversorgung gefährdet
Die Regierung zeichne kein realistisches Bild des Umbaus der Energieversorgung, so der zentrale Vorwurf der Rechnungsprüfer. Bundeswirtschaftsminister Habeck kann das nicht nachvollziehen

Wie schon bei allen anderen Fragen dieser Quellenliste schauen wir uns die Kernkritiken des Originalberichts an.

Kritikpunkte 1:

Eine sichere Versorgung mit Strom aus volatilen erneuerbaren Energien erfordert, dass parallel ein weitgehend redundantes System mit gesicherter, steuerbarer Leistung verfügbar ist.
Außerdem ist ein erheblicher Ausbau der Stromnetze nötig

Konkret kritisiert der Bundesrechnungshof, dass Windkraft an Land nicht schnell genug ausgebaut wird, Backup-Kapazitäten nicht ausreichend schnell gebaut werden und der Netzausbau sieben Jahre und 6000 km hinter der Planung zurückliegt.

Zur Windkraft an Land: Keine Kritik meinerseits. Das ist korrekt.

So läuft der Windenergie-Ausbau - Jährlicher Zubau von Windenergie an Land und Ausbauziele im Erneuerbare-Energien-Gesetz (Stand 21.03.24)

Wie man sieht, steigt die jährliche Zubaumenge an Windkraft deutlich an, nur ist das dennoch von den selbstgesetzten Zielen entfernt.
Dennoch ist es so, dass Habecks Ministerium einiges an Beschleunigung vorangebracht hat durch Gesetze wie dem Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land oder Gesetz zur Beschleunigung von verwaltungsgerichtlichen Verfahren im Infrastrukturbereich, was konkret zu Situationen wie dieser hier in Schleswig-Holstein geführt hat. Statt mehrere Jahre auf Genehmigungen zu warten, hat das komplette Verfahren keine sechs Monate gedauert nach der Projektleitung.

Natürlich muss noch sehr viel getan werden, dennoch kann man grade dieser Regierung nicht vorwerfen, bei Energiethemen untätig zu sein. Verweise dafür gerne auf diese Liste hier.
Quantität wie Qualität dieser Gesetze habe ich die 16 Jahre der verschiedenen Merkelregierungen nicht gesehen.

Zur Kritik der Backup-Kapazitäten: Das ist nicht ohne Grund im Konjunktiv geschrieben.

Eine Kraftwerkstrategie wurde im Februar 2024 vorgestellt, wie auch im Bundesrechnungshofbericht erwähnt wird auf Seite 20.
Tatsächlich erschließt sich mir bei dem Bericht gar nicht die Einschätzung, dass das Ziel bis 2030 nicht erreicht wird.
Zitiert wird ein Artikel von Energate-Messenger, bei dem es um die EU-Taxonomie geht und dass dadurch nicht automatisch Gaskraftwerke wirtschaftlich werden.
Kleiner Hinweis: Der Artikel ist vom Januar 2022, vor der Energiekrise.
Wirtschaftlichkeitsrechnungen damit zu bestimmen wirkt besonders bizarr.

Was hat das mit der Reservekapazität zu tun?
Es geht darum, dass die kommenden Gaskraftwerke für die bereitgestellte Leistung vergütet werden.
Daher wird die Wirtschaftlichkeit völlig anders berechnet.
Das Argument, dass die Kraftwerke still stehen, ist irrelevant, da dies nicht ihre Funktion ist.
Völlig unklar, wie man auf dieses Argument kommt.

Zusätzlich widersprechen auch die Zeitpläne von Plänen kommender Gaskraftwerke, wie es in Baden-Württemberg der Fall ist.
Beschleunigung findet statt, weil effektiv nur Turbinen ausgetauscht werden (Kohle zu Gas - Fuel Switch) und dadurch die Bauzeit selbstverständlich weit schneller erledigt ist, das erste soll 2025 schon fertig sein.

Damit kann man durchaus weit schneller diese Ziele erreichen, daher ist das eher fragwürdig zu bewerten.

Zur Kritik des Netzausbaus: Völliger Unsinn.

So sehr ich bei Windkraft und auch minimal, wenn auch sehr begrenzt, die Kritik bei Backup-Kapazitäten verstehe, beim Netzausbau ergibt die Kritik des Bundesrechnungshofs absolut keinen Sinn.

Im Detail stört mich dieses Bild:

Ziele für Netzausbau weit verfehlt - Ende September 2023 lag der Ausbau der Übertragungsnetze sieben Jahre und 6 000 km hinter dem Zeitplan.

Zuerst: Wenn die Zeitplanung sieben Jahre hinter dem Plan liegt, ist es ohnehin schwierig, den Missstand pur auf diese Regierung zu münzen, der Referenzbericht, auf den der Bundesrechnungshof sich bezieht, stammt immerhin von 2010.
Immerhin wurde diese Pläne mehrmals seit damals verändert und angepasst, das ergibt als Referenzwert keinen Sinn mit den Monitoring-Berichten 2022+2023.

Noch wichtiger ist das hier:

Stromnetzausbau Stand der Genehmigungsverfahren der Bundesnetzagentur

Logischerweise kann der Bundesrechnungshof nicht immer die neusten Informationen verarbeiten, solche Berichte müssen einen Punkt haben, an dem neue Daten ausgelassen werden, um mit der Auswertung zu beginnen.
Nur diese Kritik ist aus meinen Augen einfach nicht angemessen.
Nach dem eigenen Anspruch und geplanten Genehmigungen bzw. Leitungskilometern auf Bundesnetzagenturebene ist man durchaus vor der eigenen Planung.

Unter anderem A-Nord in Kombination mit Ultranet zeigt ein Beispiel, bei dem der Baubeginn bereits ein Jahr früher startet als geplant.

Sollte man beim Netzausbau dieselbe Geschwindigkeit wie bei den LNG-Terminals während der Energiekrise verwenden? Ja, das wäre sehr hilfreich.
Ist das realistisch? Nein, natürlich nicht.

Aus meiner Sicht gibt es deutlich mehr positive Entwicklungen, als der Bundesrechnungshof suggeriert.
Da dieser Kritikpunkt auch nicht weiter ausgeführt wird, kann man nicht mehr dazu sagen, als dass es inhaltlich nicht der Realität standhält.

Grundsätzlich nennt der Bundesrechnungshof bei seinen Berichten Vorschläge, wie man Probleme lösen sollte.

Europäische und nationale energiepolitische Maßnahmen sollten ebenfalls möglichst kohärent sein. Andere EU-Staaten planen, die als klimaneutral eingestufte Kernenergie künftig
verstärkt zu nutzen. Deutschland wird somit künftig möglicherweise vermehrt Atomstrom
aus anderen EU-Staaten importieren. Der deutsche Ausstieg aus der Kernenergie erscheint
im europäischen Kontext widersprüchlich

Eine der Empfehlungen sticht besonders heraus.
Wer diese Quellenliste schon länger nutzt, kennt ggf. meine Kritik an neugebauten Kernkraftwerken aufgrund ihrer fehlenden Wirtschaftlichkeit und Schwierigkeiten, pünktlich gebaut zu werden.

Komplexität des Netzausbaus zu benennen und dann ausgerechnet die Stromerzeugungsquelle zu benennen, die bekanntermaßen bei fast jedem Bau weltweit stark verzögert und von Problemen geplagt wird, erscheint besonders absurd, zumal selbst nach dem Willen einiger EU-Staaten neue Kernkraftwerke frühestens in 9-12 Jahren in Betrieb gehen werden, was für europäische Projekte noch optimistisch ist.

Deutschlands Kurs mit regenerativen Energien ist weltweit kein Sonderfall und das zeigt sich bei jeder Auswertung der letzten zwei Jahre, dass der Zubau von regenerativen Energien unaufhaltsam ist.
Selbst falls absolut mehr Kernkraft erzeugt wird, wird der Importmix aus anderen Ländern sich eher Richtung regenerativen Energien entwickeln und daher ist diese Annahme, mehr Strom aus Kernkraft zu importieren, bei aktuellen Zubauraten im ENTSO-E-Gebiet unmöglich.

Auch mit kleinen modularen Reaktoren (SMR) sieht die Bilanz aktuell nicht gut aus, wie hier spezifisch erklärt wird.

Kritikpunkte 2 betrifft das Thema Bezahlbarkeit der Stromversorgung:

Hohe Strompreise stellen ein erhebliches Risiko für den Wirtschaftsstandort Deutschland
und die Akzeptanz der Energiewende in der Bevölkerung dar.

Spezielle Kritikpunkte zur Bezahlbarkeit sind die generellen Strompreise, Investitionskosten des Ausbau der Stromnetze bis 2045 und Netzengpassmanagementkosten, welche stark ansteigen sollen.

Zur Kritik der Strompreise: Theoretisch verständlich, nur was soll die Alternative sein?

Mir ist nicht ganz klar, ob irgendwas beim Bericht schiefgelaufen sein muss, da die Formulierung ”Den Zubau der 10 GW H2-
ready-Gaskraftwerke im Zuge der KWS plant die Bundesregierung
über eine Förderung aus
dem KTF anzureizen
” etwas absurd wirkt, da dieser Bericht bereits auf das Gerichtsurteil verweist, welches den KTF effektiv als verfassungswidrig deklariert hat.
Daher ist das, selbstverständlich, nicht der Plan der Ampel-Regierung zum Zeitpunkt des Berichts.
Bei den Kritikpunkten 1 weiter oben habe ich bereits angesprochen, dass man nicht immer topaktuelle Informationen nutzen kann, nur wieso denn bitte so ein Schnitzer bei der alten Information?

An sich ist die Kritik valide, dass Deutschland teure Strompreise hat, auch wenn es weit von den teuersten in Europa entfernt ist. Nur stimmt das eben nur bei bestehenden Verträgen.

Strompreisentwicklung für Neukunden - Durchschnittlicher Strompreis bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh in Cent/kWh.
STROMPREISE IN EUROPA TABELLE – ENTWICKLUNG 10 JAHRE.

Ja, das sind viele Zahlen und erschlägt einen im ersten Blick.
Nur mir geht es konkret darum, dass man heutzutage in Deutschland ohne Probleme weit günstigere Neukundenverträge abschließen kann und mit diesen durchaus im EU-Schnitt gut mithalten kann, teils sogar günstiger rauskommen kann, sofern dynamische Tarife möglich sind.

Meiner Ansicht nach wäre eine sinnvollere Kritik gewesen zu kritisieren, dass die Ampel-Regierung nicht eine großangelegte Aufklärungskampagne gestartet hat, um Leute zu überzeugen, ihren Stromanbieter zu wechseln. Denn es ist korrekt, dass nicht wenigen Leuten eine Preiserhöhung vom Stromanbieter an den Kopf geworfen wurde.
Nur wie auch schon die Verbraucherzentrale klar definiert, wechseln lohnt sich. Ersparungen von vielen Euros sind bei den meisten Menschen drin.
Traurigerweise lassen sich nicht wenige Bürger in Deutschland beim Gas- wie Stromanbieter effektiv verarschen.

Wettbewerb im Strommarkt: Lieferantenwechsel (kumuliert)

Dieser Wert steht für den Versorgerwechsel der Haushalte in Deutschland. Stand 2023 lag dieser grade mal bei 49,9% (Mehrfachwechsel werden nur einmal erfasst.), also kann man sich vorstellen, wie dieser hohe Durchschnittswert überhaupt entstehen konnte.

Außerdem kritisiert der Bundesrechnungshof, dass die Bundesregierung nicht definiert, was eine bezahlbare Stromversorgung sein soll.

Ehrlich gesagt kann ich der Kritik nicht einmal folgen.
So eine Formulierung ist so super vage und unkonkret, da man natürlich klarstellen muss, für wen oder in welcher Relation etwas bezahlbar sein soll.

Kann man natürlich machen, wäre für mich allerdings eine recht schwache Kritik.

Jetzt muss gefragt werden, was zur Hölle soll die Alternative sein?
Kernkraft wie es vorher angedeutet wurde? Welche in Frankreich, Finnland und Großbritannien zu absurd teuren Desastern werden?
Weiter auf Gas- und Kohlekraftwerke setzen?
Welche durch den ETS II zwangsläufig teurer und unbezahlbar werden?

Denn bei Kapitel 4 ist die Empfehlungsübersicht recht dünn, was nicht überraschend ist, da der Weg an regenerativen Energien nicht vorbeiführt, wenn man das selbstgesetzte Ziel des Bundesrechnungshofes erreichen soll.
Bezahlbarkeit gewährleisten, ohne massiv auf regenerativen Energien zu setzen, ist weltweit nicht sehr realistisch.
Genau diese Lektion macht grade Frankreich, bei der die staatliche ARENH-Subventionsstruktur ausläuft und jetzt nach und nach reguläre Preise ankommen.

Abschließend ist das keine überzeugende Kritik.

Zur Kritik des Netzausbaus: Nachvollziehbar zu einem Grad.

Etwas unklar bei der Kritik ist dieser Punkt:

Netzausbaukosten in Zukunft wesentlich höher als bisher

Wir sehen eine deutliche Steigerung der Netzausbaukosten, die durch steigende Elektrifizierung auf Deutschland zukommt. (durch die bewusste Wahl von Erdkabeln, Freiluftleitungen wären deutlich günstiger.)

Bizarr, dass der Bundesrechnungshof mit Verweis auf den Deutschlandfunk die 150 Milliarden für Verteilernetze auf 250 Milliarden erhöht.

Bei einem 18 Minuten Beitrag kann es etwas unklar sein, welcher Teil des Beitrages zu der Einschätzung geführt hat, also das Zitat von Minute 16-18:

Warum der Umbau des Stromnetzes kompliziert ist

Kurze Frage: Wieso genau wird bei Verteilernetze die Summe massiv erhöht und bei Übertragungsnetzen der Wert nicht um 63 Milliarden gesenkt, wenn man sich schon auf eine abweichende Spanne von Experten bezieht?
Klar, es wäre dennoch statt 463,7 Milliarden 500 Milliarden, nur so wirkt es natürlich noch schlimmer als es sein sollte.
Cherrypicken, das spezifische Rauspicken von Aussagen, die die eigene Aussage stützt, während man widersprechende (…innerhalb einer Minute?) Aussagen einfach ignoriert, ist schlechte Form und würde ich nicht vom Bundesrechnungshof erwarten.

Also dieser Teil der Kritik ist nicht sonderlich überzeugend.

Zur Kritik an Netzengpassmanagement: Keine Kritik. Das ist 100% korrekt.

Fangen wir mit dem Anfang an: Diese Prognose stammt von dieser Quelle.
Netzbetreiber in Deutschland sind, wie schon im Titel angedeutet, nach dem EnWG verpflichtet, jährlich eine Prognose für die kommenden fünf Jahre anzugeben.

Generell gibt es mehrere Ansätze, wie Lastverschiebung und das Verwenden von dynamischen Stromtarifen.

Auch die Netzbetreiber haben mit Redispatch 3.0 bereits konkrete Ideen vorgelegt, wie man die ganzen neuen Wärmepumpen und E-Autos netzdienlich verwenden kann, um eben die Kosten für Netzengpassmanagements zu vermeiden und minimieren.

Weitere Quelle zu dieser Frage ist Mehrwert dezentraler Flexibilität im Auftrag des Verbandes der Elektro- und Digitalindustrie (ZVEI e. V.) zeigt auch, wie diese Lastverschiebung die Kosten für Wärmepumpen um 24% oder im Falle des E-Autos um mehr als 70% senken kann.
Etwas schräg, dass weder Habecks Ministerium, noch Bundesrechnungshof diesen Ansatz in ihrer Kritik oder Statements verwendet.
Wäre ein konstruktiver Kritikansatz gewesen, bei dem man mehr Tempo fordern kann, nur versucht das der Bundesrechnungshof gar nicht.

Habecks Ministerium hat bereits mehrere Ansätze umgesetzt, vom Anpassen und Zur Verfügung stellen von dynamischen Netznutzungsentgelten in überlastetenden Gebieten oder völlig überfälligen Gesetz zum flächendeckenden Verwenden von Smartmetern, was Missstände der letzten 16 Jahre nach und nach aufholt, denn während Nachbarländer wie Dänemark oder Niederlande bereits bei nahezu 100% Smartmeterquote in den Haushalten liegt, hat Deutschland grade erst angefangen.

Problematisch und valide Kritik, nur da sehe ich eben, dass die Ampel-Regierung endlich Probleme angeht und nach und nach löst.

Ein finaler Kritikpunkt, der mir beim abschließend Statement aufgefallen ist, betrifft diesen Punkt:

Der Verweis auf Ersparnisse bei fossilen Energieträgern überzeugt ebenso wenig. Denn solange die Stromnachfrage nicht vollständig durch erneuerbare Energien gedeckt wird, bestimmen die Kosten fossiler Kraftwerke weiterhin den Börsenstrompreis.

So ist das nicht ganz korrekt.
Kontext: Das Bundeswirtschaftsministerium argumentiert in seinem Statement, dass Ersparnisse bei fossilen Energieträgern gegenüber gestellt werden müssen, um den Stromnetzausbau zu rechtfertigen, da diese fossilen Importe nicht mehr nötig wären.
Bedeutet im Detail nach Statista, die sich auf Destatis beziehen, dass Deutschland die 67,4 Milliarden Euro an Importkosten nach und nach abschaffen kann.

Bundesrechnungshof widerum argumentiert, solange nicht vollständig der Strom durch regenerative Energien gedeckt wird, bestimmen die Kosten fossiler Kraftwerke den Börsenstrompreis.
Allerdings funktioniert die Merit-Order nicht so.

Erstens: Es gibt, dank der Preisstürze bei Windkraft und PV, heutzutage immer mehr PPA (direkte Stromverträge mit Firmen z. B.), die selbstverständlich mit der Merit Order überhaupt nichts zu tun hat und Importe weniger notwendig machen. Diese Ersparnis kann man schlecht mit der Argumentation verschwinden lassen.

Zweitens: Sofern immer mehr Firmen, wie Privatpersonen, sich teils selbst versorgen können mit einer eigenen PV-Anlage, in Form von gemeinschaftlichen Gebäudeversorgung in Mehrfamilienhäusern, in Form von Bürgerenergiegenossenschaffen oder gar, wie in Österreich, in Energy Sharing Gemeinschaften, fallen diese Nutzer teils aus dem Merit-Order-Marktsystem raus und diese zwangsläufige Einschätzung hat mit den Fakten wenig zu tun.
Die weiter oben genannten Studien zu Redispatch 3.0 oder Mehrwert dezentraler Flexibilität erklären das ja im Detail, wie enorm die Ersparnis von netzdienlicher Verwendung dieser Verbraucher sein kann in Zukunft.
Natürlich macht man sich Gedanken darüber und die Stellschrauben in Form von Gesetzen wird vorangebracht.

Drittens: Wortwörtlich BWL 101. Angebot und Nachfrage. Sofern weniger Kohle und Gas verwendet wird, sinkt die Nachfrage und wenn die Nachfrage bei gleichen Angebot sinkt, fallen Preise.
Selbst mit Verweis auf den europäischen Zertifikatehandel (ETS II) sind die aktuellen Ausbaugeschwindigkeiten der gesamten EU so massiv im Bereich der regenerativen Energien, dass mir nicht ganz klar ist, wie man diese Prognose und Aussagen tätigen kann.

Merkwürdigerweise fehlt auch jeder Verweis auf nur eine Primärquellen, die die Position des Bundesrechnungshofes verständlich macht.

Aus meiner Sicht ein sehr bizarrer Bericht.

Fehlen Deutschland 60 Milliarden Euro für Reservekraftwerke?

Dieses Thema ist frustrierend und fasst eine zentrale Problematik der Wissenschaftskommunikation und Medienkompetenz zusammen.

Katastrophale Recherche.

Zuerst die Überschriften, die zeigen, welche Ängste bei diesem Thema geschürt wurden:

Welt Artikel Überschrift: Die nächsten 60 Milliarden fehlen – Habeck braucht Geld für Back-up-Kraftwerke [Hinweis: Die Summe ist völlig falsch.]
Deutschland braucht Reservekraftwerke – und 60 Milliarden Euro [Hinweis: Die Summe ist völlig falsch.]
Investitionen in die Stromversorgung :Reservekraftwerke kosten 60 Milliarden Euro ([Hinweis: Die Summe ist völlig falsch.])

Ob Handelsblatt, Tagesspiegel oder Springerformat Welt, überall ist zu hören, dass Deutschland 60 Milliarden Euro fehlen, um ausreichend Backup-Kraftwerke aufzubauen.

Tagesspiegel und Welt beziehen sich auf das Handelsblatt, die das widerum auf einer Analyse des Energiewirtschaftlichen Instituts der Uni Köln (EWI) bezieht.

Besonders im Energie Diskurs beziehen sich Back-Up-Kraftwerke auf Kapazitäten der Stromerzeugung, die laufen sollen, falls PV- und Windkraft wetterbedingt nicht funktionieren.

Daher redet man im deutschen Diskurs oft von Akkuspeichern für sehr kurze Zeit und Wasserstoff in Form von wasserstofffähigen Gaskraftwerken für längere Zeiten, z. B. Dunkelflauten.

In diesem Zusammenhang kann man natürlich entweder von Akkuspeichern oder Gaskraftwerken als BACK-UP-KRAFTWERKEN sprechen.

Die Analyse vom Energiewirtschaftlichen Instituts findet ihr hier.

Die notwendigen Investitionskosten für neue Anlagen könnten sich bis 2030 auf rund 123 Mrd. Euro belaufen. Es ist jedoch nicht zu erwarten, dass diese neuen Kraftwerke ihre Investitionskosten am Strommarkt refinanzieren können. Für den Zubau könnte bis 2030 eine Finanzierungslücke von knapp 60 Mrd. Euro entstehen, wobei insbesondere die Finanzierung von Gaskraftwerken in Höhe von 6 Mrd. Euro unsicher ist. Eine zusätzliche Förderung der Betriebskosten von Wasserstoffkraftwerken könnte zu Mehrkosten von rund 1 Mrd. Euro führen..])

Ironischerweise reicht für das Problem der katastrophalen Recherche oft schon die grobe Zusammenfassung auf der Downloadseite aus.

Der Fehler des Handelsblatts und anderer Seiten, die das unüberprüft abgeschrieben haben, findet sich in diesem Teil:

Für den Zubau könnte bis 2030 eine Finanzierungslücke von knapp 60 Mrd. Euro entstehen, wobei insbesondere die Finanzierung von Gaskraftwerken in Höhe von 6 Mrd. Euro unsicher ist (…)”

Finanzierung der Kraftwerkskapazitäten bis 2030

Auf Seite 17 der Analyse wird die Aussage noch deutlicher.
60 Milliarden bezieht sich auf alle Kraftwerkskapazitäten bis 2030, die möglicherweise nicht ohne Probleme am Strommarkt finanziert werden können.

Dennoch ist wichtig zu beachten, dass knapp 90% der Kosten für Windkraft oder PV anfallen und somit wenig mit Reservekraftwerken zu tun haben.

Meiner Meinung nach ist der Unterschied zwischen 6 Milliarden und 60 Milliarden bis 2030 erheblich und beeinflusst die Bewertung, ob der Staat die Kosten stemmen kann.

Leider führen solche Fehler zu Panik in der Bevölkerung, dass sie sich dumm und dämlich bezahlen müssen, damit das mit der Energiewende klappt.

Falls, nachvollziehbarerweise, die Sorge herrscht, was denn mit den Kapazitäten bei Windkraft und PV sein soll, die auch unsicher finanziert werden können, kann ich mit folgender Grafik mindestens bei PV beruhigen.

Preise der Module von März 2023 bis März 2024

Modulpreise bei PV stürzen weiterhin stark ab, was preissenkend bei den Investitionskosten dienen sollte.
Auch wenn das bei der Grafik so wirkt, würde ich nicht unbedingt großartig länger warten, dass die Preise noch weiter abstürzen, denn die PV-Überproduktionskrise in China ist im vollen Gange.

China hat über die letzten zwei Jahre ihre Kapazitäten viel zu stark angezogen, sodass aktuell der PV-Markt dort verändert wird.
Würde nicht erwarten, dass dieser Preissturz so weitergeht.

Trotzdem zeigt sich allein der stärkere Trend zu förderfreien Solarparks , dass die Investitionskosten der Analyse ggf. zu hoch angesetzt sind.

Zusätzlich fallen auch die Preise für Akkuspeicher immer aggressiver, wie man seit einer Weile bereits sehen kann:

Akkukosten nach Bestandteilen 2022 und 2023 im direkten Vergleich
Akkukosten 2013 bis 2023

Außerdem sieht man in China bereits, wie hart der Kampf um günstigere Akkupreise gekämpft wird.
Schätzungen gehen davon aus, dass die LFP-Akkupreise in China von 70$/kWh auf 36$/kWh fallen werden.
Da Akkus bei E-Autos gerne 30-40% des Preises ausmachen, kann man sich auf deutlich günstigere Preise freuen. Betrifft dann natürlich auch Großprojekte und Heimspeicher.

Daher sehe ich die Sorge, ehrlich gesagt, gar nicht so groß, dass man so eine große Menge an Back-Up-Reserven brauchen wird, falls Hybridprojekte immer lukrativer werden und damit die Belastung des Stromnetzes verringert wird.

Gibt selbstverständlich genug Herausforderungen für die Energiewende, nur sollten wir uns auch auf die echten konzentrieren und nicht mit falsch zitierten Artikeln Panik schüren.

An dieser Stelle eine Erinnerung, dass die Autoren der EWI-Analyse nicht kritisiert werden von mir. Fehlerhafte Zitate, sofern der Originaltext diese nicht hergeben, sind natürlich nicht die Schuld der Wissenschaftler.
Sollte selbstverständlich sein, möchte das im Text allerdings einmal klarstellen.

Abschließend: Optimistisch bleiben und konstruktiv kritisieren.
Wir schaffen das.


2023 - Ein Rückblick

2023 war in vielerlei Hinsicht ein spannendes Jahr.
Wie bereits 2022 gab es die Befürchtung vor den flächendeckenden Stromausfällen (Blackouts), deren Risiko laut deutscher Netzbetreiber für Winter 23/24 nicht sonderlich hoch waren.

Strompreisentwicklung für Neukunden - Durchschnittlicher Strompreis bei einem Jahresverbrauch von 4.000 kWh in Cent/kWh

Natürlich gab es Bedenken, dass die Strompreise auch im Jahr 2023 absurd hoch bleiben würden, aber das hat sich als falsch erwiesen.
Durch den Wegfall der EEG-Umlage im Jahr 2022, die immerhin 6,5 Cent der Abgabenbelastung des Strompreises ausmachte, und zurückgehende Beschaffungskosten gab es zum Ende des Jahres 2023 wieder Lichtblicke. Die Preise haben bereits das Niveau von 2021 erreicht und liegen laut Verivox auch bei Neukundenpreisen mit Referenz auf die historischen Daten von BDEW bei einem ~2015-2016 Level.
Deutlich bessere Ergebnisse, als ich mit Blick auf all diese Krisen erwartet habe.

Öffentliche Nettostromerzeugung und Absolute Änderung der öffentlichen Nettostromerzeugung

Wie man großartig sehen kann, gab es dieses Jahr wesentlich mehr Strom aus Windenergie, minimal weniger Strom aus PV und nahezu kein Strom aus Kernkraft und viel weniger aus Braun- wie Steinkohle.
Nach 2020 ist 2023 also das zweite Jahr, in der Windkraft mehr Strom erzeugt als Kohlekraft.
Dieser Trend wird sich fortführen bei den geplanten Zubauraten.

Im Jahr 2023 gab es bei PV 1,4 TWh mehr Eigenverbrauch (6,4 TWh) gegenüber 2022 (5 TWh).
Dieser Eigenverbrauch wird in der Nettostromerzeugung nicht erfasst, also müsste man genauer sagen, dass die PV-Erzeugung minimal im Plus ist mit 0,6 TWh. Macht allerdings auch keinen Braten fett.

Basierend an Storys wie dieser aus NRW von Anfang Januar 24, bei der selbst energieintensive Unternehmen sich mit gewaltigen 9,22 MWp nach eigener Aussage selbst versorgen können dank eines großen Akkus gehe ich stark davon aus, dass der Trend der Eigenversorgung bei vielen Konzernen fortgeführt wird.
Modulpreise sind im freien Fall und sobald die Lager in Europa geleert sind und diese neuen günstigeren Preise von Großkunden aufgekauft werden, gibt das erneut viel Optismus für die Zukunft.

Bruttostromerzeugung aus Braun- und Steinkohle

Die Kohleverstromung hat das Niveau von 1959 erreicht. Dies ist kein Tippfehler.
Mit 21,9% Volllaststunden für Steinkohle (im Vergleich zu 34,7% im Jahr 2022) und 49,7% Volllaststunden für Braunkohle (im Vergleich zu 66,2% im Jahr 2022) neigt sich das Zeitalter der Kohleverstromung endlich seinem Ende zu.
Wir gehen bei den aktuellen Werten zurück in eine Zeit, in der Fidel Castro die Kubanische Revolution erst durchgesetzt hat. Absurd.

Last (Stromverbrauch + Netzverluste) - Jahr 2015 bis 2023

Eine der Entwicklungen, die nicht positiv zu sehen ist, dürfte die Entwicklung der Last sein.
Mit 456,8 TWh 2023 vs. 482,6 TWh 2022 sieht man einen ziemlich deutlichen 5,35% Abfall.
Nach AG Energiebilanzen e.V. hört man ebenfalls, dass dieser Rückgang der Stromerzeugung oder im Fall von AG Energiebilanzen des Primärenergieverbrauches ebenfalls auf zurückgehende wirtschaftliche Leistung in Deutschland zu führen sei.
Sowas ist selbstredend kein guter Grund, denn natürlich können die 17,3 TWh Mehrerzeugung aus Windkraft die massiven Rückgänge bei Kernkraft und Kohle allein aktuell nicht auffangen und die Energiekrise aus 2022, die sich auch in 2023 noch zeigte, tut der deutschen energieintensiven Industrie nicht gut.
2024 erwartet man keinen Angebotsschock (z. B. Ausstieg aus der Kernkraft in Deutschland 2023 oder Kernkraftkrise in Frankreich 2022) und bei zunehmenden Ausbaugeschwindigkeiten in der ganzen EU sieht die Zukunft deutlich günstiger und rosiger aus.

Stromimport und –export, geplanter (terminierter) Stomhandel

Ja, es ist korrekt. Deutschland wurde dieses Jahr zum ersten Mal in 20 Jahren zum Nettoimporteur an Strom.
Wie man deutlich an den Zahlen sehen kann, summiert sich die Summe an Importüberschussen aus:

  • Dänemark 10,7 TWh
  • Norwegen 4,6 TWh
  • Schweden 2,9 TWh
  • Niederlande 2,1 TWh
  • Schweiz 1,0 TWh
  • Frankreich 0,4 TWh

Hier folgt eine bildliche Übersicht, wie diese Länder 2023 ihren Strom erzeugen.
Wie immer sind sämtliche Bilder anklickbar und führen zur Quelle der Daten.

Öffentliche Nettostromerzeugung in Dänemark 2023
Öffentliche Nettostromerzeugung in Norwegen 2023
Stromimport und –export, geplanter (terminierter) Stomhandel
Netherlands electricity generation by source. Hinweis: Anscheinend hat Energy-Charts Schwierigkeiten mit der Datenerhebung, daher diese etwas unbeholfene Übersicht der Stromerzeugung.
Öffentliche Nettostromerzeugung in der Schweiz 2023
Öffentliche Nettostromerzeugung in Frankreich 2023

Zusammengefasst: Wenn es um die CO2-Belastung geht, waren die Importe auf jeden Fall kein Schaden und wie man mehr als nur deutlich erkennen kann, bestand ein Großteil dieser Importe nicht aus Kernkraft, sondern eher aus regenerativen Energien.
Es war einfach günstiger, aus dem ENTSO-E Verbundsnetz zu importieren, als die eigenen Kohle- oder Gaskraftwerke zu verwenden.
2023 war der Zubau regenerativen Energien nicht ausreichend, um die wegfallenden Kernkraftwerke vollständig zu kompensieren, daher gab es in Kombination mit günstigen Preisen und immer teureren CO2-Zertifikaten eine höhere Menge importierten Stromes.

Grenzüberschreitender Stromhandel im Jahr 2023 - In TWh, positive Werte (grün) bedeuten Exporte, negative Werte (rot) bedeuten Importe

Hier habt ihr einen Überblick, wie es im Rest von Europa aussieht.
Zusätzlich würde ich betonen, dass es wichtig ist, zu bedenken, wie groß der Anteil von importierten Strom an der eigenen Stromversorgung ist.

Beispiele (gerundet):
Italien mit 51,7 TWh oder 23,33%.
Portugal mit 39,4 TWh oder 25,13%
Großbritannien mit 313 TWh oder 7,86%

Meine Aussage soll sein, dass 11,7 TWh oder 2,68% als Import kein Genickbruch ist.
Beim besten Willen nicht ideal, nur spätestens Ende 2024 werden wir sehen, dass dieser Zustand behoben ist.

Jährliche Außenhandelsstatistik elektrischer Strom in 2023 - Einfuhr bei 95,5 Euro/MWh und Ausfuhr bei 101,1 Euro/MWh

Die Kosten für Einfuhr (Import) beträgt 95,5 Euro/MWh und 101,1 Euro/MWh für die Ausfuhr (Export).
Auch 2023 ist es weiterhin ein Märchen, dass Deutschland den gesamten Strom billig verscherbelt und teuer einkauft.
Was korrekt ist, dass es mit 301 mehr Minusstunden als vorher gibt.
Ebenfalls ist korrekt, dass es einzelne Tage gibt, bei denen die Strompreise gewaltig ins Minus gehen.
Dennoch sind Berichte, dass z. B. am 02.07.2023 Deutschland andere Länder gewaltig bezahlen musste, um den Strom loszuwerden ein wenig bizarr, da an diesen Tag u. A. Dänemark und Niederlande mit noch absurderen Preisen auftraten.
Wie man am Link sehen kann, war auch der Lieblingsnachbar Frankreich zu der Zeit (minimal) im Minus, wie auch Schweiz, Österreich, Belgien und wie vorher gesagt, Dänemark und Niederlande.

Diese Werte sollte Deutschland selbstredend gelöst bekommen, also den Strom im eigenen Land in Akkuspeichern oder z. B. für die eigene Wasserstoffproduktion aufwenden.

Wenn der Spotmarktpreis im Jahr 2023 für die Dauer von mindestens vier aufeinanderfolgenden Stunden, in den Jahren 2024 und 2025 für die Dauer von mindestens drei aufeinanderfolgenden Stunden, im Jahr 2026 für die Dauer von mindestens zwei aufeinanderfolgenden Stunden und ab dem Jahr 2027 für die Dauer von mindestens einer Stunde negativ ist, verringert sich der anzulegende Wert für den gesamten Zeitraum, in dem der Spotmarktpreis ohne Unterbrechung negativ ist, auf null.

Zusätzlich hat Habecks Ministerium im EEG 2023 die Regelung für die Verringerung der Vergütung so angepasst, dass ab 2024 und 2025 keine Vergütung mehr auftritt, falls die Spotmarktpreise drei Stunden lang im Minus sind.
Ab 2027 wäre die Spitze erreicht und jede Minusstunde würde keine Vergütung mehr erhalten.
Mit dieser Änderung schafft man weitere Anreize für Projekte von Wind- und PV-Parks, diese Parks mit größeren Akkuspeichern zu versehen, die sehr günstigeren Strom einspeichern, um diesen zu späteren Zeiten mit höheren Preisen zu verkaufen.

Jährlicher Zubau an installierter Solarleistung - Istwerte von 2002 bis 2023 und Planung bis 2025

Der jährliche Zubau von Photovoltaik kann sich sehen lassen.
Mit dem Zubau in 2023, der sogar höher als das Ziel für 2024 ist, kann man sich wirklich nicht beschweren.
Man kann die Daumen drücken, dass der Zubau diese Geschwindigkeit beibehält und mit entsprechenden zusätzlichen Entbürokratisierungsgesetzen weiter beschleunigt wird. Wäre für Deutschland ein großer Mehrwert.

Jährlicher Zubau an installierter Leistung von Wind Onshore - Istwerte von 2002 bis 2023 und Planung bis 2025

Gut, sieht man recht deutlich, dass bei Windkraft das Bild nicht so gut aussieht wie bei Photovoltaik.
Natürlich ist es dennoch mehr als im Jahr 2022, nur das ist keine Kunst und auch nicht die Menge, die man für die Energiewende benötigt.
Einige der Entbürokratisierungsgesetze greifen erst ab 1.1.2024, also sollte man ab diesem Jahr auch einiges an Mehrzubau sehen. Das wird sich bis Ende des Jahres zeigen.


Wird ab 2024 in Deutschland der Strom gedrosselt?

Jedes Jahr finden sich neue abenteuerliche Geschichten über den Zustand der deutschen Stromversorgung.
Der “heiße Winter” 2023 ist diesmal:

Bild redet von Strom Drosseln

Um eine Sache direkt klarzustellen:
Der normale Haushaltsstrom ist in keiner Form betroffen.

In dieser Geschichte geht es um eine Änderung, die ab 01. Januar 2024 in Kraft tritt.
Bisher gab es das Problem, dass in einzelnen Regionen Firmen wie Privatpersonen Wärmepumpen oder Wallboxen nicht angeschlossen werden, da einer der 890 Netzbetreiber vor lokaler Überlastung warnt.
Genau dieses Problem soll mit einer neuen Regelung gelöst werden.

Konkret dürfen steuerbare Verbrauchseinrichtungen, das sind (private) Ladesäulen/Wallboxen, Wärmepumpen unter Einbeziehungen von Notheizvorrichtungen, Klimaanlagen und Stromspeicher vom Netzbetreiber temporär gedrosselt werden, wenn das regionale Verteilnetz überlastet ist.
Hier geht es also nicht um die Hochspannungs-Gleichstrom-Übertragungsnetze, falls sehr viel Windenergie im Norden verfügbar ist und die Leitungen im Süden nicht ausreichend dimensioniert sind, sondern regionale Limitationen.
Die gedrosselte Leistung beträgt 4,2 Kilowatt (kW), womit als Mindestleistung Wärmepumpen weiterbetrieben werden können und E-Autos in der Regel 50 KM alle zwei Stunden nachladen können.

Zur Erinnerung für E-Auto-Fahrer: Das gilt ausschließlich für private Ladesäulen/Wallboxen, wie hier klargestellt wird.

eine steuerbare Verbrauchseinrichtung - ein Ladepunkt für Elektromobile, der kein öffentlich zugänglicher Ladepunkt im
Sinne des § 2 Nr. 5 der Ladesäulenverordnung (LSV) ist

Also selbst falls es passieren sollte, dass man in der Region des Verteilnetzes temporär gedrosselt wird, kann man bei öffentlichen Ladesäulen in der eigenen Umgebung weiterhin ohne Einschränkung aufladen.

Für bereits bestehende Anlagen mit speziellen Wärmepumpentarifen (Netzbetreiber können jetzt schon eingreifen, dafür kriegst du Rabatte bei den Netzentgelten, deshalb sind diese Tarife auch gerne 15-20% günstiger) gibt es Übergangsfristen bis zum 31.12.2028.

Falls ihr bei bestehenden Anlagen keinerlei spezielle Verträge oder Regelungen mit euren Netzbetreibern habt, seid ihr permanent ausgenommen. Außer ihr wechselt freiwillig in diese Tarife/Regelungen. Das soll auch noch kommen und ist aus meiner Sicht ratsam.

Ebenso sind Nachtspeicherheizungen grundsätzlich von diesen neuen Regelungen ausgenommen.

Also lauten die Verbesserungen bzw. Vorteile:

  • Eine Garantie, dass man seine eigene Wärmepumpe, Speicher, Klimaanlage (Luft-Luft-Wärmepumpe) oder Wärmepumpe anschließen kann.
  • Massive Einsparungen für Kunden, die betroffen sind.
Strom: Aufteilung des Einzelhandelspreisniveaus für Haushaltskunden für das Abnahmeband ab einschließlich 2.500 bis 5.000 kWh pro Jahr zum 1. April 2023 (über alle Vertragskategorien mengengewichteter Mittelwert, Band III, Eurostat: DC) in Prozent

Bevor wir über die Rabatte sprechen, eine Übersicht, wie sich der Strompreis zusammensetzt nach dem Monitoringbericht 2023

Die Bundesnetzagentur stellt sich drei verschiedene Module vor.

Pauschale Netzentgeltreduzierung - Modul 1- 80 Euro Brutto + Stabilitätsprämie (Arbeitspreis für die Entnahme bei 3750 kWh pro Jahr und einem Stabilitätsfaktor)

Modul 1 stellt sich eine jährlich eine Reduzierung von 80 Euro (brutto) zuzüglich einer netzbetreiberindividuellen Stabilitätsprämie vor.
Zusätzlich sollte es klar sein, dass die Reduzierung nicht dazu führt, dass man negative Netzentgelte erreicht, also niedriger als 0 Euro im Jahr kann der Preis nicht fallen.
Laut der Bundesnetzagentur soll der Rabatt am Ende zwischen 110-190 Euro im Jahr betragen.
Da wir tatsächlich von einem Netzentgeltrabatt von 50-95% sprechen (falls man ca. 2500-3000 kWh Verbrauch von E-Autos ausgeht), ist das bereits ein sehr guter Deal.

Im Gegenzug für die Steuerbarkeit gewähren die Netzbetreiber eine durchschnittliche Reduzierung des Netznutzungsentgeltes von ca. 57 Prozent, was einer durchschnittlichen absoluten Reduzierung von 3,84 ct/kWh entspricht. Die Höhe der möglichen Vergünstigung ist nicht regulatorisch vorgegeben, sodass eine hohe Bandbreite zwischen den Netzbetreibern zu beobachten ist. Der höchste Rabatt beträgt ca. 85 Prozent des Netznutzungsentgeltes, der niedrigste hingegen nur 3 Prozent.

Als Vergleich die Situation davor.
Es gab eine Spanne zwischen 3% bis 85% (!) Rabatt der Netznutzungsentgelte.
Zusammenfassend kann man sagen, Modul 1 ist eine deutlich bessere Lösung mit klareren Vorteilen für uns Stromkunden.

Das zweite durch die Kunden wählbare Modul beinhaltet eine prozentuale Reduzierung des Arbeitspreises (Netzentgelte) um 60 Prozent. Technische Voraussetzung hierfür ist eine separate Marktlokation für die Abrechnung des Verbrauchs der steuerbaren Verbrauchseinrichtung. Diese Variante lässt sich mit der Umlagebefreiung für Wärmestrom kombinieren (KWK- und Offshore-Umlage, Umlagebefreiung nach EnFG) und dürfte sich in vielen Fällen besonders für Wärmepumpen eignen.)

In erster Linie nutzt Modul 2 eine prozentuale Arbeitspreisreduzierung als Alternative zum Ansatz in Modul 1, welche die Netzentgelte senken möchte.
Gedacht ist bundeseinheitlich 40% des Arbeitspreis, wenn dieses Modul gewählt wird.
Dieses Konzept gab es bereits vorher über § 14a Netzorientierte Steuerung von steuerbaren Verbrauchseinrichtungen und steuerbaren Netzanschlüssen; Festlegungskompetenzen des Energiewirtschaftsgesetz.

Nur wird mit diesem Modul ein gemeinsamer Standard geschaffen, der deutlich transparenter und einfacher verständlich umgesetzt wird.

Laut Bundesnetzagentur ist ein weiterer Vorteil, dass diese Variante mit der Umlagebefreiung für Wärmestrom kombiniert werden kann, was sich auf die KWK- und Offshore-Umlage, Umlagebefreiung nach EnFG bezieht.
Das war 2022 Thema und ist zum 01.01.2023 in Kraft getreten.
Mit dieser Variante werden Wärmepumpen immer attraktiver, da die Abgabenbelastung durch Netzentgelte, wie auch (andere) Abgaben drastisch sinken.

Folgend dazu kommt noch ein weiteres Modul ab 2025.

Nach der Festlegung der Bundesnetzagentur muss der Netzbetreiber ab April 2025 dem Verbraucher ein zeitvariables Netzentgelt in Verbindung mit dem pauschalen Rabatt optional anbieten. Vorgesehen sind mehrere Zeitfenster mit drei Preisstufen der örtlich geltenden Netzentgelte [Hochtarif (HT)/Niedertarif (NT)/Standardtarif (ST)]. Die Zeitfenster und Preisstufen werden kalenderjährlich festgelegt, gelten für das gesamte Netzgebiet und müssen in mindestens zwei Quartalen eines Jahres abgerechnet werden.)

Ab dem 01.04.2025 müssen Netzbetreiber dieses zeitvariables Netzentgelt bzw. Modul 3 als Option anbieten.
Zusätzlich gibt es diese Lösung nur in Kombination mit Modul 1 und mit Smart Meter.
Ohne intelligente Stromzähler (bzw. Smart Meter)

Es gibt drei Tarifstufen:

  • Standardtarif (ST)
  • Hochtarif (HT)
  • Niedertarif (NT)

Jährlich sollen diese Tarifstufen definiert werden und ab 15.10.2024 transparent ausgewiesen werden.

Durch so ein Konzept kann man, ähnlich wie Stromgedacht, Menschen sensibilisieren und gleichzeitig einen wirtschaftlich eindeutigen Vorteil schaffen, sodass mehr Menschen von einer Energiewende profitieren können.

Für Nutzer von E-Autos, Wärmepumpen und/oder Akkuspeichern werden so weitere Anreize geschaffen und das ist gut.

Falls ihr darauf Einfluss habt, besorgt euch bitte einen Smart-Meter.
Deutschlands Tiefschlaf dank GroKo (CDU+SPD) hat dafür gesorgt, dass konkret bei den Gesprächen der Bundesnetzagentur mit den Verteilnetzbetreibern klar dargestellt wurde, dass in vielen Gebieten ein Mangel an Informationen herrscht, welche andere Länder wie Dänemark, Schweden, Spanien, Italien, Norwegen aufgrund des hohen Anteils an Smart-Metern im Bestand einfach nicht haben.

Der offizielle Rollout hat dank Habecks Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende zwar endlich begonnen, nur gibt es im Energiemonitoring 2023 Bericht ein eher düsteres Zeichen.

Strom: Eingesetzte Technologien bei Zählern/ Messeinrichtungen sowie Messsystemen im SLP-Kundenbereich

Endlich geht es mit den Smart-Metern voran, nur ist der Startpunkt sehr düster.
Die Pläne für Smart-Metern sehen vor, dass zum 31.12.2025 20% der Verbraucher (bis 100.000 kWh) einen Smart-Meter haben.
Fragt bei euren Netzbetreiber nach. Ihr könnt nur zu 100% scheitern, falls ihr es erst gar nicht probiert.

Falls ihr euch Sorgen um die Kosten macht, dank Habecks neuen Gesetz wurden die Kosten auf 20 Euro pro Jahr maximal gedeckelt.
Wenn ihr euch Modul 1 noch einmal anschaut in Kombination mit den Kosten für Netzentgelte und Modul 3 könnt ihr euch vorstellen, dass das Potential zum Einsparen weit größer ist.

Ihr werdet es nicht bereuen.

Fassen wir die grundsätzlichen Punkte nochmal zusammen:

Nein. Hausstrom ist nicht betroffen.
Nein. Netzbetreiber können euch höchstens für zwei Stunden täglich und nicht permanent drosseln.
Nein. Deutschlands Stromnetz bricht nicht zusammen durch die Regelungen, sondern wird eher noch stabilisiert.
Nein. Diese Regelungen sind tatsächlich eine gewaltige Verbesserung, denn jetzt kann euch der Netzbetreiber nicht mehr abhalten, eure Wallbox oder Wärmepumpe zu installieren.
Ja. E-Auto-Fahrer können auch trotz der Drosselung an öffentlichen Ladesäulen ungedrosselt schnell laden. Die Drosselung gilt nur für private Ladesäulen/Wallboxen.
Ja. Ihr erhaltet eine sehr großzügige Entschädigung, falls ihr gedrosselt werdet, die mindestens 100 Euro pro Jahr betragen würde.
Ja. Holt euch bitte intelligente Stromzähler (Smart Meter). Grade in Hinblick auf 2025 wird das sehr lukrativ, falls ihr darauf Einfluss haben könnt.


Hat Deutschland die teuersten Strompreise?

“Deutschland hat die teuersten Strompreise weltweit!” ist eine Aussage, die man sehr häufig hört.
Praktischerweise hat die EU eine regelmäßig aktualisierte Ansicht über die Strompreise der EU-27 Mitgliedsstaaten.

Es gibt einmal die Übersicht für Privathaushalte und einmal für Industrie.

Zuerst die Privathaushalte:

Electricity prices for household consumers, first half 2023

Hier sieht man den Preisvergleich für Kunden mit einem Verbrauch zwischen 2500 KWh bis 5000 KWh.
Selbst mit den viel zu teuren Bestandsverträgen in Deutschland, die viele Menschen dringend wechseln sollten, befindet sich Deutschland nicht in den Top 3.

Ja, Strom ist in Deutschland aktuell noch teuer. Das wird keiner anzweifeln. Dennoch sollte man Abstand davon halten, dass Deutschland die weltweit teuersten Strompreise hat.
Solche Aussagen sind unseriös und einfach falsch.

Sinkende Kosten bei Steuern und Umlagen

Seit 2023 beträgt die EEG-Umlage 0 Cent.
Sobald sich die Beschaffungskosten für Strom wieder normalisiert haben über die kommenden 12-18 Monate bei den Langzeitverträgen der Stromanbieter,
ist es durchaus realistisch, dass der Strom 2024-2025 ein gutes Stück günstiger sein wird als ihr das zu den Zeiten von 2019 gesehen habt.

Anschließend die Industriepreise:

Electricity prices for non-household consumers, erstes Halbjahr 2023

Im Falle der Industriepreise, mit Referenzverbrauch von 500 MWh bis 2000 MWh, befindet sich Deutschland ebenfalls nicht in den Top 3 in der EU.
Ja, dennoch sind die Kosten in dieser Zeiteinheit beim besten Willen nicht ideal, daher gibt es für die Ampel weiterhin viel zu tun.
Aus meiner Sicht muss es so einfach wie möglich sein, solche Konzepte wie dieses zu kopieren und für soviele Industriezweige wie möglich umzusetzen.
Da gibt es allein aus bürokratischer Sicht noch genug zu tun, auch wenn die Ampel für die Energiewende bereits einiges umgesetzt hat, wie in diesem Kapitel weiter unten gezeigt wird.

Zusammengefasst: Nein, Deutschland hat nicht die weltweit teuersten Strompreise.
Vor allem, wenn man dazu noch beachtet, wie unterschiedlich das Medianeinkommen in der EU27 ist, sollte klar sein, dass DE unmöglich die teuersten Strompreise haben kann.


Ist Deutschland bei Energiethemen ein Geisterfahrer?

Aktuell hört man im Diskurs häufig, dass der Fokus auf regenerative Energien eine Eigenheit von Deutschland sei. Ohne China, ohne USA und ohne den Rest der Welt ist der Weg von Deutschland ein Irrweg.

Anteil des weltweiten Zubaus an Stromkapazitäten nach Erzeugungsart von 2007 bis 2022. 2021 waren es 48% PV, 26% Wind, 7% Wasser + 2022 55% PV, 19% Wind, 8% Wasserkraft. Deutliche Steigerung von 29% PV und Wind 2011 und 30% PV und Wind 2012.

Sobald es um Fakten geht, stellt man schnell fest, dass im Gegensatz zur gängigen Rhetorik von AfD und CDU tatsächlich die gesamte Welt sehr radikal umstellt und regenerative Energien zubauen.
Selbst falls man wirklich detailliert in die Entwicklungen größerer Nationen schaut.

Visualisierung der Stromerzeugung seit 1949 bis 2022. Regenerative Energien haben 2021 Kernkraft und 2022 Kohle überholt. Gas leider am Wachsen. Kohle stark am Sinken.

In den USA findet man ebenfalls einen sehr deutlichen Trend. Wie hier gezeigt haben Kernkraftprojekte in den USA Schwierigkeiten. Insbesondere die, für Kernkraftfreunde, aufregenden kleinen modularen Kernkraftanlagen bestehen bisher noch aus Träumen und Wünschen und scheitern in der Realität zuverlässig.
Auch in anderen Nationen wird also eher auf regenerative Energien gesetzt.
Kein Alleingang von Deutschland.

Installierte weltweite Kapazitäten wachsen um 64% von 2022 bis 2023 und steigern sich bis 2030 ebenfalls. Vorherige Schätzungen wurden übertroffen, Größter Markt ist China mit 240 GWp Zubau in einem Jahr.
China machte im ersten Halbjahr 2023 91% des Zubaus von Windkraft aus. Weltweit.

Auch in China explodieren die Zubauten an regenerativen Energien.
91% des weltweiten Zubaus in der ersten Halbjahreshälfte 2023.
Also nein, auf gar keinen Fall kann man behaupten, dass nur Deutschland viel macht.
Überraschenderweise ist eher das Gegenteil der Fall.
Es sollte bei der aktuellen Diskussion darum gehen, so schnell wie möglich die Missstände der letzten zehn Jahre aufzuholen und nicht zurückzufallen.

Dann das finale populäre Argument.

“Alle um Deutschland bauen Kernkraftanlagen ohne Ende. Das ist pur deutsche Ideologie.”

Baustarts von AKW seit 1995 bis 1 Juli 2022. Es gab seit 2007 in Frankreich keinen Baustart. Seit 15 Jahren.

Also. Wenn seit 2007 kein einziger Baustart von AKW in der EU27 (also um Deutschland herum) stattgefunden hat, ist diese These etwas schwer vermittelbar. Im Diskurs fällt ziemlich deutlich auf, dass gerne von Projekten gesprochen wird, die irgendwann beginnen sollen.
Wie man im Kernkraftkapitel genau nachlesen kann, dauern neue Kernkraftanlagen sehr lange, gerne 9+ Jahre für neue KKW oder 6-9 Jahre für neue Blöcke bei bestehenden Anlagen. Das sind nur die Bauzeiten, nicht die vorbereitete Zeit davor.

Globaler Anteil an Stromerzeugung von 1970 bis 2022. ca. 2011 wird Öl von regenerativen Energien ohne Wasserkraft, ca. 2020 wird Kernkraft überholt (wobei das im Konflikt mit IEA-Daten sind, das muss 2021 sein.) und 2023 wird Wasserkraft allein überholt. EE ist sehr stark am Steigen.

Folgend kann man sich denken, dass bei der Geschwindigkeit des Zubaus von regenerativen Energien die Rolle von Kernkraft immer weiter sinken wird.
Selbst falls überraschenderweise jedes Land auf dem Planeten spontan entscheidet im großen Stil in Kernkraft reinzuinvestieren, was bei den VALCOE-Kostenprognosen (Gestehungskosten, der den Kapazitätsfaktor berücksichtigt) der IEA eher absurd wirkt, spricht die Zeit dagegen.
Kosten von PV- und Windkraftprojekten sind eben deutlich niedriger.
Sonst würde die gesamte Welt nicht soviel zubauen.


Wie sieht die momentane Nettostromentwicklung seit 2002 aus?

Öffentliche Nettostromerzeugung aus regenerativen und fossilen Quellen Jahr 2002 bis 2023

Dieses Bild findet man auf Seite 17 und zeigt, wie viel bereits, trotz massiver Ausbremsung seit 2012 von CDU/FDP, erreicht wurde und dass das Ziel nicht unmöglich ist.

Nettostromerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung

Die Grafik zeigt die Nettostromerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung. Das ist der Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt.
Die Erzeugung aus Kraftwerken von „Betrieben im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“, d.h. die industrielle Erzeugung für den Eigenverbrauch, ist bei dieser Darstellung nicht berücksichtigt.

Das Bild ist pur für 2022 zur Übersicht. Seite 10 des Links.


Wo kann ich herausfinden, wieviel Strom grade produziert wird?

Die genauen Übersichten, wieviel Strom erzeugt wird, auf die Woche/Monat genau

Energy-Charts ist eine hervorragende Webseite, die eine umfassende Übersicht über die Energieversorgung verschiedener Länder bietet. Wärmstens zu empfehlen.


Wie teuer ist es, eine kWh Strom zu produzieren?

Gestehungs(/Produktions)kosten für Stromproduktionsformenkosten Juni 2021

Die Gestehungskosten (Stromproduktionskosten) für verschiedene Energiequellen von Juni 2021. Das ist meiner Meinung nach nach der Energiekrise 2022 nicht mehr eine ideale Übersicht.

Gestehungs(/Produktions)kosten für Stromproduktionsformen der internationalen Energieagentur

Der Bericht der IEA ist von Oktober 2023.

Zum Verständnis der Angaben der internationalen Energieagentur hier:

  • Capacity factor – Kapazitätsfaktor bedeutet sehr vereinfacht, wieviele Vollaststunden eine Energiequelle im Schnitt hat. Wie man am Bild erkennt, ist das grade bei Wind und Solar sehr regional abhängig.
    Ein Jahr hat 8760 Stunden, also bedeuten 90% Kapazitätsfaktor, dass die Energiequelle im Durchschnitt in ca. 7884 Stunden die Nennleistung erbringen kann (unter Normalbedingungen).
  • LCOE – Levelized Cost of Electricity oder Energy –> Stromgestehungskosten bedeutet recht simpel die Rechnung aus Kapitalkosten (Investitionen durch Fremdkapital und Finanzierungskosten), den Betriebskosten und den Brennstoffkosten über den geplanten Betriebszeitraum.
  • VALCOE – Value-adjusted levelised cost of electricity –> Stromgestehungskosten (mit Systemkosten inkludiert sinngemäß) – Sehr ähnlich zu LCOE, nur soll der VALCOE auch den Kapazitätsfaktor berücksichtigen und die Kosten, die mit regenerativen Energien (z. B.) für Backup und co notwendig sind.
    Der Gedanke der internationalen Energieagentur ist, dass man mit dem Wert besser die verschiedenen Arten an Stromquellen vergleichen kann.

Wie man sieht, egal, ob nach LCOE/VALCOE, regenerative Energien sind jetzt, wie auch in ca. 30 Jahren die deutlich günstigere Alternativen zu z. B. Kernkraft. MWh in KWh umzurechnen ist recht simpel. Einfach den Wert USD/MWh durch 1000 teilen, schon habt ihr die Dollarcent Kosten pro KWh.


Wieviel Strom importiert bzw. exportiert Deutschland?

Deutschland ist grundsätzlich eine Nettoexportnation, was bedeutet, dass mehr Strom exportiert als importiert wird.
Außerdem muss man daran denken, dass es nichts Schlimmes ist, wenn Strom importiert wird. Das ist beabsichtigt im europäischen Verbundnetz ENTSO-E und völlig normal.

Monatliche Übersicht Importe und Exporte auf Seite 55

Wie man sieht, hat Deutschland grade im Winter einen gewaltigen Stromüberschuss.
Das lässt sich damit begründen, dass Wind mehr Volllaststunden hat als Solar (da Wind auch nachts gerne mal weht, hingegen Solar nachts eher weniger funktioniert)
2023 hat Deutschland zum ersten Mal in 20 Jahren mehr importieren als exportieren müssen.
Strom ist nach der Energiekrise 2022 deutlich günstiger geworden und auch das Importieren aus Nachbarländern ist günstiger geworden.
Persönlich erwarte ich bis Ende 2024, dass Deutschland wieder bei Nahe 0 ankommen wird als Saldo.

Stromaustauschsaldo über die Jahre 2002-2023

Wenn euch Leute erzählen wollen, dass Deutschland ein Stromproblem und ohne Kernkraft zerbricht, dann wird euch Nonsens erzählt.
Basierend darauf, dass Deutschland auch Januar 2024 noch nicht zerbrochen ist und auch keinerlei flächendeckende Blackouts stattgefunden haben, dürfte sich diese Annahme bestätigt haben.
Deutschland kann auch gut ohne Kernkraft überstehen und wie die Internationale Energieagentur bereits wiederholt festgestellt hat (Ja, das beinhaltet auch die Berücksichtigung des Kapazitätsfaktors, daher auch der VALCOE-Wert), ist Kernkraft die teurere Stromversorgung in der EU.

Durchschnittliche Strom-Unterbrechungsdauer pro Kunde in Minuten

Denn wie die letzten 13 Jahre immer wieder festgestellt werden konnte: Trotz zunehmenden Anteiles von regenerativen Energien im Strommix ist die Stabilität des Stromnetzes nicht automatisch in Gefahr, sondern kann dennoch eines der Zuverlässigsten der ganzen Welt sein. Dies zeigt das Forum Netztechnik/Netzbetrieb im VDE in der „durchschnittlichen Strom-Unterbrechungsdauer pro Kunde“ – Übersicht.

UNTERBRECHUNGEN DER STROMVERSORGUNG IN DEUTSCHLAND UND ANTEIL REGENERATIVEN ENERGIEN 2006 - 2022

Zur Erinnerung: 2022 hat sich die Menge an Strom aus Kernkraft halbiert und Deutschland exportiert mehr Strom als 2020 oder 2021.

Wohin geht oder kommt der Strom Seite 56?

Deutschland bezieht einen Großteil des importierten Stroms aus Dänemark, Norwegen, Schweden und begrenzt Polen/Niederlande.
Also auch der übliche Spruch “Deutschland holt sich dreckigen Strom aus Polen oder ““teuren”“ Strom aus Frankreich” ist, wenn man nüchtern die Fakten betrachtet, völliger Unsinn.

Wohin geht oder kommt der Strom 2024 (Stand Anfang Januar 24)

Mit dem Ausstieg aus der Kernkraft zum 15.04.2023 gab es die Sorge, ob Deutschland dadurch zum Nettoimportland beim Thema Strom wird. Das ist 2023 auch der Fall gewesen.
Für 2024 ist es viel zu früh, um das ernsthaft zu prognostizieren. Die Prognose kommt erst zum Juni.

Auch wenn im allgemeinen Diskurs jede importierte KWh scheinbar zu minimaler Panik oder Empörung sorgt, das ist nichts besonderes.
Es ist auch nicht zwangsläufig schlecht.
Sollte Deutschland weit mehr in Akkuspeicher und Wasserstoffkraftwerke investieren, um dann überschüssigen Strom zwischenzuspeichern? 100%.
Nur das ist ein längerer Weg dahin.

Verdient Deutschland an den Exporten? Seite 64

Auch die Aussage, dass Deutschland günstig Strom verkauft und teuer Strom importiert, hält sich sehr stur im allgemeinen Diskurs.

Hier findet man die Daten dazu.

Auch war es die letzten Jahrzehnte nicht der Fall, dass Deutschland mehr Kosten als Einnahmen im Außenhandel hat.

Übersicht der Außenhandelsstatistik mit Netto-Einnahmen von 2006 bis 2023

Auch das findet man gut dokumentiert.


Was hat die Ampel seit Ende 2021 für die Energiewende getan?

Bei aller Kritik, die man zu Recht der Ampelkoalition seit ihrem Amtsantritt vorwerfen kann, ist die Frage, was die Ampel überhaupt bisher getan hat, sehr sinnvoll.
Im öffentlichen Diskurs gehen viele der sinnvollen Gesetze unter, die bereits beschlossen wurden.

Daher gibt es eine Auswahl an sinnvollen Gesetzen zur Energiewende, die seit Ende 2021 durchgesetzt wurden und aus meiner Sicht eine deutliche Verbesserung zur Situation davor sind.

Bedenkt bitte, dass das nicht alle Gesetze sind, da selbstverständlich das Wirtschaftsministerium weit mehr Gesetze ( z. B. zur Gasbeschaffung und Sicherung oder auch Beschaffungsbeschleunigung für die Bundeswehr) neben weiteren Formulierungshilfen und Verordnungen beschließt.
Es geht mir um eine Liste von Gesetzen, die durchaus einen Nutzen für die Energiewende haben.


Gesetz zur Absenkung der Kostenbelastungen durch die EEG-Umlage und zur Weitergabe dieser Absenkung an die Letztverbraucher.

Eine Änderung, die mehr als überfällig war.

Steuern, Abgaben und Umlagen für Haushalte von 2012 bis 2023

Wie man sehen kann, war die EEG-Umlage eine der größten Kostenposten, die man als Stromkunde in Deutschland bezahlen musste.
Zum 1. Juli 2022 musste man sie nicht mehr bezahlen. Ab 2023 war sie vollständig abgeschafft.


Gesetz zur Änderung des Energiewirtschaftsrechts im Zusammenhang mit dem Klimaschutz-Sofortprogramm und zu Anpassungen im Recht der Endkundenbelieferung.

Dieses Gesetz nimmt 19 neue Netzausbauvorhaben auf und beschleunigt grundsätzlich den Netzausbau.

Behandelt sehr viele Detailfragen, wie z. B. die Möglichkeit der digitalen Netzanschlussprozess über eine gemeinsame Plattform der Verteilernetzbetreiber. Denn sowas muss ebenfalls rechtlich geregelt werden. Außerdem werden Teile der Bürokratie für den Netzausbau über die Bundesnetzagentur vereinheitlicht geregelt, da Netzausbau über Landesgrenzen gerne durch Föderalismus ausgebremst wurden historisch.

Außerdem gab es für Energielieferanten die Pflicht, drei Monate im Voraus, Kunden und die Bundesnetzagentur zu informieren, wenn sie insolvent gehen. Damit soll die Pleitewelle von 2021-2022 vermieden werden, bei der viele Bürger in teurere Grundversorgungstarife geworfen wurden. Also auch eine gute Änderung.

Wieso man das die ganzen Jahrzehnte vorher nicht gemacht hat, bleibt mir ein Rätsel. Hat die Ampel dennoch umgesetzt und das ist gut.


Zweites Gesetz zur Änderung des Windenergie-auf-See-Gesetzes und anderer Vorschriften.

Bei diesem Gesetz wurden die Ausbauziele für Windkraft massiv erhöht für Windkraft auf der See.

Im Jahr 2022 befindet sich die Windkraft auf See Kapazität bei 8,15 GWp, welche 24,8 TWh Strom erzeugen und soll auf 30 GWp bis 2030, 40 GWp bis 2035 und 70 GWp bis 2045 angehoben werden.
Also eine Vervielfachung der bisherigen Kapazitäten.

Zusätzlich wird das viel zu komplexe und lange Planfeststellungverfahren durch ein Plangenehmigungsverfahren (die deutsche Sprache ist ein Träumchen.) ersetzt. Ebenso die Netzanbindung der Offshore Projekte kann direkt vergeben werden nach Aufnahme der Fläche.
Das bedeutet allein eine Ersparnis um mehrere Jahre und die Fachaufsicht wird ebenfalls gebündelt behandelt, damit das nicht wieder so lange dauert.


Gesetz zu Sofortmaßnahmen für einen beschleunigten Ausbau der erneuerbaren Energien und weiteren Maßnahmen im Stromsektor.

Das ist eins der zentralen Gesetze zum Osterpaket.
278 Seiten voller Vereinfachungen.
Nur die Highlights.

  • Regenerative Energien sind im überragenden öffentlichen Interesse und können nicht mehr so einfach von anderen Interessen wie Artenschutz oder gebietsschutzrechtliche Belange geblockt oder begrenzt werden.
  • Grundannahme, dass bis 2035 nahezu 100% des Stroms aus regenerativen Energien bestehen soll, 80% bis 2030.
  • Solarkonstrukte wie „Agri-PV“, „Floating-PV“, „Moor-PV“ oder „Parkplatz-PV“ werden in die Ausschreibungen integriert und ermöglicht. Allein diese Änderung sorgt dafür, dass Deutschland eine Vervielfachung an Potential erhält, siehe das PV-Kapitel in dieser Quellenliste.
  • Bürgerenergiegenossenschaften werden von den Ausschreibungen (bei PV/Wind) (bis 18 MWp bei Windkraft und PV bis 6 MWp) ausgenommen und dadurch ist es möglich, dass diese Projekte weitaus unbürokratischer umgesetzt werden können. Das spart ebenfalls Jahre bei diesen Projekten.
  • Zusätzlich können Kommunen weit stärker beteiligt werden an Wind- und PV-Projekten, was bisher auf freiwilliger Basis nur möglich war. Dies kann jetzt vorausgesetzt werden.
  • Außerdem werden Umlagen für Direktbelieferungen und Eigenverbräuche hinter dem Netzverknüpfungspunkt wegfallen. Sowas wie Mieterstrom, wo Mieter von PV-Anlagen der Eigentümer auf dem Dach bei Mehrfamilienhäusern profitieren können, wird dadurch stärker gefördert.
  • Bei der Einspeisung von PV wird zwischen Voll- und Teileinspeisung unterschieden und falls man noch genug Platz auf dem Dach hat und diesen nicht selbst verbrauchen möchte (wieso auch immer man das tun sollte), kann man das in Zukunft mit einer höheren Förderung pro kWh machen.

Das sind nur einige der Vorteile des Gesetzes, das maßgeblich verantwortlich ist, dass Deutschland im Jahr 2023 über 40% (!) des Jahresausbauzieles bei PV bereits überschritten hatte.


Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz - CO2KostAufG

Beim Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz geht es darum, dass die CO2-Kostenaufteilung je nach Verbrauch des Gebäudes entweder vom Vermieter getragen werden muss im schlechten Zustand oder vom Mieter getragen wird, falls der Zustand gut ist.
Die Übersicht findet man beim Anklicken des Bildes unten.

Aufteilung der Kosten des Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz für Mieter und Vermieter

Grundsätzlich ist es neben dem Klimageld, welches überfällig ist, ein gutes Ausgleichswerkzeug, damit die Kosten Mieter nicht übermäßig belastet.

Falls der Vermieter sich nicht um diese Anforderungen kümmert, können die Heizkosten um 3 Prozent gekürzt werden.

Zitat aus dem Kohlendioxidkostenaufteilungsgesetz:

(4) Bestimmt der Vermieter den auf den einzelnen Mieter entfallenden Anteil an den Kohlendioxidkosten nicht oder weist er die gemäß Absatz 3 erforderlichen Informationen nicht aus, so hat der Mieter das Recht, den gemäß der Heizkostenabrechnung auf ihn entfallenden Anteil an den Heizkosten um 3 Prozent zu kürzen.

Aus meiner Sicht eine sinnvolle Ergänzung, auch wenn die Kürzung bei Nichteinhalten der Vorgaben zu gering angesetzt sind.


Gesetz zur Erhöhung und Beschleunigung des Ausbaus von Windenergieanlagen an Land

Mit diesem Gesetz hat jedes Bundesland verbindliche Ziele (nennt sich Beitragswerte im Gesetz) für den Ausbau von Windenergie.
Gedacht ist, dass insgesamt 2% der Landesfläche in Deutschland für Windkraft ausgewiesen wird.

Zwei Prozent mag sich viel anhören, allerdings allein die Sport-, Freizeit- und Erholungsfläche in Deutschland nimmt 1,5% (2022) der Landesfläche in Anspruch und 2,6% geht für den Straßenverkehr drauf, wie man hier nachlesen kann.

Daher würde ich behaupten, dass das gar nicht viel ist im Vergleich zu den sonstigen Nutzungsarten in Deutschland.

Um einzuschätzen, was das konkret für Deutschland und die Bundesländer heißt, eine Übersicht aus dem Bund-Länder-Kooperationsausschuss von 2023.

Stand der Umsetzung der Ziele zur Flächenausweisung nach WindBG

Zusätzlich wird in diesem Gesetz Repowering (das Ersetzen alter Windkraftanlagen durch neue leistungsstärkere Versionen) massiv beschleunigt.

Ein konkretes Beispiel findet man hier.

Statt 2 Jahre konnte das Projekt in weniger als sechs Monaten durchgesetzt werden.
Das sind konkrete, massive Beschleunigungen dank der Ampel.
So sehr man die Ampel bei vielen Dingen kritisieren kann, bei der Energiewende sind diese Veränderungen bereits messbar spürbar.

Außerdem sollen pauschale Mindestabstände nur noch erlaubt werden, wenn man trotz dieser die Ziele zur Flächenausweisung erfüllt. Falls das nicht der Fall ist, sind diese nicht mehr zulässig. (Was Bayern konkret traurig machen dürfte.)


Gesetz zur Änderung des Energiesicherungsgesetzes und anderer energiewirtschaftlicher Vorschriften

Die 3.0 Formulierungshilfe dieses Gesetzes beinhaltet sehr wichtige Veränderungen.

  • Mit dieser Regel wird die Abschaffung der 70%-Reglung für PV-Neuanlagen bis 25 kWp vorgezogen und umgesetzt. (Das bedeutete, dass man 70% der Wirkleistungseinspeisung begrenzen musste) Bei Bestandanlagen betrifft das alle Anlagen bis 7 kWp.
  • Steckersolar (Balkonkraft) wurden einige Unsicherheiten klargestellt, damit man diese leichter verbauen kann.
  • Biomasseanlagen verlieren einige der Limitationen, die man vorher noch hatte. Betreffen mehr Detailfragen und Bürokratisierung.
  • Transportkapazitäten des bestehenden Stromnetzes werden erhöht. Das bedeutet, dass der Spielraum für Höchstspannungsnetze in Deutschland unbürokratischer angepasst werden können.
  • Bei Windkraft können Änderungen zu den Leistungssteigerungen (sei es über Typenänderung oder Softwareupdates) unbürokratisch ermöglicht, da Änderungsgenehmigungsverfahren weit entschlackt werden.

Ein gutes Gesetz, das viele kleinere Änderungen durchsetzt.


Gesetz zur Beschleunigung des Braunkohleausstiegs im Rheinischen Revier

Der Name des Gesetzes ist Programm.

Einige Kohlekraftwerke sollen viele Jahren vorher vom Netz gehen, was durch den beschleunigten Ausbau von regenerativen Energien allerdings eh passieren würde.

Wir reden als Beispiel von Niederaußen K, Neurath F (BoA 2) und Neurath G (BoA 3), deren Stilllegung von 2038 auf 2030 vorgezogen werden.

Aus meiner Sicht Symbolpolitik. Allerdings ist auch Symbolpolitik nicht unwichtig, damit wir als Bürger sehen, dass die Zukunft immer näher kommt.

RWE u. A. würde diese Kraftwerke aufgrund von fehlender Profitabilität und weit günstigerer Solar- wie Windkraftanlagen ohnehin vor 2038 abschalten meiner Auffassung nach.


Jahressteuergesetz 2022 (JStG 2022)

Ja, das Gesetz spielt auch für die Energiewende eine Rolle.

Ab dem 01.01.2023 wurden die Grenzwerte für die Befreiung der Einkommensteuer für PV-Anlagen auf 30 kWp für Einfamilienhäuser und Mehrfamilienhäuser bis 15 kWp (pro Wohnung/Geschäftseinheit bis 100 kWp) erhöht. Vorher galt das nur bei Anlagen bis 10 kWp.
Also eine signifikante Verbesserung, da der bürokratische Aufwand bei Einkommensteuer wegfällt.
Weniger Papierkram ist (fast) immer gut.

Gleichzeitig wurde die Umsatzsteuer bzw. Mehrwertsteuer bei Lieferung und Installation für PV-Anlagen auf Wohngebäuden auf 0% reduziert, was selbstverständlich eine deutliche Kostenreduktion bedeutet. Das betrifft die Module, Wechselrichter, wie auch Stromspeicher.

Dazu dürfen mit dem Gesetz auch Lohnsteuerhilfevereine bei der Beratung helfen. Das war vorher nicht erlaubt.


Gesetz zur Änderung des Raumordnungsgesetzes und anderer Vorschriften (ROGÄndG)

Ein gewaltiges Gesetz, was der Name nicht verrät.
Es basiert auf einer Notfallverordnung der EU zur Energiekrise.

Änderungen beinhalten:

  • Netzausbauprojekte oder Wind- bzw. PV-Projekte, die bereits eine strategische Umweltprüfung durchlaufen haben, benötigen keine Umweltverträglichkeitsprüfung und artenschutzrechtliche Prüfung mehr.
    Dies war in diesem Gesetz ursprünglich bis zum 30.06.2024 limitiert, allerdings wurde diese Grenze einige Monate später aufgehoben von der EU.
    Durch diese Änderungen können gerade beim Netzausbau ein Jahr an Planungszeit eingespart werden, was bei den gewaltigen Projekten auch mehr als notwendig ist.
  • Genehmigungsverfahren von Solarenergieanlagen sollen auf drei Monate gedeckelt werden. Zusätzlich gilt bei Anlagen unter 50 kWp eine Genehmigungsfiktion (d. h., dass nach Ablauf der Zeit eine stille Genehmigung angenommen wird, falls es keine Antwort gibt.)
  • Genehmigungen für Wärmepumpen sollen ebenfalls bei Leistungen unter 50 MW auf einen Monat begrenzt werden, bei Erdwärme auf drei Monate. Ergänzend gibt es ein Anschlussrecht für Wärmepumpen bis 12 kW bzw. 50 kW im Eigenverbrauch etabliert.
  • Auch gibt es bei Repowering eine Verbesserung. Bei Repoweringprojekten benötigt man nur noch eine Deltaprüfung, was ebenfalls die benötigte Zeit zum Planen und Genehmigen der Windkraft- wie auch PV-Projekte massiv reduziert.

Allein das Etablieren der stillen Genehmigungen ist ein gewaltiger Fortschritt.
Die Albträume bei Genehmigungen oder Änderungsanträge bei Behörden ist vielen Menschen mehr als ausreichend bekannt, daher ist diese Änderung einer der Haupttreiber für den sprunghaften Anstieg an Repowering-Projekten in Deutschland.


Gesetz zum Neustart der Digitalisierung der Energiewende

Das ist ein sehr wichtiges Gesetz. Das behandelt den Smart-Meter-Rollout in Deutschland.

Smart Metering deployment in the European Union

Wie man in diesem Bild sieht, war Deutschland mit der Entscheidung bei der Smart-Meter-Debatte im EU-Vergleich sehr langsam, da die Regierungen der Vergangenheit absolut inkompetente Gesetze auf den Weg gebracht hatten.

Mit diesem Gesetz wurde Deutschlands größter Missstand beim Netzausbau der Zukunft repariert.

Vorher war es aus Kostengründen schwierig, einen Smart-Meter (oder auch intelligente/moderne Messeinrichtung) zu vermitteln, da man pro Jahr gerne mal 100 Euro mehr zahlen sollte. Diese Kosten werden auf 20 Euro pro Jahr gedeckelt.
Damit lohnt es sich für fast jeden.

Zur kurzen Erklärung, was ein Smart-Meter überhaupt für Vorteile hat:

  • Keine Notwendigkeit mehr, Stromzählerstände dem Anbieter zu schicken, der sieht sie dann so oder so.
  • Deutlich präzisere Stromrechnungen und keine unnötigen Überraschungen mehr, wieviel du verbraucht hast und wieviel das kostest, du kannst es bei vielen Anbietern mit Apps z. B. auf die Minute genau sehen. Keine harten Jahresnachzahlungen mehr durch präzise Monatsabschläge. So können potentielle Probleme beim Verbrauch rechtzeitig bemerkt und behoben werden.
  • Dynamische Stromtarife. Damit sind Stromtarife gemeint, welche den Börsenpreis unmittelbar an dich weitergeben. Wenn z. B. während bestimmter Stunden (im Sommer mittags) oder ganzer Tage, wenn der Wind besonders stark weht, der Strompreis niedriger ist, wird das direkt an dich weitergegeben. Falls du zusätzlich Wäsche oder Spülmaschine zeitlich daran koppelst, kannst du so mit Verschiebung der Lasten einiges an Geld sparen.
    Deshalb benötigt man Smart-Meter flächendeckend, damit das zuverlässig funktioniert.
  • Mit Smart-Metern ist eine erheblich geringere Investition in den Netzausbau nötig, da so gezieltes und gesteuertes Laden gefördert werden kann. Es gibt eine Verteilernetzstudie aus 2021, welche festgestellt hat, dass der Flexibilitätseinsatz um 52 (!) % verringert werden kann gegenüber des Basisszenarios C240. Im Kontext der Studie sind die Einsparungen von fast 6 Milliarden Euro eine nicht unwichtige Tatsache.
    Die Ausbaukosten würden so oder so von uns Stromkunden getragen werden, also sollten so Einsparungen allein aus wirtschaftlicher Sicht ein sehr relevanter Aspekt sein.
Gesetzlicher Rolloutfahrplan

Konkret sieht man bei der Visualisierung, bis wann die Smart-Meter verteilt werden sollen in Deutschland.
Fragt euren Messstellenbetreiber, wann ihr euren Smart-Meter bekommen könnt.
Die Vorteile sind es wert und ihr werdet dadurch profitieren.


Gesetz zur Steigerung der Energieeffizienz und zur Änderung des Energiedienstleistungsgesetzes

Bei diesem Gesetz bin ich zwiegespalten.

Grundsätzlich geht es darum, eine EU-Richtlinie von 2021 umzusetzen, bei der es darum geht, möglichst effizienter Abwärme und Energie einzusparen, wo es möglich ist bzw. durch umweltfreundliche Möglichkeiten zu ersetzen.

Nach den Begriffsbestimmungen zählt nämlich Umgebungswärme oder -kälte sowie Solarthermie nicht zur Endenergie, die eingespart werden müssen. Bei der Erklärung im Gesetz wird außerdem klargestellt, dass Wärmepumpen, wie auch Solarthermie spezifisch bevorzugt behandelt werden.

Das kann bei der Industrie in vielen Branchen Sinn ergeben, da Großwärmepumpen in der EU immer mehr im Kommen sind. Auch Studien unterstützen diese Idee und zeigen, dass dieser Wunsch der EU und Ampel absolut umsetzbar ist.

Aufteilung der Endenergieeinsparung unter den Ländern

Nochmal eine Übersicht, wieviel welches Bundesland einsparen muss.
Keine große Überraschung, wenn man Industrie und Wertschöpfungsstandorte in Deutschland beachtet.

Außerdem kann man positiv hervorheben, dass auch die öffentliche Hand klar in Verantwortung genommen wird, als Vorbild zu agieren.

Ein Problem, was ich habe, ist die Nutzung von Rechenzentren bzw. deren Abwärme. Das ist ein Konzept, was in der Theorie gut klingt, in der Praxis allerdings kaum Nachfrage, geschweige denn Interesse existiert bei Fernwärmeanbietern.

Das wirkt etwas unsinnig als Ergänzung im Gesetz. Keine Katastrophe, keine Sorge, nur eine etwas ungewöhnliche Wahl.


Gesetz zur Änderung des LNG-Beschleunigungsgesetzes und zur Änderung des Energiewirtschaftsgesetzes und zur Änderung des Baugesetzbuchs

Falls ihr euch wundert, wieso jetzt doch ein Gesetz zu Gas bzw. LNG zu finden ist, hat das einen konkreten Grund.
Denn Teil dieses Gesetzes ist eine Änderung, welche Kommunen die Erlaubnis geben, eigenständig Flächen für Windkraft zur Verfügung zu stellen, falls die Regionalplanungen gar keine Windflächen nahe der Kommune vorgesehen haben.

Der Gedanke dahinter betrifft erneut Bürgerenergiegenossenschaften, die dadurch mit Gemeinden viel simpler Konzepte unbürokratisch und flexibler umsetzen können als es vorher der Fall war.
Diese Regelungen gab es für PV-Parks bereits und würde ergänzt.
Ein kleiner Teil des Gesetzes, der durchaus viel Potential in Deutschland aktivieren kann.
Mehr Optionen für Gemeinden und Kommunen sollte für jede Person eine erstrebenswerte und gute Sache sein.


Gesetz zur Änderung des Erneuerbare-Energien-Gesetzes und weiterer energiewirtschaftsrechtlicher Vorschriften zur Steigerung des Ausbaus photovoltaischer Energieerzeugung – Solarpaket 1

Besonders das Solarpaket 1 ist eins der größeren Gesetzespakete, welches für regenerative Energien noch einmal einen gewaltigen Turbo auslösen kann.

Aus meiner Sicht sind einige sehr großartige Verbesserungen für Deutschlands Zukunft zu erwarten, denn in diesem Paket findet sich u. A.:

  • Steckersolar (Balkonkraftwerk) erhalten mit 800 Watt eine neue Obergrenze zum Einspeisen ins Stromnetz (Wechselrichterleistung). Der Wert vorher waren 600 Watt.
    Zusätzlich müssen Steckersolaranlagen nicht mehr beim Netzbetreiber, sondern nur noch mit wenigen Daten beim Marktstammdatenregister eingetragen werden. Damit entfällt unnötige Zeitverschwendung in Form von doppelter Bürokratie. Zusätzlich werden ab 2024 rückwärtsdrehende Zähler (temporär!) geduldet, bis ein geeichter Zweirichtungszähler installiert wird.
  • Mieterstrom soll vereinfacht werden, diese Konzepte beinhalten die Verwendung des PV-Stroms vom Dach des Vermieters, wodurch man teurere Netznutzungsentgelte sich sparen kann. Da kann man gut und gern von 5-7 Cent/KWh Ersparnis reden. Mit diesem Paket sollen viel Papierkram entfallen mit diesem neuen Mieterstrom Model namens „Gemeinschaftliche Gebäudeversorgung“. Wenn da Bürokratie zu Vertragsinformationen, Rechnungslegung und Verbrauch verringert wird, werden diese Modelle attraktiver für Bürger in Deutschland. Mit dem Gesetz werden zusätzlich Möglichkeiten geschafft, dass man gewerbliche Gebäude und Nebenanlagen wie Garagen ebenfalls dafür verwerten kann. Ein weiterer Aspekt, der unfassbar wichtig ist, ist Absatz 3 von § 42 b. In der Vergangenheit gab es Probleme für Mieterstromprojekte, Teilversorgung durchzubekommen und den Rest der Versorgung durch den Netzbetreiber zu handhaben. Diese Netzbetreiber haben das einfach abgelehnt. Mit dem neuen Absatz ist das nicht mehr möglich und Mieterstromprojekte haben Rechtssicherheit. Sehr wichtig!
    Diese Konzepte bleiben für Mieter trotz allem freiwillig, wenn man kein Geld sparen will. Kann man machen, ist allerdings etwas schräg.
  • Netzanschlüsse sollen erneut für PV beschleunigt werden: das vereinfachte Netzanschlussverfahren soll ab sofort für Anlagen bis 30 kWp gelten, nicht nur bis 10,8 kWp, wie es vorher der Fall war. Hier gilt erneut eine sehr praktische Neuregelung, falls der Netzbetreiber nicht fristgerecht (acht Wochen) antworten sollte, gilt die Zustimmung als erteilt und man darf selbstständig anschließen. Endlich können die Horrorstorys von installierten, aber nicht angeschlossenen PV-Anlagen enden.
  • Mit diesem Paket gibt es eine Duldungspflicht für Leitungsarbeiten. Dafür bekommt der Grundstückeigner eine Entschädigung von 5% des Verkehrswertes. Vorher gab es bei diversen Projekten gerne mal sechs+ Monate Verzögerung, da man entsprechende Ankündigungen und Pläne erstmal in den Kommunen ankündigen musste, bevor an Leitungen für Wind- wie auch PV-Parks gearbeitet werden durfte. Auch so etwas ist mehr als wichtig für Infrastruktur und eher ein Schock, dass man das nicht längst vor Jahrzehnten beschlossen hatte.
  • Vereinfachung von Repowering bei PV und Direktvermarktung. Man kann bei älteren Solarparks dann mit modernen Modulen eine 20-jährige Förderdauer nach dem EEG für die neue Leistung erneut erhalten. (Sofern ich das richtig verstanden habe, natürlich nicht mit den absolut übertrieben hohen Summen von 40+ Cent/KWh, sondern natürlich mit den aktuellen Fördersummen.) Dazu können Leute mit kleineren PV-Anlagen bis 25 kWp keine Vorgaben für die Direktvermarktung mehr vorweisen. Das kann insbesondere für virtuelle Kraftwerke Modelle eine gute Ergänzung sein, womit weit mehr Leute von guten Preisen für ihren Solarstrom profitieren können in Zukunft.

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Solarpaket 1 ein gewaltiger Brocken an Vereinfachungen für Bürger sein wird.
Es ist Anfang November noch nicht durch den Bundestag beschlossen worden, das ist allerdings eine Frage der Zeit.
Die gewaltige Entbürokratisierung und Beschleunigung von Prozessen dürfte keinen der Ampelpartner stören und selbst Opposition sollte kein Problem damit haben.

Außer man ist vollständig bescheuert und behauptet, dass Steckersolaranlagen eine Balkonverschandlung sind. Nur das würde natürlich niemand mac—. Och, nicht schon wieder diese Genies.


Verordnung zur Änderung der Elektrotechnische-Eigenschaften-Nachweis-Verordnung - NELEV

Diese Verordnung ist erstaunlich gut, das hängt aktuell noch von der Zustimmung der EU-Kommission ab, was allerdings Formsache sein soll.
Konkret geht es um zwei wichtige Elemente:

  • Die Ausnahme von der Zertifizierungspflicht für Netzanschlüsse für installierte Leistung von bis zu 500 Kilowatt und eine maximale Einspeiseleistung von 270 Kilowatt.
    Hier spielt es keine Rolle, welche Spannungsebene (also Mittelspannung oder Niederspannung z. B.) im Fokus steht.
    Das betrifft Erzeugung – wie auch Speicheranlagen, wobei der zweite Typ an Anlagen eine größere Relevanz hat für die Zukunft.
    Ein wichtiger und sinnvoller Schritt, um weitere Blocker bei der Energiewende erfolgreich abzubauen.
  • Die Schaffung eines verpflichtenden digitalen Registers für Einheiten- und Komponentenzertifikate, wonach die gesamte Energiebranche seit über 10 Jahren fragt.

Das Problem davor war, dass die Nachweise für Anlagenbetreiber, Netzbetreiber wie auch Zertifizierungsstellen nicht einheitlich gelöst war, sondern jeder seine eigene Extrawurst haben wollte mit Datenbanken, die auch nicht kompatibel zueinander waren. Daher ist ein einheitliches digitale Register allein wegen des gemeinsamen Standards eine massive Entbürokratisierung für Deutschland.
Auch das kann einen gewaltigen Boost für die Energiewende bringen, wenn alle Teilnehmer transparent und eindeutig wissen, was für ein Betriebserlaubnisverfahren notwendig ist. Dieses Register kommt wohl ab dem 01. Quartal 2024.


Gesetz zur Änderung des Gebäudeenergiegesetzes, zur Änderung des Bürgerlichen Gesetzbuches, zur Änderung der Verordnung über Heizkostenabrechnung, zur Änderung der Betriebskostenverordnung und zur Änderung der Kehr- und Überprüfungsordnung - GEG

Zum Gebäudeenergiegesetz habe ich alles in diesem Kapitel gesagt.

Kurzfassung: Ich finde es schade, dass es so abgeschwächt wurde.
Da war weit mehr Potential drin und viel an Kritik und Diskurs dazu war völlige Zeitverschwendung.

Dinge wurden kritisiert, die vom ersten Entwurf an bereits drinstanden (Wasserstoff/Biomasseheizungen) oder Dinge wurden kritisiert, die nie drinstanden (Zwangsaustausch der Heizungen)

Für mehr bitte das Kapitel öffnen.
Gehört für mich in dieser Liste zu den schlechtesten Gesetzen der Ampel und das nicht wegen der Gründe, die man oft im Diskurs dazu gehört hat.

Die Desinformationsmaschine war leider sehr erfolgreich.

Gesetz zur Beschleunigung von verwaltungsgerichtlichen Verfahren im Infrastrukturbereich

Ein Grundgedanke hinter diesem Gesetz aus dem Justizministerium soll es sein, dass Gerichtsverfahren, welche Infrastruktur (also auch Windkraftprojekte z. B.) betreffen, ein Vorrang- bzw. Beschleunigungsgebot erhalten.
Dies hört sich durchaus nicht verkehrt an, dass damit zuerst sich um Infrastrukturprojekte gekümmert wird.

Dennoch gibt es durchaus Zweifel an diesem Gesetz, ob es diesen positiven Effekt haben wird.

Neuntes Gesetz zur Änderung des Regionalisierungsgesetzes (Deutschlandticket)

Aus meiner Sicht sollte es in Deutschland niemanden geben, der das Deutschlandticket oder das 49-Euro-Ticket als schlechte Änderung ansieht.
Das Entwirren des Tarifdschungels ist eine wichtige Errungenschaft und ich bin sehr froh, dass es passiert ist.

Selbstverständlich kann ein niedrigerer Preis und ein deutlicher Ausbau der ÖPNV-Infrastruktur dieses Gesetz verbessern.
Zudem ist mir als kleiner Kritikpunkt unklar, warum es nicht möglich ist, direkt für einen Monat ohne Abo zu bezahlen.
Es ist in Ordnung, Abos ohne Papierform zu bevorzugen, aber eine Option für ein einmonatiges Abonnement wäre wünschenswert.
Gerade ältere Menschen könnten davon profitieren, da es einfacher zu handhaben wäre als die aktuelle Lösung.

Als Pendler hätte ich dadurch vor einigen Jahren monatlich eine beträchtliche Ersparnis erzielt. Als jemand, der genau zwischen drei Tarifzonen wohnte und dadurch absurd hohe Preise bezahlen musste, kenne ich das fürchterliche System vorher noch sehr gut.

Unabhängig davon, ob ich die FDP und ihre Blockadehaltung und Verzögerungen bei vielen Gesetzen kritisiere, muss ich zugeben, dass phänomenale Arbeit der Ampel und auch konkret von Wissing geleistet wurde.


Gesetz zur Modernisierung und zum Bürokratieabbau im Strom- und Energiesteuerrecht

Lindners Ministerium hat ein gutes Gesetz vorgelegt. Ja, das ist nicht falsch geschrieben.

Ein massives Problem bei Speichern ist die Doppel- bzw. Mehrfachbesteuerung von ein- und ausgespeisten Strom, was die Wirtschaftlichkeit von diversen Projekten bei regenerativen Energien einschränkt.

Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung und zum Bürokratieabbau im Strom- und Energiesteuerrecht von 08.04.2024

Mit diesem Gesetz soll Bürokratie deutlich abgebaut werden.
Das Ministerium selbst benennt folgende Vorteile und ich kommentiere die einzelnen Punkte zusätzlich.

  • Im Bereich der Elektromobilität soll die aus dem Energiewirtschaftsrecht bekannte Letztverbraucherfiktion an Ladepunkten unter Beachtung der stromsteuerrechtlichen Systematik auf das Stromsteuerrecht übertragen werden. Fortan entfallen damit Einzelfallprüfungen von komplexen Geschäftsmodellen „innerhalb der Ladesäule“.
Entwurf eines Gesetzes zur Modernisierung und zum Bürokratieabbau im Strom- und Energiesteuerrecht von 08.04.2024

Kurzfassung, wieso das gut ist:
Je nachdem, ob du ein Betreiber, ein Versorger oder ein Letztverbraucher/Endkunde bist, hast du unterschiedliche Rechte und Pflichten und absurde Steuerpflichten.
Mit dieser Reform gibt es deutlich weniger Papierkram.
Sollte jede Person gut finden.

Diese Regelung ist immens wichtig für die Diskussion für Vehicle-To-Home,, Vehicle-To-Business und das bidirektionale Laden, was in Zukunft sehr wichtig sein wird, sobald immer mehr E-Autos diese Funktion anbieten.

Grade weil es sehr viel einfacher ist, solche Projekte wirtschaftlich zu planen, auch mit Blick auf Mieterstrom bzw. gemeinschaftliche Gebäudeversorgung aus dem Solarpaket 1.

  • Für das bidirektionale Laden werden klare Vorgaben geschaffen. Diese verhindern, dass Nutzer von E-Fahrzeugen zum Versorger und Steuerschuldner werden, wodurch bürokratischer Aufwand entfällt.

Bisher war bidirektionales Laden nicht ordentlich definiert.

bidirektionales Laden: ein intelligenter Ladevorgang, bei dem die Richtungdes Stromflusses umgekehrt werden kann, sodass Strom vom aufladbaren elektrischen Energiespeicher eines Elektrofahrzeugs zu dem Ladepunkt fließen kann, an den er angeschlossen ist;“

Offensichtlich ändert sich das mit dieser Reform und auch das hier ist sehr wünschenswert.
Denn wer schon mit Behörden arbeiten musste, weiß ganz genau, wieso nicht definierte Verwendungszwecke automatisch viel zusätzliche Zeit benötigen.
Zusätzlich muss nicht mehr überprüft werden, ob man ein Versorger ist mit bidirektionalen Ladesäulen. Nahezu ein Gamechanger für Ladesäulen in der Zukunft.

Gute Änderung!

  • Stromspeicher werden technologieoffen neu definiert. Mehrfachbesteuerungen für ein- und ausgespeisten Strom werden somit vermieden.

Auch wenn der Begriff technologieoffen gerne für absoluten Unsinn verwertet wird, ergibt es hier durchaus Sinn.

Stromspeicher = Andere Anlagen als Anlagen zur Stromerzeugung, die am Ort ihres Betriebs ausschließlich dem Zweck der Zwischenspeicherung von Strom für eine spätere Verwendung dienen, während des Betriebs ausschließlich an ihrem geografischen Standort verbleiben und nicht Teil eines Fahrzeugs sind; der geografische Standort ist ein durch Koordinaten bestimmter Punkt;“

Insbesondere Wärmespeicher finden sich in diversen Ländern wie z. B. in Österreich mit ihrem “Riesenkochtopf” oder in Finnland.

Solche Projekte können durch den Wegfall der Mehrfachbesteuerungen ansprechender werden.
Daher eine sehr nützliche Änderung.

  • Im Stromsteuerrecht wird die sogenannte Anlagenverklammerung bei der dezentralen Stromerzeugung aufgehoben und für die Beurteilung der Steuerbefreiungen künftig durch einen einheitlichen Anlagenbegriff auf den Standort der jeweiligen Stromerzeugungsanlage abgestellt.

Kurzfassung, wieso das nützlich ist:
Die Anlagenverklammerung bedeutet, dass in bestimmten Situationen verschiedene kleinere Erzeugungsanlagen zusammengerechnet werden mussten, selbst wenn die nicht unbedingt verbunden waren.
Vorteil davon ist, dass man bestimmte steuerliche oder auch bürokratische Vereinfachungen wieder beanspruchen kann, selbst wenn auf demselben Grundstück viele kleine Anlagen vorhanden sind.

In Abgrenzung zu Stromspeichern nach § 2 Nummer 9 Stromsteuergesetz sollen neben einzelnen Stromerzeugungseinheiten (Nummer 1) mehrere Stromerzeugungseinheiten in einer Kundenanlage oder an einem Standort unter bestimmten Voraussetzungen als eine Anlage gelten (Nummer 2)

Selbstverständlich heißt das nicht, dass man Anlagen nicht zusammenführen kann, nur wird Bürokratie so abgebaut, indem man nicht unnötige Prüfungen mit dem Zoll durchführen muss.
Deutschland liebt seine Prüfungen und solche Optionsfreiheiten sind ohne jeden Sarkasmus eine Zeitersparnis, die sehr willkommen ist.

  • Die mit dem Strompreispaket beschlossene Ausweitung der Steuerentlastung nach § 9b StromStG bei Beibehaltung der Antragsschwelle von mindestens 250 Euro Entlastung pro Jahr wird die Anzahl der Entlastungsanträge ab 2025 vervielfachen. Es erfolgen daher rechtliche Anpassungen, wie beispielsweise eine Online-Antragspflicht, um eine vereinfachte Antragstellung und erstmals auch eine weitgehend automatisierte Bearbeitung von Anträgen ab 2025 zu ermöglichen.

Nun, hier dürfte kein großer Kommentar nötig sein.
Fokus auf digitale Antragspflichten ist aus meiner Sicht eine sinnvolle Sache, sofern die Behörden die Möglichkeiten haben, diese Anträge auch bei den Zollämtern digital zu bearbeiten.

 Die Pflicht zur elektronischen Übermittlung wird damit zwei Jahre vorgezogen. Auch bisher schon sind die Anträge wegen hinterlegter Plausibilitäten nur elektronisch ausfüllbar, werden dann jedoch oft noch ausgedruckt und postalisch an das jeweilige Hauptzollamt versandt.

Deutschland hat viel aufzuholen, daher ist der Gedanke, diese Fristen vorzuziehen und digitale Bearbeitung weiter voranzubringen eine gute Idee.
Man kann nur hoffen, dass das auch bei den Behörden ebenso machbar sein wird.

  • Das Strom- und Energiesteuerrecht wird zudem an EU-rechtliche Vorgaben angepasst und im Bereich der Regelungen im Zusammenhang mit der Stromerzeugung verschlankt. Im Energiesteuerbereich wird dazu der EU-rechtlich vorgegebene Grundsatz der Befreiung aller zur Stromerzeugung eingesetzten Energieerzeugnisse vereinheitlicht. Zudem ist Strom aus Biomasse, Klär- und Deponiegas künftig wieder rechtssicher in Anlagen bis 2 Megawatt elektrischer Leistung von der Stromsteuer befreit.

Liest sich etwas eigenartig im ersten Moment, es handelt sich hier um eine Aktualisierung, da 2013 es eine EU-beihilferechtliche Genehmigung gab und diese teilweise gar nicht mehr notwendig ist, da es auf EU-Ebene am 30.September 2023 reformiert wurde.

Sinnvolle Änderung, da auch einige Sonderregelungen aufgehoben werden, die man durch die EU-Reform gar nicht braucht.

  • Zusätzlich werden zum Zwecke des Bürokratieabbaus Anzeige- und Berichtspflichten verringert (z. B. in Mieterstromkonstellationen).

Kurzfassung: Lindners Ministerium streicht viele der Anzeige- und Meldepflichten steuerfreie Strommengen für Anlagen bis 1 MW bei Leistung in Kundenanlagen.
Für Mieterstrom und gemeinschaftliche Gebäudeversorgungskonzepte ist das eine große Verbesserung der Situation.
Oft werden Mieterstrom Konzepte gar nicht durchgesetzt, da es zu viel Aufwand für die Betreiber wäre.
Somit fällt viel Potential bei Quartieren oder Mehrfamilienhäuser flach, die von deutlich günstigeren Strom profitieren könnten. (Durch Mieterstrom/gemeinschaftliche Gebäudeversorgung können Netzentgelte gespart werden, was beim Arbeitspreis durchaus zu einer Ersparnis von 10-11 Cent/kWh führen kann.)

Was ist mein Fazit?

Beim Durchlesen des Gesetzes stelle ich wieder fest, dass es ärgerlich ist, wieviel Zeit die Ampel mit unsinnigen Kindergarten bei manchen Themen verschwendet (wie beim GEG oder dem Kernkraftausstieg) und teilweise über ein halbes Jahr sich die Köpfe einschlägt, statt mehr Gesetze dieser Art rauszuhauen.

Es ist gut. Das ist ein wichtiger Schritt nach vorn für eine Energieversorgung der Zukunft.

Als Ende 2021 die Ampel angetreten ist, war meine Hoffnung, dass wir von der FDP solche Entbürokratisierungsgesetze häufiger sehen würde, daher ist es ernüchtend, dass in meiner Übersicht für Energiegesetze bzw. Ampelerfolge nicht soviel zu finden ist aus den von der FDP geführten Ministerien.

Dennoch: Gute Arbeit an das BMF.
Gerne mehr von dieser Art Gesetze.


Kapitel 2: Photovoltaik

Kapitel 2: Photovoltaik

Worauf soll ich beim Photovoltaik-Kauf achten?

Photovoltaik ist in aller Munde dank massiv gefallener Preise, sodass sich Photovoltaik-Anlagen an immer mehr Orten lohnen, egal ob als Gartenzaun, als zusätzliche Einnahmequelle für Landwirte oder gar als Abdeckung für Kanäle, um die Verdunstung des Wasser zu verringern.

Selbstverständlich möchte man sich keine schlechten Module besorgen, welche dann frühzeitig kaputt gehen.
Trotz der günstigen Preise bleiben Photovoltaik-Anlagen eine Investition, die sich erst nach einigen Jahren rechnet. Glücklicherweise bei gerne mal 40+ Jahre Lebenszeit kein Problem.

Zuerst empfehle ich ein Solarkataster zu befragen, sofern euer Bundesland oder (im Fall von Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und bizarrerweise Schleswig-Holstein) Gemeinde über so etwas verfügt.

Konkretes Beispiel aus Rheinland-Pfalz:

Landesweites Solarkataster Rheinland-Pfalz

Hier bekommt ihr grobe Angaben, wieviele m² an Modulen ihr verbauen könntet, wie die nutzbare Einstrahlung aussieht und welche besonders wichtig sind, die maximale Leistung in kWp und der potentielle Stromertrag pro Jahr in kWh.

Die Links zu euren Bundesländern:

PV-Kataster Thüringen
PV-Kataster Sachsen
PV-Kataster Saarland
PV-Kataster Rheinland-Pfalz
PV-Kataster Nordrhein-Westfalen
PV-Kataster Hessen
PV-Kataster Hamburg
PV-Kataster Bremen
PV-Kataster Brandenburg
PV-Kataster Berlin
PV-Kataster Bayern
PV-Kataster Baden-Württemberg

Für die anderen Bundesländer gibt es keine landesweiten PV-Kataster, dennoch haben viele Städte und manche Gemeinden eigene regionale Lösungen, schaut hier vorbei, vielleicht findet ihr eure Stadt/Landkreis oder hier mit einigen Beispielen für Österreich und die Schweiz.

Jetzt, wo ihr wisst, ob sich die Anlage lohnt und wieviele ihr euch besorgen könnt und wollt, die nächste Frage:
Sollte man sich PV-Anlagen mieten oder kaufen?

Pauschal: Bitte mietet euch keine PV-Anlagen.
Ich bitte euch darum, bitte macht das nicht. Lieber spart euch nach und nach das Geld an.
Dank der ganzen Jahre Erfahrung und dutzender Kostenvoranschläge verschiedener Zuschauer sind Mietkonzepte oder auch Mietkaufkonzepte nahezu immer wirtschaftlich sehr negativ für euch.
Natürlich bedeutet das nicht, dass das in absolut jeder Situation korrekt ist, nur bei den aktuell fallenden Preisen der Module ist das Kaufen eine erstrebenswertere Sache.

Um es stumpf zu sagen, mir ist kein Fall bekannt, bei dem das wirtschaftlich nicht ein Totalschaden ist. Ihr könnt euch teilweise durch das gesparte Geld die doppelte Menge Module besorgen, so schlimm sind diese Konstrukte heutzutage.

Mittlerweile gibt es glücklicherweise auch Erfahrungen und Rechner der Verbraucherzentrale NRW:

PV-Anlage: mieten oder kaufen?

Fairerweise ist diese Rechnung noch einmal eine Spur extremer als ich sie in den meisten Kostenvoranschlägen kenne, nur ca. 20-50% Aufpreis wäre auch mein Erfahrungswert für effektiv keinen Vorteil.
Seit 2020 konnte mir kein einziger Anbieter auf direkte Nachfrage ernsthaft erklären, wieso man diesen Aufpreis akzeptieren sollte.

Lasst euch da auch nicht verunsichern durch angeblich extrem steigende Strompreise oder eine viel zu hohe gerechnete Autarkie.
Bezüglich steigender Strompreise halte ich die Angst, mit Blick auf die kommende Smart-Meter und dynamische Stromtarife-Zeit, für völlig hanebüchen.
Wechselt/Überprüft außerdem einmal im Jahr eure Stromanbieter, das gehört zu den einfachsten Dingen, die man in Deutschland machen kann und euch kann da nichts passieren.
Autarkie kann man meiner Erfahrung nach durchschnittlich mit einem Autarkiegrad von ca. 30-40% (ohne Akkuspeicher) und ca. 60-70% (mit Akkuspeicher) rechnen.
Bedenkt allerdings hier, dass es durchaus Abweichungen +-10% geben kann, je nach eurer Dachausrichtung und Verbrauch. Falls euch allerdings von 100% (über das gesamte Jahr) Autarkie und nahezu keinem Netzbezug erzählt wird, dann ist das meist ziemlicher Unfug.
Winterzeit kann man, so schön es wäre, leider nicht mit der eigenen PV-Anlage decken.
100% ist nur mit wenigen sehr teuren Lösungen möglich, wie z. B. einem eigenen Wasserstoffspeichersystem wie PICEA.
Allerdings reden wir bei solchen Lösungen von kaum wirtschaftlichen Anwendungen für den privaten Zweck.
Falls man gerne so wenig Netzbezug wie möglich haben möchte, spricht dagegen nichts. Nur ist das eben absolut nicht wirtschaftlich begründbar bei den hohen Anschaffungskosten.

Nun da geklärt ist, dass Mieten der Anlagen keine gute Idee ist, zur nächsten Frage:

Ist ein Akkuspeicher eine gute Idee?

Bis vor 2023 war diese Frage tatsächlich deutlich komplexer als man meinen würde, wirtschaftlich gab es Studien z. B. von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin.

Zitat: “Batteriespeicher verschlechtern das wirtschaftliche Ergebnis der PV-Anlage. Lediglich in der Kombination eines kleinen Speichers mit einer großen PV-Anlage lässt sich überhaupt eine schwach positive Rendite erzielen.”

Zur Erklärung für diese etwas ungewöhnliche (und auch jetzt veraltete) Aussage:
Kosten pro kWh waren deutlich höher und Lebensdauer der Akkuspeicher waren deutlich niedriger.

Wie bereits hier geklärt wurde, fallen die Akkupreise extrem schnell die letzten Jahre.
Ähnlich wie die PV-Überproduktionskrise in China entwickelt sich durch das Aufkommen von Natrium-Ion-Akkuspeichern und auch die kommende absurde Überproduktion im Lithium-Bereich sorgt dafür, dass die Preise 2025 bis 2026 stark fallen werden.

Battery Manufacturing Capacity Is Oversupplied

Bei Photovoltaik sprechen wir von ca. der dreifachen Menge an Modulen an Angebot, als global überhaupt an Nachfrage vorhanden ist.

Sofern man dieses Bild oben betrachtet, sieht man sehr deutlich, wie sich die Überproduktion bildet.
Selbstredend wird nicht alles an geplanter Kapazität überhaupt starten, nur werden neue Anbieter es unfassbar schwer haben und Preisschlachten ohne Ende erwarten uns.

Meine Priorität und Empfehlung wäre aktuell (14.04.2024):
Soviele PV-Module wie möglich aufs Dach hauen (da ein weiterer Preisverfall bei Modulen kurzfristig nicht zu erwarten ist) und sobald das erledigt ist, dann erst zeitlich schauen, welcher Akkuspeicher in Frage kommt.

Welcher Akkuspeicher wäre also eine gute Idee, falls man nicht warten will und jetzt schon ranmöchte?

Da verweise ich gerne auf die Stromspeicher-Inspektion 2024.

Grundsätzlich sind Lithium-Eisenphosphat-Akkus (LiFePO4) immer zu empfehlen.
Längere Lebenszeit (durch Zyklenfestigkeit) und der größere Platzbedarf bei geringerer Energiedichte ist im Gegensatz zu E-Autos kein Problem bei Heimspeichern.
Dazu ist das Brandrisiko bei Lithium-Eisenphosphat niedriger als bei klassischen NMC-Lithium-Ion-Akkus, selbst wenn wir hier von einem Brandrisiko von 0,008% im Jahr 2023 (bis Oktober) sprechen.
Achtet da bitte darauf.

Ob ihr euch einen deutschen Anbieter oder nicht deutschen Anbieter aussucht, ist eine Sache der eigenen Priorität, grundsätzlich sind die Qualitätsunterschiede nicht so dratisch, dass man das spezifisch erwähnen müsste.

Jetzt zur finalen Frage: Worauf muss man bei Photovoltaik-Modulen achten?

Direkt eine Warnung zu Beginn: Falls euch einer Dünnschicht-Module verkaufen will, rennt weg.
Diese Art von Photovoltaik-Module sind seit über zehn Jahre nicht mehr Stand der Technik fürs eigene Dach und werden bizarrerweise trotzdem teilweise von Handwerkern angeboten.

Zusätzlich eine weitere Warnung: Es gibt gerne Angebote für “Indach-Solarmodule”
Nutzt das ggf. für Parküberdachungen oder Carports, nicht für euer Eigenheimdach.
Um es sehr simpel zu formulieren: Ihr bezahlt mehr Geld, da es komplexer zu installieren ist, die Wärmeabführung ist schlechter und habe über die Jahre ab und an von Dichtigkeitsproblemen mit den Dächern gelesen. Der ästhetische Effekt ist sehr begrenzt für diese potentiellen Probleme. Vermeidet das.

Viele Module heutzutage haben einen sehr ähnlichen Standard, da achte ich persönlich auf diese Faktoren:

  • Glas-Glas-Modul (nicht Glas-Folie, die zwar günstiger, allerdings auch nicht ganz so langlebig sind. Lieber die Langlebigkeit mitnehmen!)
  • Degradationsrate von unter 0,35%

  • Es müssen schwarze monokristallinen (nicht bläulich schimmernd, das wären Polykristallin) Module sein.

Ja, das sind tatsächlich die einzigen “Must-Haves” aus meiner Sicht.

Natürlich gibt es noch mehr Punkte, die man beachten kann z. B.

  • dass die Module im TOPCon-Verfahren statt PERC gefertigt sind.
  • Oder auch, dass der Temperaturkoeffizient-Wert niedrig ist.
  • Garantie von 25+ Jahren. Leider wie bei allem schwer einzuschätzen, welche Firmen in 25+ Jahren noch bestehen und nicht zugrunde gegangen sind. Daher kein Must-Have.

Allerdings sind das Faktoren, die für mich nicht essentiell oder entscheidend sind.

Während Photovoltaik so im Hype sind, gibt es immer wieder Trittbrettfahrer, die einem billigen Schrott verkaufen, also achtet einfach auf die Must-Haves und ja, Trina, Maxeon, Panasonic und Canadian Solar sind als Marken grundsätzlich okay.
Wenn ihr unbedingt eine europäische Firma unterstützen wollt, 1Komma5 ist ein Start-Up, welche in Deutschland produzieren wollen.
Muss aber trotzdem deutlich sagen, dass es für neue Anbieter wegen der besagten PV-Überproduktion-Krise weiter oben ziemlich schwer für sie sein wird, auf dem Markt zu bestehen. Als Warnung bezüglich Garantie.

Falls weitere Fragen vorhanden sind, stellt diese Frage auf Instagram oder bei Twitch im Chat.
Diese Antwort spezifisch wird über die kommenden Monate Stück für Stück erweitert werden.


Worauf sollte ich beim Balkonkraftwerk-Kauf achten?

Da mittlerweile sogar bei Supermärkten regelmäßig mit Steckersolar bzw. Balkonkraftwerken geworben wird, lohnen sich ein paar Sätze zur Kaufberatung.
Ich werde im Kontext dieser Frage ab jetzt von Steckersolaranlagen sprechen, da das die Bezeichnung aus dem Solarpaket 1 und manchen Förderungen ist.

Grundsätzlich immer daran denken:
Steckersolaranlagen können natürlich auch im Garten, an Fassaden bei Häusern ohne Balkon und am Balkon angebracht werden.
Die Geräte sind am Ende sehr flexibel und eure Kreativität ist der einzige limitierende Faktor.

Zusätzlich: Schaut bitte bei euch in der Gemeinde/Stadt oder auch im Bundesland nach, ob Steckersolaranlagen gefördert werden.
Als konkretes Beispiel fördert Schleswig-Holstein Balkonkraft-PV mit 200 Euro.
Auch Berlin hat ein konkretes Förderprogramm für diesen Zweck mit maximal 500 Euro Förderung.

Gerade wenn es um die Frage der Wirtschaftlichkeit geht, können diese 200 Euro oder gar bis zu 500 Euro Förderungen dafür sorgen, dass sich die Anlagen bei euch einige Jahre vorher rechnen werden.

Ein weiterer Aspekt, der bei Steckersolar- wie auch PV-Anlagen gilt, ist die Ausrichtung und Systemmontage:

Ausrichtung und Neigung der Anlage haben Einfluss auf den Ertrag. Das kann Unterschiede beim Ertrag von 5 bis 50% bedeuten.

Idealerweise habt ihr eine südliche Ausrichtung mit einer Neigung von 30 Grad.
Westlich und Östlich ist auch okay, da redet man gerne von ca. 10-20% weniger Ertrag. Das ist kein gewaltiges Problem.
Falls ihr nur eine nördliche Ausrichtung haben solltet, dann lohnt es sich in den meisten Fällen nur sehr eingeschränkt.
Komplett nutzlos ist es nicht, wie oft behauptet wird, nur je nach Neigungswinkel geht schon viel vom jährlichen Ertrag verloren.

Bild des Stecker-Solar-Simulators der HIW-Berlin.

Zusätzlich empfehle ich den Stecker-Solar-Simulator der HIW Berlin.
Dieser gibt euch sehr hilfreiche Richtwerte für euer Projekt.

Grundsätzlich in meiner Erfahrung ergeben Akkuspeicher nur in sehr wenigen Fällen wirtschaftlichen Sinn für Balkonkraftanlagen.
Bei Dach-PV ist es absolut erstrebenswert und sinnvoll, mit Akkuspeichern zu planen. Sei es wegen der Nutzung dynamischer Tarife oder auch höherer Autarkie.
Dagegen ist diese Situation bei Steckersolar selten gegeben, da man üblicherweise den Strom selbst verbraucht und große Überschüsse zum Einspeichern eher selten sind.

Geräte, die ich gut finde, sind z. B.

das Yuma Balcony 90° (840+) Bifazial

  1. Es nutzt einen Hoymiles Wechselrichter.
    Diese haben historisch einen guten Ruf und haben keine Schwierigkeiten wie DEYE vor kurzem.
    Auch wenn die Probleme bei DEYE behoben wurden, ist es immer eine gute Option, wenn der Händler nicht negativ aufgefallen ist.
  2. Das sind bifaziale Module. Vereinfacht gesagt kann auch Sonnenlicht, welches die Modulrückseite trifft, verwertet werden. Dadurch steigert sich der Ertrag.
    Zusätzlich dazu sind das Glas-Glas-Module, welche Glas-Folie-Modulen überlegen sind. Belastbarer, langlebiger und das bessere Produkt.
  3. Yuma bietet 30 Jahre Garantie an und die Module haben eine Degradationsrate (das bedeutet, wieviel Leistung pro Jahr nach dem ersten Jahr die Module verlieren) von 0,4%.
    Hier muss man sagen, dass 0,4% Leistungsverlust bei normalen PV-Modulen für das eigene Dach zu schlecht wäre, je niedrigerer, desto besser. Bei Steckersolar ist das in Ordnung.
    Zur Erklärung: Eine niedrigere Degradationsrate ist immer erstrebenswert, da nach es durchaus einen großen Unterschied macht, ob ein Modul nach 30 Jahren 93,2% (0,2% pro Jahr + 1% bei Jahr 1) oder 87,4% (0,4% pro Jahr + 1% bei Jahr 1).

dieses Komplettset

  1. Wechselrichter ist hier auch gut.
  2. Preis ist schon sehr gut, auch wenn die Leistung und insbesondere Degradationsrate der Module mit der Yumalösung nicht mithalten kann.

Kurzfassung:
Bei Balkonkraftwerken sollte der Wechselrichter stimmen (Hoymiles Geräte haben einen guten Ruf), idealerweise Degradationrate bei 0,4% oder niedriger liegen (oder der Preis ist dafür unschlagbar niedrig.) und Glas-Glas-Module (lest ihr stattdessen Glas-Folie, haltet Abstand.) verwendet werden.

Das wären die Merkmale, auf die ich persönlich achten würde.

Alles über 600 Euro bei aktuellen Preisentwicklungen halte ich für absurd teuer.
Mit Förderungen kann man ggf. Produkte noch unter diese Grenze setzen, nur da der Markt förmlich geflutet wird, sollte man aus meiner Sicht diese Marke für Modul+Wechselrichter nicht überschreiten müssen.
Stand April 2024 kann man sagen, dass die Preise bei Steckersolar fröhlich fallen und man diese Grenze locker unterschreiten sollte, deshalb ist meine alte Grenze von 800 Euro auf 600 Euro gefallen.

Es ist nicht zu erwarten, dass die Preise erneut ansteigen, da die Produktskapazitäten in China und dem Rest der Welt mittlerweile den Markt überfluten.
Die 0% MWsT bzw. Umsatzsteuer für PV-Produkte und Dienstleistungen ist ebenfalls unbefristet, sollte also auch keinen plötzlichen Preisanstieg mehr auslösen.


Hat Deutschland genug Platz für Photovoltaik, um 100% des Strombedarfes abzudecken?

Ein Bild, welches das Potential von Agri-Photovoltaik zeigen soll. Deutschland hat 1600 GW Potential, was weit genug ist, um mehr als einmal den gesamten Energie (/nicht Strombedarf) bedarf abzudecken.

Drei sehr kurze Videos, die euch zeigen, was Agri-PV sein soll und was die Vorteile sind, bevor wir die Frage im Kern beantworten:

Abspielen: Solardach statt Folie I Agri-PV: Landwirtschaft & Nachhaltigkeit?
Solardach statt Folie I Agri-PV: Landwirtschaft & Nachhaltigkeit?
Abspielen: Doppelte Ernte für Hopfenbauer Dank Agri-PV-Anlagen
Doppelte Ernte für Hopfenbauer Dank Agri-PV-Anlagen
Abspielen: Was ist Agri-Photovoltaik?
Was ist Agri-Photovoltaik?

Zur Einordnung, laut Fraunhoferinstitut hat Deutschland genug Potential für Agri-Photovoltaik (= Doppelnutzung Landwirtschaftlicher Flächen mit Photovoltaik) 1700 GWp.

Deutschland erzeugte 2023 mit 81,8 GWp Kapazität insgesamt 59,9 TWh Strom.

Installierte Netto-Leistung zur Stromerzeugung in Deutschland in 2023
Achtung: Gesamte Nettostromerzeugung, nicht öffentliche Stromerzeugung, da Eigenversorgung mit PV langsam eine relevante Rolle spielt. Die meisten Angaben dieser Quellenliste verwenden Öffentliche Stromerzeugung, da es dort um den Strommix geht, den wir als Kunden erhalten.

Wenn man also die 1700 GWp alleine als Potential Rechnung vereinfacht hochrechnet, sieht man recht schnell, dass die bisherigen 490 TWh, die Deutschland insgesamt benötigte im Jahr 2022, erreicht werden können.
Damit könnte man also bilanziell die Mengen an Power To Gas (/Wasserstoff), die 108,11 TWh an zusätzlichen Strom für 100% elektrifizierte PKW und auch die zusätzliche Menge an Strom für Wärmepumpen (ca. 150-200 TWh für 100% Wärmepumpen) abdecken.
Leichter gesagt als getan, dennoch ist eine der Kernbotschaften, dass man nicht genug regenerativen Strom erzeugen könnte in Deutschland, offensichtlich Unfug.

Wieviel Potential es laut einer Greenpeace Studie noch zusätzlich gibt

Eine Übersicht der Flächenpotentiale für PV

Natürlich gibt es neben Landwirtschaft noch andere Flächen, die schon versiegelt sind und in Frage kommen würden.

Man sollte es sehr schnell sehen können.
Vom Potential hat Deutschland mehr als genug Flächen, um den eigenen Energiebedarf zu decken, falls man das als Ziel setzt und nein, man muss natürlich nicht 10% der Landesfläche vollkleistern mit Photovoltaikanlagen.

Nicht mal ansatzweise.


Wie lange halten Photovoltaikmodule heutzutage?

Beispiel 1: Sunpower Maxeon 6 AC (40 Jahre Garantie)

Eine Übersicht über PV mit Garantie für 40 Jahre mit Degradation von 0,25%

Beispiel 2: Belinus Knight IBC (35 Jahre Garantie)

Beispiel 2 mit 35 Jahre Garantie für Photovoltaik

Es sind selbstverständlich nur zwei Beispiele. Es gibt häufig Aussagen von Leuten mit etwas veralteten Wissenstand, dass PV-Anlagen nur 20 Jahre halten würden.
Basierend an Beispielen wie hier ist das offensichtlich Quatsch.
Die Sorge, dass die Garantie nur so lang sei, weil die Firmen nach 30 Jahren pleite gehen, deckt sich glücklicherweise nicht mit der Realität.

Ein Bild eines Artikels einer alten PV-Anlage von 1982, die seit über 40 Jahren läuft

Diese Anlage produziert immer noch mit ~80% der Leistung Strom und das mit sehr alter Technik und viel teureren Preisen.

Es ist zu erwarten, dass nicht wenige Photovoltaikanlagen potentiell ihre Besitzer überleben werden.


Falls die Anlagen dann dennoch kaputt gehen, wie siehts aus mit Recycling?

Ein Hintergrund voller PV-Module vor einem UI-Element, welches Recycling und Sammlung anspricht

Für das Recycling von PV gibt es seit 2010 ein herstellerübergreifendes System (PV-Cycle), um genau das Problem so problemlos für uns Kunden zu gestalten.

Damit ist es möglich, seine PV-Module kostenfrei zurückzunehmen.

Die EU hat dafür mit der WEEE-Richtlinie eine einheitliche Regel eingeführt, damit das nicht nur in Deutschland so abläuft.

Im Recyclingprozess kann unter anderem Aluminium und Glas von den restlichen Ressourcen getrennt werden.

Dazu gibt es bereits Projekte, die Solarzellen aus 100% recyceltem Silizium herstellen.

100% recyclte PERC-Solarzellen.

Die Forschung kommt gut voran und das Problem des Abfalls ist grade bei Photovoltaik überschaubar. Man darf es natürlich nicht unterschätzen, nur gibt es weder beim Material für die Anlagen, noch bei der Kreiswirtschaft ernste Sorgen.
Das ist gut für die Energiewende.


Gibts einen Mangel an Ressourcen für Photovoltaik?

Aufbau von Photovoltaikmodulen nach Material

Grundsätzlich sieht man, dass die Ressourcen, die man für Photovoltaik braucht, überschaubar sind. (CdTe = Dünnschichtmodule | C-Si = Waferbasierende Module vereinfacht ausgedrückt)

Von den Ressourcen ist effektiv Silber ein Problemfaktor, über den man nachdenken muss. Glas, Aluminium,
Polymers und natürlich Polysilizium gibt es in sehr großen Mengen, da braucht man keinerlei Angst zu
haben.

Zu Silber gibt es bereits Projekte, um (alleine aus Kostengründen, da Silber 9-23% des Modulpreises ausmacht bei der absurd kleinen Menge) Alternativen zu finden, z. B. hier

PV2+ vom Fraunhoferinstitut ist eins dieser Projekte, um Silber mit mehr Kupfer zu ersetzen.

Man hört häufiger, dass Ressource X oder Y nahe am Limit läuft und deshalb die Kapazitäten für Photovoltaikanlagen
irgendwann gedrosselt werden durch besagte Flaschenhalse.

FIGURE 1: EVOLUTION OF ANNUAL PV INSTALLATIONS

Wie man an dieser Visualisierung des IEA Photovoltaic Power Systems Programmes sieht, gehen die jährlichen Zubauten weltweit exponentiell nach oben.


Wie sieht es mit der Brandgefahr bei Photovoltaik aus?

Verbraucherzentrale Brandrisiko bei Photovoltaik ist ein Gerücht

Die Verbraucherzentrale in Schleswig-Holstein hat dazu ein recht deutliches Fazit.

“Laut der umfangreichen Recherche des vom TÜV Rheinland, Fraunhofer ISE und Bundeswirtschaftsministerium geförderten Leitfadens Brandrisiko haben etwa 0,016 Prozent der bis 2013 der in Deutschland verbauten Anlagen tatsächlich einen Brand verursacht”

Also eher weniger.

Da muss man deutlich sagen, wenn bei ca. 1.3 Millionen Anlagen nicht mal 1000 Fälle auftreten, dann ist das Risiko nun wirklich absurd gering.

Auszug aus der Studie

Es ist vernünftig, sich Gedanken um die eigene Sicherheit zu machen.
Um das Risiko zu minimieren, ist ein Feuerwehrschutzschalter die beste Option.
Dieser ist kostengünstig und hilft der Feuerwehr im Falle eines Brandes enorm.
Wenn man sich Sorgen um Brände bei Akkuspeichern macht, sollte man darauf achten, LFP-Akkus (Lithium-Eisenphosphat-Akkumulator) zu kaufen.
LFP-Akkus haben aufgrund ihrer Zellchemie ein deutlich geringeres Brandrisiko als klassische Lithium-Ionen-Akkus, die häufig NMC-Akkus sind.
Obwohl das Risiko bei NMC/Lithium-Ionen-Akkus im Allgemeinen nicht hoch ist, sind LFP-Akkus in der Regel kostengünstiger und haben eine höhere Lebensdauer mit mehr Ladezyklen.
Aus wirtschaftlicher Sicht sind sie ohnehin empfehlenswert und bieten zusätzliche Sicherheit.


Braucht man mehr Strom zur Produktion von Photovoltaik als sie produzieren?

Der EPBT-Wert (Wann die Anlage mehr Strom produziert hat als sie bei der Produktion brauchte)

Nein, der Mythos hält sich nur in wenigen Kreisen, nur die Energy Payback Time (also wann sich das energetisch amortisiert hat) ist super niedrig.

In Deutschland geht man von knapp über einem Jahr aus. Das wird natürlich immer weniger mit kommenden Modulen aufgrund von Effizienzsteigerungen. Die Module halten 30-40 Jahre.
Mir ist nicht bekannt, woher dieser absurde Mythos herkommt, denn dieser war schon vor 15 Jahren inhaltlich nicht haltbar.

Die Entwicklung der Zeit

Wie man auf Seite 34 des Reports sieht, rechnen sich Photovoltaik-Module immer schneller und erreichen Rekordwerte alle paar Jahre. Also kann man diesen Mythos spielend als Unfug abstempeln.


Lohnt sich Photovoltaik nicht nur im Süden?

Strahlungskarten für Deutschland (Die Unterschiede zwischen Nord und Süddeutschland sind echt niedrig)

Für diesen Zweck benötigen wir die Strahlungskarten für Deutschland.

Im Vergleich zu Deutschland weist Australien deutlich höhere Strahlungswerte auf (ca. 50-90% mehr kWh/m² im Jahresdurchschnitt), was effektiv zu einer höheren Leistung pro Quadratmeter führt (ohne Berücksichtigung von Temperaturunterschieden).

In Deutschland ist dieser Unterschied im Norden zum Süden jedoch vernachlässigbar. Auch direkt an der Küste in Norddeutschland ist der Unterschied nur gering (ca. 10-15%).

Weltweites Potential der Solarenergie

Damit ihr mal sehen könnt, was für ein Unterschied das global in Wahrheit sein kann. Klickt hier für die phänomenale Übersicht bei Bloomberg.

Denn tatsächlich, je nach Region, ist Photovoltaik nicht nur gut, sondern ein absurd großartiger Deal.


Wie schnell kann Photovoltaik ausgebaut werden (weltweit)?

Die Entwicklung ist absurd, wie schnell das explodiert/ausgebaut wird global

Hier sieht man, wie die globalen PV-Kapazitäten die nächsten Jahre ausgebaut werden.
Ja, das sieht man richtig. Faktor 15 in fünf Jahren für die globalen Lieferketten bei dem Thema.
Das würde bedeuten, dass auch Länder wie USA oder China deutlich schneller dekarbonisiert werden.
Dieser Situation ist in China bereits der Fall. Diese Prognose ist dort bereits eingetreten und sie treffen ihre Ausbauziele für Wind und Solar fünf Jahre früher

Einer der Gründe, warum ich sehr optimistisch beim Thema Energiewende bin und der Meinung bin, dass die ambitionierten Ziele der Ampel-Regierung erfüllt werden können, wenn sie politisch den Willen zeigen.

Installierte Leistung Photovoltaik

In Deutschland, Stand 17.02.2024, befindet sich der Solarausbau bei einem weiterhin beeindruckenden Tempo.
Habeck liefert also weiterhin mit seinem Ministerium genug Anreize, dass mehr Unternehmen wie die Siegfried Jacob Metallwerke sich gigantische Photovoltaik-Dachanlagen auf das Dach hauen können, um sich großteils selbstzuversorgen.
Unabhängig von Sympathie und Meinung sind das klare Erfolgsergebnisse bei Solar, die Deutschland absolut feiern kann. Es geht in die richtige Richtung, trotz aller negativen Nachrichten.

Energiemonitor Zeit

Nur in Kombination mit sehr aktuellen News mache ich mir keine Sorgen bei Photovoltaik.
Auch 2024 kann man ohne jeden Zweifel behaupten, dass die Nachfrage ungebrochen groß ist und kommende Gesetze wie das Solarpaket 1 und 2 sollten einen weiteren Turbo zünden können.
Die Nachfrage ist immens, größer als die Bundesnetzagentur und Ampel-Regierung eingeplant hat.
Glücklicherweise scheint das Bundeswirtschaftsministerium erfolgreich daran zu arbeiten, bürokratische Hinternisse der letzten 16 Jahre abzubauen.
Solar ist eine Erfolgstory. Ganz klar.
Also stellen wir fest, die Nachfrage ist da. Der politische Wille ist da. Die Lieferketten sind da.

Optimismus ist angebracht.

Das ist immens. Dazu gab es auch beim PVPS-Bericht der Internationalen Energie Agentur eine schöne Übersicht der letzten 30 Jahre. Das sind kontinuierliche aggressive Ausbauten der Kapazitäten.

Ein grober Überblick über Photovoltaik

Daran sieht man, dass es absolut machbar ist, da die gesamte Welt den Nutzen und Reiz von regenerativen Energien sieht und die Wirtschaftlichkeit klar belegt ist. Es wird aggressiv ausgebaut, sodass auch Länder wie China und US ihren Teil an der Energiewende beitragen. Spiegelt sich auch in der Leistung im Vergleich US/Europa/China wieder.

US/Europa/China
US vs. Europa vs. China regenerative Energien

Wir werden 2025 und 2030 sehen, wie aggressiv diese Branchen (Photovoltaik wie Windenergie) gewachsen sind. Freue mich schon drauf.


Ist Photovoltaik wirtschaftlich?

Solar Marktwerte + EEG-Vergütung

Für die, die es an der Börse verkaufen können, absolut. Man sieht es ja deutlich, die Marktpreise übersteigen die Einspeisevergütungen.
Um das genauer zu demonstrieren, paar Beispiele:

Förderfreie Parks 1
Förderfreie Parks 2
Förderfreie Parks 3

Förderfrei bedeutet, dass effektiv 0 Cent / KWh vom Staat als Einspeisevergütung bezuschusst wird und die Projekte sich selbst tragen über Marktpreise.
Ähnlich wie bei Offshore-Windparks finden sich solche Projekte immer häufiger in Deutschland, auch wenn sie weiterhin nicht die Mehrheit ausmachen.

Im Gegensatz zum Kernkraftreaktor Hinkley Point C, welches ursprünglich 14 Milliarden Pfund kosten sollte und jetzt
bei stabilen 40 Milliarden Kosten liegt aufgrund zahlloser Schwierigkeiten, würde ich eher in Solar und Windparks investieren.
Geht schneller, sind weniger komplex und können sehr viel simpler in eine Kreislaufwirtschaft gebracht werden.

Als Privatperson erklärt sich das nach diesem Kapitel von selbst.

Moderne Photovoltaikmodule erhalten teils 30-40 Jahre Leistungsgarantie, haben eine maximal jährliche Degradation (Leistungsverlust recht einfach ausgedrückt) von 0.20 bis 0,4%.
Es wäre ein Wunder, wenn man ein Szenario findet, in welchem sich das, grade bei aktuellen Preisen für sonstige Energie, nicht zwangsläufig rechnen wird.
Da das allerdings sehr stark von Angebot und Nachfrage abhängt und jetzt (Stand: November 2023) die Nachfrage nach Solar absurd durch die Decke geschossen ist, kann ich da keine pauschale Beratung geben, wie lange es dauern sollte.

Das Angebot hat sich seit Oktober 2022 massiv verbessert.
Das bedeutet, ihr könnt teils deutlich günstiger und sehr viel zuverlässiger an PV-Anlagen rankommen und ebenfalls vom massiven Solarhype profitieren.
Aus meiner Sicht gibt es mittlerweile keinen Grund mehr, auf weitere Preisnachlässe zu warten. Auch wenn durch die chinesischen Überkapazitäten die Preise durchaus etwas fallen können, findet ihr in dieser Antwort.

Ein guter Tipp ist das Video von Andreas Schmitz. Er ist ein guter Ratgeber für Grundlagen meiner Meinung nach. Ich halte es für persönlich sehr gelungen.

Zugefasst: Die Kosten für Photovoltaik sind arg gesunken in den letzten 13 Jahren

LCOE-Werte

Ich freue mich auf die Zukunft der Energiewende.


Kann die Eigentümergemeinschaft/mein Vermieter meine Steckersolaranlage verbieten?

Nein.
In diesem kommenden Entwurf vom Bundesjustizministerium werden Steckersolaranlagen in den Katalog der priviliegerten Maßnahmen aufgenommen.
Das heißt, dass es nicht grundlegend verboten werden darf.

DENNOCH bitte denkt daran, dass durch diese Änderung nur die Frage nach dem “Ob man es darf” beantwortet wurde.
Die Wohneigentümergemeinschaft oder euer Vermieter darf euch trotzdem hinweisen, wie ihr das machen sollt.
Selbstverständlich nur insofern das die Installation nicht unmöglich macht, denn solche Vorgaben sind nicht zulässig.


Kapitel 3: Windenergie

Kapitel 3: Windenergie

Wie problematisch ist Neodym?

Seltene Erden sind im Energiediskurs häufig ein Thema.
Dennoch wissen viele Menschen nicht, dass Metalle der Seltenen Erden eine bestimmte Gruppe von chemischen Elementen, die zusätzlich nicht einmal selten sind.

Konkret handelt es sich um die Metalle Scandium , Lanthan, Cer, Praseodym, Neodym, Promethium, Samarium, Europium , Yttrium, Gadolinium, Terbium, Dysprosium, Holmium, Erbium, Thulium, Ytterbium, Lutetium.

Nein, Lithium, Nickel oder Kobalt sind keine seltenen Erden, selbst wenn sie wichtige Ressourcen sind, welche für eine Energiewende kaum vermeidbar sind.
Ärgerlicherweise finden sich solche unsauberen Auflistungen auch beim Deutschlandfunk, daher kann ich die Verwirrung in der Bevölkerung nachvollziehen.

Wieso heißen seltene Erden denn dann seltene Erden?

Selbst wenn Metalle wie Neodym häufiger auf der Erde vorkommen als z. B. Blei, wird Neodym in Kombination mit anderen seltenen Erden oder anderen Metallen abgebaut.
Daher stammt der Name, es gibt selten wirtschaftliche Vorkommen, die ausschließlich diese Erze/Metalle vorrätig haben, sondern man findet sie überwiegend als chemische Verbindung mit Bastnäsit und Monazit.

Jetzt eine Übersicht, welche Nationen große (bekannte!) Vorkommen an seltenen Erden hat, darunter Neodym:

Rare Earths Elements: Where in the World Are They

Tatsächlich erkennt man deutlich, wieso China (aktuell) den größte Anteil der Förderung von seltenen Erden hat.
Basierend an den (bisher bekannten) Reserven verfügt China über die weltweit größten Vorkommen dieser relevanten Ressourcen.
Immer daran denken, sofern mehr Geld in einen Sektor fließt, wird gleichzeitig mehr Ressourcen in weitere Untersuchungen gesteckt und neue große Reserven gefunden, wie u. A. November 2023 in Schweden in Blötberget oder Januar 2024 in Kasachstan mit gleich 15 separaten Vorkommen.

Die Aussage, dass über 90 % der Ressourcen seltener Erden aus China stammen, ist zwar zehn Jahre korrekt gewesen, allerdings zeigt eine aktuelle Visualisierung, dass auch andere Länder, darunter die USA, Myanmar, Australien und Madagaskar, eine größere Rolle bei der Förderung seltener Erden spielen.

USA insbesondere sieht das mittlerweile als Sache der nationalen Sicherheit an, weshalb deutlich mehr Geld in die Hand genommen wird, dass diese Abhängigkeit von China verringert wird.

Brasilien startet seit Januar 2024 mit der ersten Phase der Förderung von seltenen Erden in Minaçu

Beispiele für die Förderung von Neodym findet ihr z. B. hier bei 60 Minutes Australia.
Am Ende nicht drastisch anders als ein klassischer Tagebau.

Dazu muss ich auch einmal einordnen, was das in absoluter Menge überhaupt bedeutet, wenn wir von seltenen Erden Förderung sprechen, von denen Neodym eine der 17 Stück sind, siehe die folgende Visualisierung:

All the Metals We Mined in One Visualization (2022!)

Ja, das seht ihr richtig. 300.000 Tonnen Förderung bezieht sich auf sämtliche seltenen Erden.
Wichtig zu betonen, auch wenn es für die Neodym Frage eher nebensächlich ist, von was für drastisch unterschiedlichen Dimensionen wir sprechen, sobald es um das Thema Förderung von Metallen/Ressourcen geht.
Dies ist insbesondere relevant, da nahezu jeder Prognosen zufolge die Förderung von Lithium, Kupfer und seltenen Erden im Rahmen der Energiewende in den kommenden Jahren erheblich zunehmen wird.

Wenn euch also eine Person erzählen möchte, man könne unmöglich die Energiewende von den Ressourcen her stemmen, zeigt ihnen diese Visualisierung.
Es ist machbar, selbst mit den aktuell bekannten Reserven.

Recycling zusätzlich kann eine solide Menge des europäischen Neodym-Bedarfes (neben Praseodym und Dysprosium) abdecken, wie in dieser Studie des Joint Research Centre (JRC) schon 2020 festgestellt wurde

Figure 3: Projected demand for neodymium, praseodymium and dysprosium for clean energy technologies compared with the potential supply from recycling of rare earths from electric vehicles (EVs) (EU-27 and the United Kingdom)

Ja, die Studie ist von 2020, dennoch wird durch aktuellere Studien der Nutzen von Recycling von seltenen Erden nicht widerlegt.
Innerhalb der EU gibt es mit SUSMAGPRO eine Übersicht von verschiedenen Forschungsprojekten, die genau dieses Recycling Thematik seit Jahren testet und verschiedene Verfahren auf Wirtschaftlichkeit und Nützlichkeit untersucht, also wie so oft passiert etwas bei dem Thema.
Auch wenn weiterhin viel Arbeit in diesem Bereich nötig ist und selbstverständlich nicht alles gelöst ist.

Wie groß ist der Verbrauch der Neodym bei Windkraftanlagen überhaupt?

Die Recherche nach Daten über Neodymium erweist sich überraschenderweise als deutlich schwieriger als angenommen. Bezüglich seltener Erden als gesamter Block ist das leichter, allerdings ist die Angabe von 17 verschiedenen Rohstoffen kaum aussagekräftig, wenn es darum geht, die Verwendung der Ressource Neodym allein zu erfassen.

Fig. 3. Increasing demand for Nd in EU-28 countries, grouped by application types.

Folgende Übersicht für die EU-28 (damals noch mit Großbritannien) zeigt, dass der Bedarf an Neodym für Windkraft in Europa vergleichsweise gering ist.
Dies lässt sich auf eine einfache Tatsache zurückführen:
Anbieter wie Enercon verwenden kein Neodym für ihre Windkraftanlagen.
Selbstverständlich gilt das nicht für alle Anbieter, denn z. B. Siemens Gamesa weicht auf andere Anbieter in Australien aus, damit sie nicht so abhängig von China sind, verwenden allerdings trotzdem Neodym.

Figure A1. Share of end-use sectors for Nd (left) and Dy (right) for 2025 and 2050 based on current growth projections

Auch bei einer anderen Studie mit Blick auf der USA sieht es so aus, als würde Neodym als Ressource eher einen kleineren Teil des globalen Bedarfs abdecken und wie so häufig wird die Problematik auf Windkraftanlagen in den Fokus gesetzt, während es mit Enercon Windkraftanlagen durchaus einen Anbieter gibt, der diese Ressource gar nicht verbaut und der übrige Verbrauch wird konsequent ausgeblendet.

Wie in vielen anderen Fällen gibt es auch bei der Neodym-Förderung Verbesserungspotenzial, um die schädlichen Effekte auf die Umwelt einzudämmen. Dazu ist jedoch der politische Wille und das Interesse der Bevölkerung erforderlich

Unwahrscheinlich, dass dies in China ausreichend geschehen will.

Stattdessen sollte man Projekte außerhalb Chinas fördern und dadurch zuverlässiger entsprechende Sicherheits- und Umweltstandards erfüllen.


Das Drama um Schwefelhexafluorid (SF6-Gas)

Wenn es um Windkraft geht, wird oft gefragt: ”Was ist mit SF6 in Windkraftanlagen?

SF6 wird als Isoliergas und Löschmedium eingesetzt.
Es ist geruchlos, farblos, nicht brennbar, unlöslich in Wasser, ungiftig und reaktionsträge, wodurch es chemische Reaktionen zuverlässig verhindert.
Daher eignet es sich gut zur elektrischen Isolation.

Bei dieser Beschreibung könnte man schnell den Eindruck gewinnen, dass dieses Gas nicht ausschließlich im Energiesektor verwendet wird. Dieser Eindruck ist korrekt.

Abnehmergruppen von Schwefelhexaflourid - Optische Glasfaser 952,2% seit 2009 Energieversorger 29,2 Halbleiterindustrie 609,0 Elektroindustrie 61,6

Immer wieder hört man von der großen Menge an SF6, das durch Windkraftanlagen vermehrt benutzt wird.
Die Fakten sprechen eine sehr andere Sprache.

Auch in einem Beitrag des wissenschaftlichen Dienstes findet man die Aussage, dass 2019 der absolute Anteil der in Deutschland verwendeten SF6-Menge der Energieversorger ein Prozent beträgt.

Nicht nur Windkraft, alle Kraftwerkstypen.

Aufgrund der Entwicklung seit 2019 ist davon auszugehen, dass dieser Anteil heute noch geringer ist, da der Bedarf der Halbleiterindustrie weiter gestiegen ist, während der Bedarf der Energieversorger eher rückläufig ist.

SF6-Emissionen in Tonnen je Verwendungsbereich über die Gesamtlebensdauer in Deutschland
Quelle nach UNFCCC 2016

Zusätzlich findet man im Abschlussbericht eines Konzeptes zur SF6-freien Übertragung und Verteilung elektrischer Energie von 2018 eine Übersicht der Emissionen in Deutschland.

In dieser Quelle wird deutlich, wo die Probleme mit SF6-Emissionen aktuell liegen.
Die Entsorgung von Schallschutzfenstern ist das größte Problem.
Seit 2006 wurde die Verwendung von SF6 in der EU verboten.
Allerdings rechnet man, dass diese Emissionen erst 2030 aus der Bilanz verschwinden, da natürlich Fenster erst Stück für Stück durch moderne Fenster ersetzt werden.

Emissionen elektrischer Betriebsmittel in Deutschland

Klar kann man sagen, dass der Trend der SF6-Emissionen rückläufig ist. Sie nehmen ab.
Das hängt auch mit kommenden EU-Richtlinien zusammen, nach denen bis 2030 SF6 aus Schaltanlagen immer weiter verschwinden soll.

Nebenbei bemerkt ist das dieselbe Richtlinie, die gerne im Kontext von Wärmepumpen falsch zitiert wird.

Es gibt bereits Alternativen für SF6, wie zum Beispiel Vakuumschalter oder Luftisolierung.

Allerdings sind die Kosten für die Luftisolierung höher als für die Gasisolierung mit SF6.

Ein weiterer Vorteil von gasisolierten Schaltanlagen ist, dass sie kompakter gebaut werden können.

Natürlich sollten wir weiterhin daran arbeiten, SF6 schrittweise zu ersetzen. Obwohl es nur einen geringen Anteil hat, sollte man die Auswirkungen nicht unterschätzen.
Es ist jedoch von immenser Bedeutung, dass man die Probleme konstruktiv angeht und nicht durch populistischen Unsinn plötzlich Windkraftanlagen für einen Aspekt verantwortlich gemacht werden, an dem sie nicht einmal zu 1% insgesamt beteiligt sind.

Dank der EU kommt endlich Bewegung in dieses Thema und das ist gut so.


Kann Deutschland 100% des eigenen Strombedarfes durch Windenergie decken?

Zu Beginn: Es ergibt nicht sehr viel Sinn, aus einer Quelle 100% des Strombedarfes zu decken.
Wind ist im Winter effektiver. Solar im Sommer.
Dennoch um diese Frage zu beantworten: Ja, Deutschland kann seinen Strombedarf zu 100% aus Windenergie beziehen.

Zum Verständnis Beispiele vorab:

Beispiel 1: Windpark Owschlag

Windpark Owschlag

Das ist ein Windpark, der 2001 in Betrieb genommen wurde. Dieser verfügt über 4 GE General Electric GE 1.5sl Windkraftanlagen.

Beispiel 2: Windpark Elster

Windpark Elster Repowering

Mein absolutes Lieblingsbeispiel. 50 Windkraftanlagen mit 0,6 MWp Leistung werden durch 16 Stück mit 6,6 MWp (!) Leistung ersetzt.
Das heißt vereinfacht, mit einem Drittel der absoluten Anlagen wird sechs Mal soviel Windenergie erzeugt/umgewandelt.
Zur Erklärung: Neuere Windkraftanlagen werden ja deutlich höher gebaut als ältere Anlagen.
Dadurch hat man, obwohl die Kapazität nur um knapp mehr als 3 steigt, einen sechs Mal höheren Ertrag.
Windparks vor 20 Jahren wurden grundsätzlich an windreichen und idealen Standorten gebaut mit der Technik zu der Zeit, daher profitieren insbesondere Repoweringprojekten von idealen Standorten, die noch bessere Erträge bringen können.
Je höher du baust, desto schneller und insbesondere gleichmäßiger sind die Windgeschwindigkeiten.
Lohnt sich also!

Es gibt in Deutschland so unfassbar viele 22+ Jahre alte Anlagen, die durch neuere ersetzt werden können.
Mehr Geld für die Gemeinden, weniger absolute Anlagen für sehr viel mehr Ertrag.

Beispiel 3: Windpark Habscheid-Kesfeld

Windpark Habscheid-Kesfeld

Im Windpark Habscheid-Kesfeld finden sich Windkraftanlagen mit 0,6 MWp und z. B. welche mit 2 MWp.

Jetzt als Beispiel neuste Windkraftanlagen auf dem Land.

V172-7.2 MW
SG 7.0-170
E-175 EP5

Wie man sehen kann, gibt es mit der V172-7.2 MW, der SG 7.0-170 und E-175 EP5 Anlagen mit 7,2 MWp, 7,0 MWp und 6 MWp.

Was dieses Kapitel erklären soll: In den letzten 20 Jahren hat sich bei Windkraft immens viel getan.

Deutschland verfügte 2023 über 28.677 Windkraftanlagen.

Jährlicher Zu- und Rückbau an installierter Netto-Leistung in Deutschland
Alter der Rückbau- und Bestandsanlagen

Man sieht, es gibt mindestens 7.624 Windkraftanlagen, die bereits über 20 Jahre alt sind.
Es gibt sehr häufig die Aussage, dass man noch zehntausende vollständig neue Windkraftanlagen bauen muss, um den Strombedarf Deutschlands decken zu können.
Meine Gegenthese ist, dass man alleine mit Repowering (das Abbauen alter Windkraftanlagen und Aufstellen neuer moderner Anlagen an derselben Stelle) ohne Probleme die dreifache Menge (wenn nicht sogar deutlich mehr) Menge an Strom erzeugen kann.
Der Bedarf von 50-60% des Strombedarfes Deutschlands durch Wind kann alleine durch Repowering alter Anlagen erreicht werden.

Zusammengefasst: Durch Repowering könnte man deutlich mehr Strom erzeugen und gleichzeitig weniger Windkraftanlagen an einer Stelle benötigen als es vor 20 Jahren der Fall war.

Oder genauer: wenn laut dem Bundesverband WindEnergie 28.230 Anlagen mit Gesamtleistung von 56.130 MWp an Land installiert sind, bedeutet das (sehr vereinfacht), dass die durchschnittliche Kapazität einer Windkraftanlage ca. 1,98 MWp wäre.

Eine Steigerung Faktor 3+ des erzeugten Stroms ist also durchschnittlich möglich.
Je nach Alter der Anlage nach Region ist deutlich mehr machbar.

Selbstverständlich gibt es je nach Region Deutschland unterschiedliche Wind-Vollaststunden, deshalb ist die Menge an jährlich erzeugten Stroms unterschiedlich.

Volllaststunden von Wind offshore, Wind onshore und Solar

Diese Fortschritte sieht man bei Offshore (Windparks im Ozean) noch extremer.

Offshore-Windpark Amrumbank West

Der Offshore-Windpark Amrumbank West wurde Oktober 2015 vollständig ans Netz angeschlossen.

Mit 80 Turbinen SWT-3,6-120 bzw. 3,6 MWp Windkraftanlagen für ca. 302 MW installierte Leistung.

Offshore-Windpark Kaskasi

Der Offshore-Windpark Kaskasi wurde Ende 2022 vollständig ans Netz angeschlossen werden.

Mit 38 Turbinen SG 8.0-167 DD Flex bzw. 8 MWp bis zu 9 MWp für ca. 342 MW installierte Leistung. (Sogar mit den ersten vollständig recyclebaren Rotorblättern!)

Das sind die Fortschritte in sieben Jahren.
Auch sieht man, dass man mit deutlich weniger Anlagen sogar deutlich mehr Leistung erreichen kann.

Dazu ein Ausblick, wohin die Reise aktuell geht.

V236-15.0 MW
SG 14-236 DD

Richtig, 15 MWp V236-15.0 MW oder 14 MWp-Anlagen SG 14-222 DD sind bereits auf dem Weg.
Das ist ein Motiv, welches sich durch die gesamte Energiewende zieht.

Im Gegensatz zur Kernkraft entwickelt sich die Photovoltaik wie auch die Windenergie sehr schnell weiter, ist kosteneffizienter und benötigt im Gegensatz zu einem neuen Reaktor und Jahrzehnten für den Rückbau keine 9-12 Jahre.

Abschließend kann man dank Agri-PV und regulärer Photovoltaik und diesem Kapitel sagen:
Es ist es absolut machbar, 100% Strom aus regenerativen Energien zu erzeugen.

Selbstredend gilt das auch für den Strombedarf für 100% elektrifizierte Mobilität und 100% elektrifizierte Wärme.

Wie man sieht, ist Aufklärung eines der wichtigsten Elemente.
Wenn jeder sieht, wie sehr sich die letzten Jahre entwickelt haben und was allein durch Repowering möglich ist, sollte die Akzeptanz deutlich steigen.


Wie siehts mit der Verteilung von Windkraftanlagen in Deutschland aus?

Installierte Leistung 2022 Wind

Oben findet sich die Kapazitätsübersicht.

Unten findet sich die Anzahl der Windkraftanlagen nach Bundesland aus dem Kooperationsausschuss 2023

Installierte WEA nach Bundesland

Grundsätzlich sieht man sehr deutlich an den Bildern das berüchtigte Nord-Süd-Gefälle (Nord mehr Windenergie/Süd mehr Sonnenenergie) in Aktion.

Gesamtausbau der installierten Leistung nach Bundesland zum 31.12.2022

Das sind überwiegend absolute Werte.
Denn ein wichtiger Faktor spielt noch mit rein. Wieviele Einwohner hat ein Bundesland und grundsätzlich wie ist der Energiebedarf des Gewerbes und der Industrie?

Die Kluft zwischen Stromerzeugung und Stromverbrauch

Das zeigt sich sehr deutlich im deutschen Strom-Atlas, in welchem die meisten norddeutschen Bundesländer einen massiven Überschuss an Strom haben, welche exportiert wird.
Hinweis zu der Karte: Die Jahreszahlen der Bundesländer sind unterschiedlich, da es dank Föderalismus unterschiedliche Zeiträume gibt, wann die Bundesländer ihre Import- und Exportdaten aufgeschlüsselt übergeben. Also gibt es teils noch keine aktuelleren Daten. (Saarland, was ist denn los bei euch?)
Auch wenn ein Markus Söder scheinbar das alle paar Tage wieder vergisst, um Menschen in die Irre zu führen, dass natürlich ein Bundesland wie Schleswig-Holstein z. B., welches bilanziell bereits zu ca. 140 Prozent im Jahr 2021
gedeckt werden konnte, eben nicht so drastisch Solar/Windkraft ausbauen kann, wie ein Nettoimportland wie Bayern und Baden-Württemberg.

Installierte Windleistung pro Einwohner in Deutschland

Dazu muss man deutlich hervorheben, dass die installierte Windleistung pro Einwohner in Deutschland in Schleswig-Holstein deutlich höher ist als in Bayern.

Installierte Solarleistung pro Einwohner in Deutschland

Im direkten Vergleich zu installierter Solarleistung pro Einwohner, wo Bayern durchaus vorne liegt, ist der Unterschied weit geringer als bei Windkraft.

Deshalb gibt es, meiner Auffassung nach zu Recht, Forderungen nach verschiedenen Strompreiszonen in Deutschland.
Es kann nicht sein, dass Bürger in Norddeutschland, die vorbildliche Arbeit leisten, teurere
Preise haben als Bürger in Süddeutschland, dessen Regierungen eben umfassenden Nachholbedarf haben.

Zur Visualisierung die Übersicht der Kraftwerksleistung in Deutschland.

Kraftwerksleistung

Hier sieht man, manche Bundesländer haben einen deutlich weiteren Weg zur Bilanz der 100% regenerativen Energien als andere. Es ist nicht unmöglich und Erfolgsstorys wie der Rhein-Hunsrück-Kreis oder der Landkreis Paderborn existieren.

Man muss es nur politisch wollen.

Ist Bayern bei regenerativen Energien nicht Platz 1? Sie haben immerhin den größten Zubau ?

Kontext vorab:

Bayern schlägt sich bei Solarenergie bzw. PV phänomenal, das ist grundsätzlich absolut korrekt.
Das Problem mit Photovoltaik ist die Erzeugung im Winter.

Im Sommer ist PV phänomenal. Im Winter dagegen Windenergie.

Windenergie Monatliche Windstromerzeugung
Monatliche Solarerzeugung
Monatliche Wind+Solarerzeugung

Es ist erkennbar, dass sich PV und Wind im Jahresverlauf ideal ergänzen.
Im Kontext von Seite 33-35 wird deutlich, warum Bayerns Fokus auf Solarenergie kurzsichtig ist.
Obwohl Solar wichtig ist und Bayern gute Arbeit leistet, um die Mangellage der letzten Jahre aufzuholen, ist auch Windkraft unerlässlich.
Selbst wenn von Biomasse, Wasserkraft und Geothermie die Rede ist, sind diese drei Stromquellen in Deutschland kaum relevant.
Die Biomasse macht deutschlandweit 8,5% der Stromerzeugung aus, gefolgt von der Wasserkraft mit 3,2% und der Geothermie mit 0,005%. (Ja, ernsthaft. Es sind 0,2 TWh von 490 TWh.)
Es gibt Diskussionen darüber, ob der Ausbau dieser Energiequellen sinnvoll ist. Allerdings ist das Ausbaupotential, wie in den entsprechenden Kapiteln dieser Quellenliste deutlich erklärt wird, leider begrenzt.

Zubau 2022 (1 Hälfte)

Auch vom Kooperationsausschuss sieht man wieder, dass Bayern und auch Baden-Württemberg bei Windenergie deutlich weniger ausbauen, als gesund für sie wäre.

Der Ausbau muss nicht 1 zu 1 stattfinden (Solar und Wind haben unterschiedliche Volllaststunden/Kapazitätsauslastungen), dennoch ist der Wert nicht nachhaltig und muss geändert werden.

Also zusammengefasst: Bayern macht es sehr gut bei Photovoltaik, bei Windenergie ist das aber ein massives Problem.

Wie man sieht, ist Bayerns (und auch BaWüs) Ausbau nach km² echt dürftig.

Flächenbezogener Bruttozubau bei Windenergie an Land für das ganze Jahr 2022 und das 1. Halbjahr 2023 bezogen auf Landesfläche in kW/km², ohne Stadtstaaten Seite 23

Auch Bayern braucht Strom im Winter. Wird also dringend Zeit aufzuholen.


Sind Windkraftanlagen gefährlich für Vögel?

Wodurch Vögel sterben

Natürlich darf man die Gefahr durch Windkraftanlagen nicht komplett von der Hand weisen, nur ist das Verhältnis nun wirklich absurd.

Wir reden von 100.000 Opfern pro Jahr, während der Straßenverkehr bis zu 70 Mio Opfer pro Jahr oder Glasscheiben von 100-115 Mio Opfer fordert.

Dazu gibt es Möglichkeiten der Risikoreduktion. u. A. kann das schwarze Anmalen der Rotorblätter die Quote um potentiell 70% verringern.

Oder Kameras, die rechtzeitig große Vögel wie Adler erkennen.
Glücklicherweise ist auch die Forschung schon sehr weit und moderne Anlagen sind dort, aufgrund besserer Sicherheitsstandards, einfach deutlich sicherer für Vögel.


Wie sieht es weltweit mit dem Potential für Windkraft aus?

Windkraft Potential Bloomberg

Wie schon bei Photovoltaik sieht man, es gibt immenses Potential für Windkraft.

Da die Windkraftanlagen immer leistungsfähiger werden, Onshore wie Offshore, werden immer weniger absolute Windkraftanlagen benötigt, um die 100% Stromerzeugung aus regenerativen Energien zu erreichen.

Denn aktuell findet man auf dem Land z. B. 7.2 MWp-Anlagen als Rekordwert, während man vor 20 Jahren noch mit z. B. 1.5-2 MWp Anlagen gearbeitet hat.
In den letzten Jahren hat sich soviel getan, dass man alleine mit Repowering (alte Windkraftanlagen durch neue ersetzen) ein Vielfaches an Strom erzeugen kann.
Wie schon weiter oben beim Beispiel des Repowering Projekts für den Windpark Elster gibt es auch im Jahr 2023 Projekte, die zeigen, was möglich ist.

Vier Windenergieanlagen ersetzen acht und erreichen die doppelte Leistung

Mit der Hälfte der Anlagen die doppelte Menge an Strom zu erzeugen ist ein gutes Zeichen.
Wie man im Beitrag auch lesen kann, wirken die Entbürokratisierungen von Habecks Ministerium bereits.
Wir sind höchst erfreut über die schnelle Genehmigung bei diesem Projekt. Das komplette Verfahren hat keine sechs Monate gedauert
Es geht also in die richtige Richtung im Jahr 2023.


Wie laut sind Windkraftanlagen?

Lautstärkevergleich

Gerade moderne Anlagen sind deutlich leiser als ältere Anlagen und es ist eher unwahrscheinlich, dass man die Lautstärke dieser eher hört als von der Landstraße oder von Regen.

Was ist mit Infraschall? Ist der gefährlich?

Windkraft Infraschall

Die Diskussion hält sich wacker, aufgrund einer wissenschaftlichen Arbeit vom BGR, welche sich erstmal stabil um den Faktor 1000 verrechnet hat.

Grundsätzlich gibt es gar nicht wenige Studien, die versuchen, einen kausalen Zusammenhang zwischen Infraschall (von Windkraftanlagen) und gesundheitlichen Einschränkungen zu finden.

Dennoch muss man eindeutig sagen, wenn man sich das Bild quer durch die letzten Jahre anschaut wie z. B. hier, hier oder auch hier gibt es eher wenige brauchbare Resultate, die von nachweisbaren Schäden sprechen.

Gerade sobald man davon spricht, dass eine Anlage mehr als 200 Meter entfernt ist, halte ich es an den Haaren herbeigezogen

Daher würde ich behaupten, mit der wissenschaftlichen Grundlage, die aktuell existiert -> Nein, Windkraftanlagen haben keinen messbaren schädlichen Einfluss auf Menschen.
Außer, wenn Leute mal wieder behaupten, dass sie Schlafstörungen wegen Anlagen haben, die noch gar nicht angeschaltet sind


Wie siehts mit dem Recycling bei Windkraftanlagen aus?

Windkraftanlagen

Grundsätzlich können ~85% der Anlagen bereits recycled werden.
Das Problem, was aktuell existiert, sind die Rotorblätter. Diese können in den meisten Fällen nicht so einfach recycled werden.
Allerdings gibt es von Simens Gamesa bereits die ersten Rotorblätter für Onshore wie Offshore-Anlagen seit letztem bzw. diesem Jahr.

Recycleblade Datenblatt

Also ja, die Rotorblätter werden für bisherige Anlagen problematisch sein, nur gibts eine Lösung.

Vestas präsentiert eine neue Lösung, die Rotorblätter auf Epoxidbasis rund macht

Persönlich halte ich es für deutlich plausibler, dass für bestehende Windkraftanlagen eine konsequente und umsetzbare Recyclinglösung gefunden wird als für die Alternativen wie Kernkraft.


Warum dauert der Bau von Windparks so lange?

Windpark Genehmigungsdauer, Durchschnitt 22,1 Monate ab Einreichung, 9 Monate ab Vollständigkeit.

Hier sieht man, wie absurd die Genehmigungsverfahren in Deutschland sind.

Der reine Bau eines Windparks dauert, an sich, für kleinere Parks 2 Monate, für größere ca. 6 Monate.

Die Genehmigungen sind der wahre Problemfaktor.

Es ist auch recht unabhängig davon, ob Bundesländer bereits einen größeren Anteil an Windenergie haben (Siehe Rheinland-Pfalz), die durchschnittliche Dauer für Genehmigungsverfahren ist einfach nicht schönzureden.

Allerdings gibt es glücklicherweise auch Grund zum Optimismus:

Durchbruch für ambitionierten Ausbau regenerativer Energien bis 2030: neue EU-Richtlinie für regenerative Energien beschlossen

Die Notfallverordnung der EU von 2022 wurde erst dieses Jahr permanent festgeschrieben. Diese haben unmittelbare Auswirkungen auf laufende Projekte, da Genehmigungsverfahren für Netzausbauprojekte und Energiethemen drastisch beschleunigt werden.
Beispiel vom 05.04.2023 für ein Repowerprojekt.
Dort dauerte das Genehmigungsverfahren nicht mal sechs Monate, während es für den Anbieter eher üblich war, mehrere Jahre zu warten.
Man sieht also, das Problem ist längst nicht gelöst, es geht allerdings voran. Das geht im allgemeinen Diskurs gerne mal unter, nur es passiert immens viel aktuell.


Sind Windkraftanlagen wirtschaftlich?

Marktwerte vs. EEG-Vergütung

Ja.

Wie schon beim Energiewende-Thema verlinkt, die Gestehungskosten von Windkraft und Solarenergie sind so absurd niedrig und die Investitionskosten vorab ebenfalls eher eine kleine Summe gegenüber Kernkraft oder Kohlekraftwerken, dass grade jetzt Projektbesitzer der Anlage sich dumm und dämlich verdienen, selbst wenn sie das nicht wollen.

Zusammengefasst: Windenergie ist eine super Idee, wie man im Rhein-Hunsrück-Kreis sehen kann, finanziell wie bilanziell.

Windenergie Kosten

Konkret sieht man, wie drastisch die Kosten der Windenergie runtergehen.
Im Jahr 2022 war das natürlich etwas komplexer, da durch Lieferkettenprobleme und Nachfrageexplosion die Preise eine etwas weitere Spanne erreichen als noch in den Jahren davor, nur grundsätzlich sieht es weiter gut aus mit der Preisentwicklung von Windkraft.

Nicht so aggressiv wie bei Photovoltaik, dennoch auch solide.

Das 980-MW-Windprojekt „N-7.2“ heißt künftig „Nordlicht I“ und soll ab Ende 2027 fossilfreien Windstrom für eine Million deutscher Haushalte produzieren.

Das sieht man auch daran, dass mittlerweile Offshore Windparks ohne staatliche Förderung möglich sind. Es gibt mittlerweile einige davon, ob jetzt Nordlicht 1 oder He Dreight als Beispiele benannt.
Energieformen, die sich nach und nach ohne staatliche Förderung betreiben lassen, wirken auf mich nach einer besseren Idee als z. B. Kernkraft mit dem Desasterprojekt Hinkley Point C.


Hat der Süden Deutschlands wirklich kaum Wind?

Windgeschwindigkeit Karte bei 50 Meter Höhe
Windgeschwindigkeit Karte bei 50 Meter Höhe

Im Diskurs hört man häufig, dass in Bayern nicht genug Wind vorhanden sei, sodass Windparks dort keinen Sinn ergeben würden.
Da werden dann auch gerne Karten benutzt, wo die Windgeschwindigkeiten nur in 10 oder 50 Metern Höhe gezeigt werden, als sei man noch im Jahr 1990.

Windgeschwindigkeit Karte bei 150 Meter Höhe
Windgeschwindigkeit Karte bei 150 Meter Höhe

Die meisten modernen Windkraftanlagen sind deutlich größer, da rechnet man eher mit Nabenhöhe (Mittelwert der Rotorhöhe über dem Boden) 150-200 Meter, sodass man selbstverständlich nicht als Referenz die 50 Meter Karte nehmen sollte, sondern eher die 150 Meter Angabe.

Mit Blick in die Zukunft noch ein Verweis auf ein Forschungsprojekt in der Lausitz.
Ein Grundsatz bei Windkraft ist, dass mit höherer Nabenhöhe ein besserer Ertrag möglich ist, da der Wind dort gleichmäßiger weht und gleichzeitig die Windgeschwindigkeit deutlich schneller ist.

Geschwindigkeitsvergleich 150 Meter vs. 300 Meter
Geschwindigkeitsvergleich 150 Meter vs. 300 Meter

Durch dieses Bild erkennt man, dass links (bei 147 Meter) die Windgeschwindigkeit durchaus drastisch anders ist als rechts (bei 297 Meter).
Diese weit höheren Windgeschwindigkeiten sind essenziell, da der Wert zur dritten Potenz in die Windleistung eingeht.
Dabei reden wir von einer potenziellen Verdoppelung der erzeugten Menge an Windstrom am identischen Standort. Statt 17,5 GWh 35 GWh pro Windkraftanlage, wenn wir eine V172-7.2 MW von Vestas als Beispiel verwenden.
Mit dieser Begründung verweise ich auf den Windkraftanlagenbestand in Deutschland.

Alter der Rückbau- und Bestandsanlagen

Es gibt in Deutschland 7.624 Windkraftanlagen (Stand 31.12.2023), die über 20 Jahre alt sind. Eben diese
verfügen über eine Nabenhöhe von 60-80 Meter. Die Vestas Beispielanlage kann von 114 bis 199 Meter Nabenhöhe
gebaut werden. Ähnlich wie bei dem Repowering Projekt Elster
kann man an vielen dieser Windparks gut die Hälfte der Windkraftanlagen entfernen, die andere Hälfte
durch größere neuere Anlagen ersetzen und dennoch 4-6 Mal höheren Ertrag erhalten.

Bei den heutigen Bauhöhen der Windkraftanlagen lohnt sich die Windkraftanlage auch in Baden-Württemberg und Bayern, ohne jeden Zweifel.

Was allerdings korrekt ist, im Binnenland Deutschlands haben Windkraftanlagen weniger Volllaststunden als in Küstennähe oder generell in Norddeutschland.
Das heißt aber nicht, dass es sich wirtschaftlich nicht massiv lohnen würde, auch im Süden Windkraft auszubauen.

Trotzdem muss man klar betonen, dass der Grundsatz, dass im Norden der Wind stärker weht und man bessere Erträge mit Windkraft hat, korrekt ist. Auch bei 200 Metern.
Nur sollte die Lektion da nicht sein, dass man im Süden gar keine Windkraftanlagen baut.
Insbesondere beim energiehungrigen Süden muss es doch klar sein, in Ermangelung von brauchbaren Netzausbau, dass natürlich auch Windkraftausbau da notwendig ist.

Anzahl der Wind-Volllaststunden nach typischen Standorten für Windenergieanlagen in Deutschland im Jahr 2021

____________________________________________________________________________________________ ### 2%
der Landesfläche soll ja für Wind reserviert werden, wie sieht es bisher in Deutschland damit aus?

Die Regionskarte, die nach Landkreisen anzeigt, wie gut der Ausbau vorangeschritten ist

Nicht missverstehen
Keiner sagt, dass jeder Landkreis jetzt 2% der Fläche für Windkraft freigeben muss. Es gibt die Landkreise, die in einem Bundesland mehr Sinn ergeben als andere.

Allerdings ist diese Karte eine super Übersicht, um zu sehen, wie drastisch unterschiedlich der Ausbau vorangeschritten ist: Siehe Rheinland-Pfalz mit dem Rhein-Hunsrück-Kreis.
Einer meiner persönlichen Favoriten bei dem Thema, weil die Region das mehr als vorbildlich gestaltet, obwohl sie im Binnenland sind.

Abspielen: Pioniere der Energiewende - Die Klimaschützer aus dem Hunsrück | SWR Made in Südwest
Pioniere der Energiewende - Die Klimaschützer aus dem Hunsrück

Ist für euch bestimmt auch spannend, eure Umgebung zu überprüfen.

Kapitel 4: Kernkraft

Kapitel 4: Kernkraft

Dual-Fluid und die völlig realitätsferne deutsche Diskussion

Grade im deutschen Diskurs hört man häufig über den Dual-Fluid Reaktor.

Dual Fluid Studie von 2017, die ist tatsächlich super spannend, gerne mal nachlesen

Wenn euch Leute von dem Ding erzählen wollen, dass das der Gamechanger für Kernkraft ist, dann zeigt ihnen das:

Dual Fluid Zeitplan, 2034 soll Serienproduktion beginnen

So schön die Ideen hinter dem DFR sind, wenn alles nach Plan läuft, beginnt die Serienproduktion 2034.
Da muss ALLES funktionieren, damit das 2034 kommt.

Aktuell ist geplant, in Ruanda einen Demonstrationsreaktor zu bauen bis 2026, welcher bis 2028 die Technologie unter Beweis stellen soll.

Selbst Pro-Kernkraft-Newsseiten wie Nuclear Engineering International sehen dieses Projekt als sehr ambitioniert an und erwarten eher nicht, dass der Demonstrationsreaktor bis 2028 laufen wird.

Zusätzlich ist es grundsätzlich etwas bizarr, wenn ein so revolutionäres Design mit so vielen Vorzügen und Vorteilen ausgerechnet in einem Land wie Ruanda gebaut wird ohne jegliche Kernkrafterfahrung und nicht in Kanada, dem Sitz der Firma.
Immerhin hat Kanada eine bereits sehr etablierte und aktive Kernkraftbasis.

Standard PV Module Preis und Effizienz Großkundenpreis aus China. Quelle Bloomberg von 1,09$/W bei 15,4% in 2013 auf 0,13$/W bei 21,3% Effizienz. Solide Entwicklung

Schaut euch bei Solar oben oder bei Wind die Preisentwicklungen an.
Mir ist es ein Rätsel, wie Leute bei den Preisentwicklungen von Solar oder Wind ernsthaft denken können, dass Kernkraft da eine große Rolle spielt.

Preisabsturz von Lithium-Akku-Packs von 2013 bis 2023 von 780$/kWh auf 139$/kWh

Selbst wenn man ebenfalls die Preisentwicklungen mit Speichern berücksichtigt, diese bewegen sich ebenfalls in die richtige Richtung.

'Our demonstration reactor will show by 2026 that a better, far more efficient way of splitting atoms is within reach. Fundraising for this proof-of-concept project is ongoing. If you have more than €200,000 to invest...' Twitteranfrage nach Investoren. Absurd.

Aus meiner Sicht wirkt es etwas merkwürdig, wenn so ein durchschlagender technischer Erfolg scheinbar nach Investoren auf Social Media sucht.
Mit all der großen Nachfrage nach Kernkraft würde man meinen, dass die schiere Vorstellung dieses Projektes so einen Schritt nicht notwendig macht.

Halte den Dual Fluid Reaktor für die größte Nebelkerze im deutschen Diskurs um Energiesicherheit.

All diese Punkte sollte erklären, wieso man aus meiner Sicht nicht auf diese Technik setzen sollte.

Wo findet man Informationen über Kernkraftwerke?

PRIS-Übersicht

Mit Abstand die wichtigste Informationsquelle über Kernkraftwerke der internationalen Atomenergieagentur – PRIS.
Dort findet man nahezu alle Informationen über Kernkraftwerke weltweit der letzten 70 Jahre.


Wie teuer sind Kernkraftwerke allgemein?

Kernkraftkosten

Selbstverständlich sind die LCOE-Kosten nicht die einzigen Kosten bei Energiequellen, dennoch sind selbst die Gestehungskosten kein sonderlich positiver Faktor.
Da es im Diskurs über Kernkraftwerke ständig wild gewürfelte Zahlen gibt, wo spontan Rückbaukosten oder Kosten für den Aufbau oder Kosten für die Lagerung rausgerechnet werden, nutze ich als Referenz die Lazard-Kosten in Kombination mit den Investitionskosten für neue Kernkraftwerke, die weiter unten folgen.

Installierte Kapazität weltweit

Darüber hinaus belegt der simple Fakt, dass 2021 zum ersten Mal mehr Strom aus regenerativen Energien (Wind+Solar) erzeugt wurde, dass Kernkraft alleine aufgrund der viel zu langen Bauzeit + Kosten eine untergeordnete Rolle spielen wird.
Kernkraft wird nie wieder Wind+Solar aufholen können.

EE vs. Kernkraft weltweit

Wie lange dauert der Bau der Kernkraftwerke?

Beispiel 1 12 Jahre für Shidao Bay 1
Beispiel 2 10 Jahre Bauzeit für SHIN-HANUL-1
Beispiel 3 18 Jahre für Olkiluoto-3

Grundsätzlich ist der Schnitt bei neuen Blöcken 6-9 Jahre, bei neuen Kernkraftwerken 9-12 Jahren.
Es gibt Ausreißer nach unten und nach oben, nur ihr könnt bei NPP Status Changes die Jahre durchschauen und unter New connections to the grid auf die einzelnen Kernkraftwerke draufklicken.

Verzögerungen sind bei Kernkraft leider Regel. Es gibt oft die Erzählungen, dass Kernkraftanlagen in großer Stückzahl in 5 Jahren aufgebaut werden können.
Dann schaut man sich die Fakten an und … seht selbst:

Expected vs. Real Duration

Kernkraft ist absurd langsam. Neue Techniken/Forschung braucht Jahrzehnte, bis sie angewendet werden kann. Dazu braucht es, wie bei Shidao Bay 1, erstmal einen Testreaktor und dann einen kommerziellen Reaktor.

Das dauert Zeit. Viel Zeit.

Wirtschaftlichkeit und Transformationsresistenz sind meine K.O. Kriterien für Kernkraft.

Basierend am World Nuclear Report 2022 befinden sich aktuell 53 Kernkraftwerke im Bau und sollen zwischen 2022-2028 ans Netz gehen.
Davon sind bereits 26 verzögert.

Seite 373-374

Sehe einfach nicht, wie das ausgerechnet mit Gen IV-Reaktoren, die ja noch komplexer werden, geschweige SMR (Small Modular Reactoren = kleine Kernkraftwerke), die noch absolut unerprobt sind, ansatzweise besser werden sollte.
Grade da die modularen kleinen Reaktor ebenfalls wirtschaftliche Probleme andeuten, wie einer der ersten SMR-Reaktoren in den USA zeigt

Referenzen für Verzögerungen

Referenz 1: Hinkley Point C

Hinkley Point C

Ich kann es nicht fassen, dass ich seit 2 Jahren an dieser Quellenliste arbeite und alle sechs Monate einen neuen Link mit weiteren Fehlschlägen für Hinkley Point C hinzufügen muss.
Dieses Projekt ist ein absoluter Totalschaden, wie ich ihn noch nie erlebt habe.
Beim letzten Update dieser Quellenliste war der Start für 2027 geplant.
Jetzt soll er um weitere 15 Monate verschoben werden.

Das Nachfolgeprojekt Sizewell C hat nicht einmal eine Finanzierungszusage aufgrund der Schwierigkeiten dieses Reaktors.

Referenz 2: Olkiluoto 3

Olkiluoto 3

Referenz 3: Shin Hanul-1-2

Shin Hanul 1-2

Ist nicht nur ein Problem in Europa, sondern grundsätzlich überall ein Problem.


Sind Kernkraftwerke gefährlich?

Todeszahlen

Ja. Kernkraftwerke haben Risiken. Ja, es gab Unfälle.
Persönlich bin ich dennoch nicht überzeugt, dass das Risiko der Unfälle höher ist als der Schaden von Kohlekraftwerken und auch begrenzt Gaskraftwerke.
Sehe bei Kernkraft einfach oft nicht das gigantische Sicherheitsrisiko, was andere sehen. Du kannst da liebend gern anderer Meinung sein, wenigstens bei der Wirtschaftlichkeit finden wir einen Konsens, oder?

Lieber zuerst aus der Kohle raus mit Atomkraft und dann aus der Atomkraft raus wäre mein persönlicher Favorit.
Für Deutschland ist der Zug abgefahren, da ist der Atomausstieg durch und ich bin nicht der Meinung, dass man das jetzt noch länger rauszögern sollte, da so die Anbieter nur wieder erneut Milliarden an Schadensersatz verlangen wird und das Geld kann man in regenerativen Energien sinnvoller verwerten.

Rest der Welt? Kommt drauf an. Kann sinnvoll sein, drin zu bleiben je nach Potential von Wind/Solar.
Kernkraft ist absurd unwirtschaftlich heutzutage und das sollte doch schon ausreichen, um dagegen zu sein. Das wird sich in den nächsten acht Jahren kaum ändern, dafür braucht man für den Bau dieser Anlagen einfach viel zu lange.
Mir ist auch klar, dass OurWorldInData grundsätzlich skeptisch betrachtet werden und auch die gemeldeten Todesfälle super schwierig sind, da bei den bisher drei größten Katastrophen, Fukushima, Tschernobyl und dem Kyshtym-Desaster eine absurde Spanne zu den Todesfällen gibt.

Grade da auch Todesfälle vom Abbau von Uran nicht ordentlich gesammelt werden. Es ist definitiv keine einfache Aufschlüsselung.
Nur trotz der (durchaus plausiblen und korrekten) Skepsis bleibe ich bei meiner Position.
Kernkraft ist keine gute Idee aufgrund der fehlenden Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu regenerativen Energien und der viel zu langsamen Geschwindigkeit.


Was ist mit schnellen Brütern?

Schnelle Brüter

So, jetzt geht es um Zukunftsmusik mit gleichzeitig uralten Herangehensweisen.

Schnelle Brüter (Fast Breeder) sind an sich nichts Neues. Die gabs vor Jahrzehnten schon ab und an. In Deutschland z. B. die KNK II in Baden-Württemberg
Der Gedanke war, dass man durch das Prinzip des Brütens “mehr Brennstoff” erhalten kann als man effektiv verbrennt.

Das hört sich phänomenal an, nur wie wir alle wissen, gibt es nahezu immer einen Haken.

Fast alle Brüterprojekte waren gut 30-50% teurer als die Alternativen.
Fast alle Brüterprojekte hatten Probleme mit Stabilität und Bauzeiten:

  • In Indien wird seit 2004 an einem Prototype Fast Breeder Reactor gebaut, er sollte 2020, 2021 und Oktober 2022 fertig werden. Spoiler: Ist er nicht. Auch beim dritten Update 2023 nicht.)
  • In Japan gab es das Monju Desaster, bei dem gleich in zwei Anläufen nach unter einem halben Jahr die Anlage abgeschaltet werden musste wegen eines Natrium Lecks. Man stelle fest, Natrium war die letzten Jahrzehnte leider nicht sonderlich stabil.

Deshalb hatte sich das System der Brüter bisher noch nicht durchgesetzt, auch wenn es definitiv viel Interesse gibt.


Was ist mit Flüssigsalzreaktoren?

Flüssigsalzreaktoren

Oft wird Flüssigsalz mit Thorium gleichgesetzt, weil es verschiedene Designs gibt, die wie Synonyme verwendet werden, ich beziehe mich auf Non-Thoriumlösungen.
Ich werde gar nicht erst so tun, als wäre es die Zeit wert.
Es hat theoretisch Vorteile, nur …

Flüssigsalzreaktoren haben ein recht unlösbares Problem bislang.

Problematisch für jeden MSR (Molten Salt Reactor)/Flüssigsalzreaktor, die Kammern wird durch Korrosion zersetzt und es gibt, meines Wissens nach, keine ernsthafte Testanlage der letzten 20 Jahre, die real ist, geschweige brauchbare Resultate bringen würde. Da ist Kernfusion realistischer.


Was ist mit Thoriumreaktoren?

Thoriumreaktoren

Meistens, wenn Leute von Flüssigsalzreaktoren reden, meinen sie die mit Thorium.

Ich bin ehrlich, ähnlich wie viele der anderen Modelle, gibt es viele Ideen. Viele Designs. Ob das realistisch ist, werden wir sehen.

Es gibt in China seit 2021 einen Testreaktor, der TMSR-LF1.
Dieser läuft seit Juni 2023 im Test.
Falls dieser erfolgreich ist, soll es richtige kommerzielle Reaktoren der Art geben.

Nur wissen wir kaum was darüber. Es gibt viele Fragen über die Wirtschaftlichkeit und Sicherheit dazu.

Dennoch würde auch bei Thorium als Zukunftslösung frühstens ein Reaktor 2030 gebaut werden.
In acht Jahren.

Wage stark zu bezweifeln, dass das realistisch ist.


Was ist mit kleinen modularen Reaktoren(/SMRs)?

Was sind SMRs

Der Hoffnungsträger der Kernkraftindustrie.
Wieso kleine modulare Kernkraftanlagen so reizend sind, liegt schnell auf der Hand.
Klein soll bedeuten in Größenordnung eines kleineren Hauses gegenüber den gigantischen Anlagen wie Isar 2 in Bayern.
Kernkraftwerke, die man transportieren könnte und in großer Stückzahl produzieren kann, hat das Potential, Kosten zu sparen und schnell auch an Orte platziert zu werden, die sonst nicht in Frage kommen.

Es gibt über 70 Designideen.

Viele Ideen zu SMR nach Nationen

Nur wenige davon sind wirklich nahe der Produktion.

Eins der wenigen mit einer Zulassung (DCA) ist das Projekt von NuScale.

Das erste Modul soll Strom produzieren im Jahr 2029.

Nuscale Plan

Dennoch zeichnet sich auch bereits ein Bild ab. Die ersten Module sollten 2027 Strom produzieren. Es gab also auch Verzögerungen.

Dazu gab es Skepsis von der IEEFA, da die angekündigten Preise von NuScale nun mal auch im besten Fall teurer als die Alternativen sind.

Nuscale Budget/Power Price
Nuscale Budget 2023 Update

Update April 2023: Wie schon weiter oben erwähnt in einer anderen Frage, gab es jetzt schon massive Preiserhöhungen, bevor der erste SMR-Reaktor gebaut wurde von NuScale.
Wie schon vorher prognostiziert, sehe ich kein Szenario, in der kleine modulare Kraftwerke eine finanzielle Chance haben werden gegenüber Photovoltaik und Windkraftanlagen.

Zusätzlich gibt es soviele Fragezeichen, da die Firma bis 2029 finanziell überleben muss (vorher läuft ja keine der Anlagen) und als eine der ersten auf dem Markt natürlich ein noch höheres Risiko hat (keiner weiß so genau, ob und wie das funktionieren wird im aktiven Betrieb).

Update November 2023:

Abspielen: Well, well, well
Well, well, well

Wie befürchtet.
Das Projekte wurde am 08.11.2023 offiziell eingestellt.

Das SMR-Projekt hatte die höchste Wahrscheinlichkeit, einen neuen Goldrausch in der Kernkraft auszulösen.
Meine Position zur Kernkraft wurde dadurch nur verstärkt. Es ist wirtschaftlich eine zu kostenintensive Lösung, auf die man eher verzichten sollte.

Offensichtlich stimmt selbst die USA dieser Aussage zu.

Müll

Auch ohne diese Ablehnung gibt es bei den kleinen modularen Kernkraftwerken noch genügend Fragezeichen und Probleme.
Bei der deutlich höheren Menge an Atommüll, die bei SMR anfällt, sehe ich derzeit keinen Grund, auf SMR zu setzen.

Oklo SMR-Projekt zurückgezogen

Neben Nuscale ist inzwischen ein weiteres SMR/Mikroreaktor-Projekt gescheitert.
Es handelt sich um die Firma von Sam Altmann, bekannt durch ChatGPT.
Ebenfalls gescheitert ist Oklo mit einem Projekt für eine Militärbasis in Alaska.

Zusammengefasst: Wir werden bis 2030 offensichtlich viel spannendes in der Welt der Energiesysteme sehen.


Kapitel 5: Kernfusion

Kapitel 5: Kernfusion
Abspielen: Meme Mr Bean Waiting

Meine Meinung seit 16 Jahren.


Kapitel 6: Biomasse

Kapitel 6: Biomasse

Was ist überhaupt Biomasse?

Biomasse ist sehr vielfältig und im Gegensatz zu Solar/PV oder Wind nicht so simpel zu beschreiben.

Es gibt viele Quellen für Biomasse:

  • Holz aus Forstwirtschaft
  • Ackerpflanzen (/Anbaubiomasse)
  • Tierhaltung (Gülle)
  • Organische Abfälle aus der Industrie
  • Algen (Makroalgen)
  • Aus der Landwirtschaftspflege
Verteilung des Anlagenbestands von Vergärungsanlagen für Bio- und Grüngut und gewerbliche Bioabfälle von 2017

Hier sieht man eine Karte aus 2017. Es gibt eine Menge Vergärungsanlagen in Deutschland.
Diese können unterschiedliche Aufgaben erfüllen, sei es Biogas zur Wärme, sei es Verstromung oder sei es Biotreibstoff, wenn man die Biomasse energetisch verwertet.

Zur Übersicht, wie aktuell die Verteilung von regenerativen Energien in den verschiedenen Sektoren aussieht zur Erklärung

Öffentliche Nettostromerzeugung 2022

2022 war es insgesamt 42.2 TWh von 490 TWh öffentlicher Nettostromerzeugung, also 8,6% insgesamt. Also durchaus kein völlig zu vernachlässigter Teil wie Wasserkraft.

Endenergieverbrauch EE für Wärme und Kälte 2022

Hier sieht man, dass Biomasse für Wärme bislang sehr wichtig ist und über 3/4 der bisherigen regenerativen Energie im Wärmesektor daher stammt. Das wird im Wärmepumpe Kapitel noch genauer erklärt, wieso das nicht unlösbar ist für die Energiewende.

Endenergieverbrauch erneuerbare Energien im Verkehrssektor 2022

Im Verkehrssektor ist ebenfalls der Anteil von Biomasse groß in Relation zur gesamten regenerativen Energie, in absoluten Zahlen ist es sehr überschaubar.

Diese ganzen Visualisierungen sind wichtig für den Kontext für einige der kommenden Fragen.


Was ist die neue nationale Biomassestrategie (NABIS) ?

Lange her, dass Biomasse in dieser Quellenliste einen neuen Eintrag erhalten hat.
Ursprünglich wollte ich warten, bis die nationale Biomassestrategie (Ab hier kürze ich das Dokument mit NABIS ab) vollständig vorliegt, allerdings zieht sich der Prozess bei Özdemirs Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) deutlich länger als gedacht.

Also behandeln wir den geleakten Entwurf der NABIS vom Februar 2024.

Was steht allgemein in dieser Strategie drin?

Grundlagen zur Biomasseerzeugung und Verwertung schaffen, was sinngemäß Kaskadennutzungen, Kreislaufführungen von biogenem Kohlenstoff, und Vorrang stofflicher Nutzung bedeutet.

Abbildung 1: Flächennutzung in Deutschland und Nutzung landwirtschaftlicher Flächen 2021

Aus der Basisdaten Bioenergie Deutschland 2024 Übersicht finden wir zuerst eine Übersicht der Flächennutzung in Deutschland.
Knapp die Hälfte der Landesfläche wird landwirtschaftlich genutzt und von dieser Fläche werden auf 59% Futtermittel, 21% Nahrungsmittel, 13% Energiepflanzen, 2% Industriepflanzen angebaut und 5% komplett anders verwertet.

Grundlegend gibt es in der NABIS diese Annahmen bezüglich Flächen- und Biomasseverfügbarkeit oder Nutzung für die Zukunft:

  • Die Bevölkerungszahl in Deutschland bleibt bis 2050 weitgehend konstant.
  • Der (Primär)Energieverbrauch in Deutschland sinkt deutlich (durch Einsparung und Effizienzsteigerung). Eine Erinnerung hier: Damit ist nicht der Strombedarf gemeint, dieser wird durch Elektrifizierung steigen.
  • Die Bevölkerung verbraucht weniger Fleisch. Dadurch sinken die Tierbestände und folglich der Futterbedarf- und der Wirtschaftsdüngeranfall bis 2050 teilweise deutlich.
  • Der Ökolandbau wird weiter ausgebaut (30 %-Ziel bis 2030).
  • Die Stärkung des Waldspeichers leistet zusammen mit dem Holzproduktespeicher aus der Holznutzung einen wesentlichen Beitrag zur Erfüllung des Klimaschutzziels im Sektor Landnutzung/Landnutzungsänderung/Forst (LULUCF).
  • Die stoffliche Nutzung von Holz und anderen nachwachsenden Rohstoffen im Gebäudebereich steigt.
  • Es entsteht ein zusätzlicher Bedarf an Biomasse in der Industrie, vor allem im Chemiesektor zur Substitution fossiler Einsatzstoffe.
  • Für Torfersatzprodukte werden zusätzliche Mengen an Biomasse benötigt.
  • Ein größerer Teil der landwirtschaftlich genutzten Moorflächen wird wiedervernässt und mit Paludikulturen bewirtschaftet

Mindestens die Aussage, dass die Bevölkerung weniger Fleisch verbraucht, ist belegt.
Nach dem Ernährungsreport 2023 nehmen immer weniger Leute täglich Fleisch- und Wurstwaren zu sich, 2015 waren es 34%, beim Report 2023 nur noch 20%.
Dagegen greifen mittlerweile zehn Prozent zu vegetarischen und veganen Produkten, während es 2020 noch fünf Prozent waren.
Selbstredend sind das keine gewaltigen Sprünge, dennoch decken sich diese Annahmen natürlich mit der Prognose der NABIS und ist für die Entwicklung der landwirtschaftlichen Fläche nicht irrelevant.

Investitionen in Anlagen für erneuerbare Wärme 2013-2022

Investitionen in Biomasse Wärme sind 2022 auf einem Rekordwert von fast 3 Milliarden Euro.
Grundsätzlich hat Biomasse seinen Platz als Flexibilisierungsmittel des Strom- und Wärmesektors, in dem ein Teil der Spitzenlast abgedeckt werden könnte.
Speziell diese Investitionsentwicklung passt zur NABIS und der energetischen Verwendung von Biomasse.

Verwendung des energetisch nutzbaren Biomassepotenzials

Was ist das Ziel dieser Strategie?

Grundsätzlich möchte die NABIS folgende Ziele erfüllen:

  • Effiziente und nachhaltige Flächennutzung sicherstellen, was am Ende durch 30% beim Öko-Landbau erreicht werden kann.
    Konkret beinhaltet das auch Effizienzsteigerungen durch das Verwenden von Agri-PV und Agro-Forst-Systemen, wodurch eine weit bessere Doppelnutzung der Flächen erzeugt werden kann.

  • Umstellung der Waldbewirtung auf Mischwälder mit überwiegend heimischen Baumarten in Kombination mit nachhaltigen Bewirtschaftungsformen, damit der Wald als natürliche Kohlenstoffsenke in Deutschland weiter funktionieren kann.

  • Interessanterweise möchte das Landwirtschaftsministerium nicht zwangsläufig den Bedarf an Biomasse steigern, sondern nur, sofern Flächennutzung und Biomasse nachhaltig und biodiversitätsfördernd kombiniert werden können. Das war bei den Eckpunkten vorher noch anders.
    Ausschließlich ungenutzte, nachhaltige Biomassepotentiale erschließen.

  • Biomasse soll idealerweise an den Orten verwendet werden, die keine Alternative mit Wasserstoff- und/oder Elektrifizierung haben. Spezifisch benannt wird hier ggf. Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen und so durch Biogas/Methan versorgt werden können oder auch Teile der Hochtemperaturprozesswärme. (Unklar, welcher Bereich der Industrie gemeint ist. Mir sind keine bekannt, die nicht über Alternativen verfügen.)
    Zusammengefasst wünscht sich das Landwirtschaftsministerium der Biomasse eine Position als Brückentechnologie, bis sich die Alternative durch strom- wasserstoffbasierten Technologien etabliert hat.

  • Deutschland möchte auf EU-Ebene klarstellen, dass Emissionen der Biomasse strenger betrachtet werden, sodass nicht ignoriert wird, dass die Biomasseproduktion Einflüsse auf langlebige Systeme wie Wälder hat. Zusätzlich wird das in der Langfriststrategie Negativemissionen zum Umgang mit unvermeidbaren Restemissionen (LNe) im Detail festgehalten.

  • Außerdem möchte die Bundesregierung auf EU-Ebene einheitliche Standards und Normen zur Biomasseerzeugung. Diese fehlen aktuell bizarrerweise.

Mit welchen Maßnahmen und Prinzipien soll das erreicht werden?

  • Übergeordnete Nachhaltigkeitskriterien einführen, die gleichzeitig Mechanismen benötigen, damit diese Kriterien auf ihre Wirkung überprüft werden können.

  • Teller vor Trog vor Tank. Es geht grundsätzlich zuerst um die Produktion von Nahrungsmitteln (Food First) bei Biomasse. Der Rest stellt sich hinten an.

  • Stoffliche Nutzung priorisieren und Kreislaufwirtschaft in den Fokus setzen, sodass alle Produkte idealerweise so lang wie möglich verwertet werden können. Im besten Fall kann man via BECCS,

Decarbonization and moving to net-negative
  • Bioökonomie fördern, damit man Biomüll langlebiger verwerten kann als bisher und nicht überwiegend nur verbrennt.

  • Fokus daraufsetzen, dass möglichst viele Bereiche mit strom- und wasserstoffbasierten Technologien dekarbonisiert werden, damit das begrenzte Biomassepotential nicht völlig ausgereizt werden muss.

  • Fokus auf lokale Stoffkreisläufe, sodass in ländlichen Räumen mehr Bewusstsein für die Flächennutzung geschaffen wird und Minimierung von Transportwegen ermöglicht werden.

Wann kann man mit den ersten Lösungen rechnen?

Ein Auszug aus NABIS, das sind selbstredend nicht alle Maßnahmen, bitte lest für die gesamte Liste den Entwurf:

  • 2025 soll die RED III (Renewable Energy Directive) ambitioniert umgesetzt werden.
    Gedanke dahinter ist, dass Mitgliedsstaaten ggf. härtere Ziele umsetzen.
    Eine Idee wäre die Anwendung eines CO2-Faktors für holzartige Biomasse.

  • Zusätzlich soll mit einer neuen Version der Bioabfallverordnung bis Ende 2025 ungenutztes Potential von Biomüll verwertbar werden.

Bioenergiepotenzial 2050 – Was kann Bioenergie leisten?
  • Mit Veröffentlichung von NABIS sollen Verbraucherinnen und Verbraucher aktuelle Fakten zur Nutzung von Biomasse über Social Media erhalten, was recht zeitnahe starten soll.

  • Ein bundesweites Monitoringsystem der Kohlenstoffspeicher in der Land- und Forstwirtschaft entwickeln soll bis 2030 geschaffen werden u. A. mit Blick auf das kommende Soil Monitoring Law der EU.

  • Ein flächendeckendes Moormonitoring bis Ende 2025 entwickeln bzw. das bisherige System erweitern. Außerdem soll alternative Bewirtschaftungsformen für trockengelegte Moorböden bis 2025 gestärkt werden, das beinhaltet auch Moorflächen für PV-Anlagen (Moor-PV). Im Solarpaket 1, welches im Mai 2024 durch den Bundestag und Rat soll, werden diese PV-Anlagen speziell gefördert, damit sich das rechnet.

  • Bis 2030 soll nachhaltiger und ressourceneffizienter Hausbau spezieller gefördert werden, u. A. mit der Überarbeitung der Bauproduktenverordnung (BauVPO) als ersten Schritt, neben beschleunigten Genehmigungsprozesse für biogene Baustoffe in den nächsten Jahren.

Abschließend würde ich sagen, dass die Priorisierungen der NABIS spannend sind.

Auch nach Abschluss der Recherche ist mir nicht gänzlich klar, welcher Teil der Industrie bevorzugt auf Biomasse setzen will, außer ggf. für Kohlenstofflösungen.
Jedoch sind die Ideen wie staatliche Monitoringlösungen, die eine einheitliche Übersicht über die Bodenqualität liefern sollen, sehr erstrebenswert und gut.

Der Ansatz, Rest- und Abfallstoffe energetisch mehr zu verwerten, ist ebenfalls als vielversprechend zu erachten. Diesbezüglich lassen sich im IPCC-Bericht durchaus auch Ansätze ausfindig machen, die diesen Ansatz für Biomasse als erstrebenswert einstufen.

Werde diese Antwort aktualisieren, sobald es verabschiedet wird.
Stand 23.04.2024 gab es nur den Leak des Entwurfes.
Da kann sich durch Änderungsanträge noch einiges ändern.


Ist Biomasse ineffizient?

Ich zitiere einfach mal das Umweltbundesamt:

Unseren Rechnungen zu Folge kann pro Hektar im Jahr rund 40-mal mehr Strom durch Photovoltaik-Neuanlagen (ca. 800 MWh) erzeugt werden, als beispielsweise beim Maiseinsatz in Biogasanlagen (im Mittel 20 MWh)

Selbst wenn wir anfangen, die Verluste bei PV-Strom mit Speicherung in Form von Wasserstoff zusätzlich einzurechnen ist das sehr eindeutig.
Selbst mit jeder Form von Umwandlung gibt es effektiv kein Szenario, was realistisch ist und Biomasse einen Vorteil gibt.

Nutzung der Biomasse

Darüber hinaus gibt es viele Zweifel, ob grade im Hinblick mit den Temperaturentwicklungen der letzten Jahre es überhaupt Sinn ergibt, Flächen für diesen Zweck herzugeben.

Die Visualisierung stammt aus dieser Studie des Umweltbundesamtes.
In der Zukunft wird Biomasse nicht völlig verschwunden sein, allerdings eine deutlich untergeordnete Rolle spielen.


Kapitel 7: Wasserkraft

Kapitel 7: Wasserkraft

Was hat es mit der neuen Studie der Energy Watch Group auf sich?

Wasserkraft ist eine Stromerzeugungsform, die je nach Nation essentiell bis irrelevant sein kann.
Wasserkraft spielt in Deutschland keine nennenswerte Rolle mit 19,48 TWh oder 4,5% Anteil der öffentlichen Stromerzeugung 2023.

In der aktuellen Studie der Energy Watch Group wird mit Repowering und Reaktivierungspotential argumentiert.

Wieviel Mehrerzeugung wäre mit diesem Ansatz möglich?

Abbildung: Steigerung der Leistung / MW durch den Ausbau der Wasserkraft / Quelle: Seidel 2024b
Abbildung: Steigerung der Jahresstromerzeugung in TWh durch den Ausbau der Wasserkraft / Quelle: Seidel 2024b

Grundsätzlich wäre eine Verdoppelung der Kapazitäten selbstredend durchaus eine spannende Investition, je nachdem, wie aufwendig und teuer die Modernisierungs- , Repowerings- , Reaktivierungskosten final sind.

Ein eindeutiger Vorteil der Wasserkraft sind die Volllaststunden bzw. der Kapazitätsfaktor.
Wasserkraft ist nur begrenzt bzw. minimal vom Wetter abhängig, auch wenn Dürren in einigen Ländern zu deutlichen Problemen führen kann bei Wasserkraft.

Tatsächlich spricht die Studie einen guten Punkt an:

Überhitzte Flüsse und Gewässer sind eine Energiequelle, die sich mit modernen Wärmetauschern
rasch erschließen lässt. Nahwärmesysteme rund um die Rückhaltebecken der Wasserkraft sind
eine Win-Win-Lösung für alle.

Fluss- oder Meerwärme für Nahwärmenetze zu verwenden, ist eine sehr gute Sache und wird mit deutscher Technik von MAN Energy Solutions (MAN ES) in Dänemark angewendet.
Dort werden in Zukunft 100.000 Menschen mit der Wärme des Meeres versorgt, indem pro Sekunde 4000 Liter Meerwasser durch die Anlage fließen und dank der Wärmetauscher wird dem Wasser drei Grad Temperatur entzogen. Tatsächlich reicht diese Energie, um das Fernwärmenetz auf etwa 90 Grad zu erwärmen.

Aus meiner Sicht ist das ein Ansatz, die viele Orte in Deutschland kopieren sollte.
Allerdings distanziere ich mich von der Annahme, dass Wasserkraft dazu notwendig ist.

Wasserkraft hat einen Nachteil.
Dank des Preisverfalls von Photovoltaik und Windkraft weltweit haben sich diese beiden Stromerzeugungskapazitäten durchgesetzt.
Wasserkraft spielt weltweit eine größere Rolle als Kernkraft, dennoch eine sehr kleine.

Jetzt zum Kernproblem:

Mit einer EEG-Novelle pro Wasserkraft die Vergütungssätze anpassen.

Diese Einspeisevergütungen sind aus meiner Sicht nicht zu rechtfertigen.
Kann man leicht erklären, wieso das nicht sinnvoll ist.

 Der durchschnittliche mengengewichtete Zuschlagswert liegt in dieser Runde bei 5,17 ct/kWh und damit 1,3 Cent unter dem Wert der Vorrunde (6,47 ct/kWh).

Resultate der PV-Ausschreibung Ende Januar 2024 führten zu einer EEG-Vergütung zwischen 4,44 ct/kWh und 5,47 ct/kWh.
Zugegebenermaßen sollte man bei PV- und Windkraftanlagen die Speicherkosten und ggf. Netzausbaukosten einbinden, nur selbst das fällt unter den Wert der Förderung, die hier vorgeschlagen wird.

Eine Energiewende kann nur funktionieren, wenn die Bürger des Landes einen praktikablen wirtschaftlichen Vorteil daraus sehen, bei einer Einspeisevergütung in der Dimensionierung, die diese Studie vorschlägt, wäre das nicht mehr zu rechtfertigen.

Darum sage ich zu der Studie, dass sie interessante Impulse setzt und auch interessante Probleme anspricht, allerdings nur ein Fazit zulässt:

Wasserkraft ist eine schöne Technologie, in Deutschland allerdings nicht mehr die angebrachteste Stromerzeugungsquelle der Zukunft, da die Alternativen einfach kostengünstiger sind.

Kleiner Hinweis zum Schluss:

Ein unsinniger Fehler mit Tippfehler. Dadurch führt der Link zu einer Spam oder Malwareseite.

Bitte überprüft bei euren Haus- oder wissenschaftlichen Arbeiten, dass ihr nicht unbeabsichtigt Tippfehler in den Links einbaut.
Das führt nämlich dazu, dass eine der Quellen in dieser Studie zu einer Spam- oder Malwareseite weiterleitet.

Statt dem Umweltbundesamt landet man bei irgendeiner Spamseite. Glücklicherweise blockiert uBlock Origin erfolgreich.

Daher lieber selbst die Primärquellen/Verweise bzw. Stichpunkte der Namen sicherheitshalber bei der Suchmaschine deiner Wahl eintippen und Malware vermeiden.


Spielt Wasserkraft überhaupt eine Rolle in Deutschland?

Solange man nicht spontan die Schweiz oder Österreich fluten möchte für ein gigantisches Wasserkraftwerk oder Skandinaviens Landschaft importieren kann, wird das etwas kompliziert, der Wasserkraft eine nennenswerte Rolle zu geben.

Öffentliche Nettostromerzeugung 2023

Laut dem Fraunhofer ISE beträgt der Anteil der Wasserkraft in Deutschland grade einmal 4,5%.

Stromerzeugung aus Wasserkraft von 2005 bis 2022

Wie man in dieser Visualisierung der Arbeitsgruppe Erneuerbare Energien sehen kann, ist Wasserkraft stagnierend.
Sei es installierte Leistung oder Stromerzeugung.
In Deutschland gibt es geographisch bedingt kaum Potential, was nicht bereits erschlossen ist, da einerseits für Speicherkraftwerke die hohen Gefälle und Speicherkapazität von Talsperren und Bergseen außer im Voralpenraum kaum vorhanden sind und für Laufwasserkraftwerke, welche häufig mit Schleusen kombiniert werden und eine niedrige Fallhöhe bei verhältnismäßig schwankender Wassermenge benötigen, bereits nahezu das gesamte Potential ausgeschöpft ist.

Wasserkraftstandorte in Deutschland

In diesem Beitrag von 2010 sieht man eine grobe Verteilung der Wasserkraftanlagen in Deutschland. Die Quelle ist schon etwas älter, durch die stagnierende Realität dieser Energiequelle ist es immer noch hilfreich zum Verständnis.

Wasserkraftstandorte in Deutschland 2017

Das hat sich laut des Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke auch nicht großartig verändert in sieben Jahren bis 2017.


Wird Wasserkraft in den kommenden Jahren nicht weniger?

Chinas Wasserkraft Schwierigkeiten mit dem Yangtze

Es gibt immer wieder Berichte die letzten Jahre, dass Dürren zu Einschränkungen mit Wasserkraft führen.
Das Beispiel war 2022 in China. Neben den Zero-Covid-Schwierigkeiten, welche zu weltweiten Lieferkettenproblemen beigetragen haben, war auch das ein Problem.

2024 sieht es leider weiterhin nicht so aus, als ob Wasserkraft weniger Probleme mit Dürre haben wird, wie man als Beispiel in Ecuador und in Zambia herausfindet.

In China führte das auch zu diesem Resultat:

Chinas Kohlepläne

Wasserkraft macht in China im Jahr 2022 14,73% des Strommixes aus.
Das war zu der Zeit mehr als Solar + Wind. Dementsprechend wurden durch die Hitzewellen auch Blackouts ausgelöst, die länger angehalten haben.

GEMs wahre Aussage zu den CO2-Emmissionen

Kurzgefasst, was der Global Energy Monitor zu dem Thema sagt:

Falls Solar/Wind und auch Kernkraft weiterhin so ausgebaut werden, wie das in der Rekordsgeschwindigkeit aktuell passiert, dann hat das nicht zwangsläufig eine Auswirkung auf die Emissionen oder auf den Kohleverbrauch.
Es sind effektiv Backuplösungen für den Fall, dass sich die Dürrezeit wiederholen sollte.

Natürlich ist das dennoch nicht gut, nur sollte man es nicht dramatischer darstellen, als es ist.

Das deckt sich auch mit den Ergebnissen aus dem 1 Halbjahr 2023.

Global Electricity Mid-Year Insights 2023

Exemplarisch hierfür kann man den Global Electricity Mid-Year Insights 2023-Bericht
verwenden. Hier sehen wir, dass es in den ersten sechs Monaten 59 TWh mehr Strombedarf weltweit gab,
109 TWh mehr Strom aus Windkraft und 104 TWh mehr Strom aus Solarstrom erzeugt wurde, allerdings 177
TWh weniger Strom aus Wasserkraft ein Problem darstellt. Wie schon 2022 sorgt das für massive Schwierigkeiten
bei der Versorgung. Der Wind- und Solarausbau ist also auch im Hinblick mit Dürre eine essenzielle Notwendigkeit.

Ähnliche Schwierigkeiten mit den Wasserständen gab es auch in den USA, in Afrikanischen Ländern wie Zambia und Zimbabwe und auch in Ländern wie Brasilien

Deshalb ist es, aus meiner Sicht, gefährlich, groß auf Wasserkraft zu setzen, da mit den zunehmenden Dürrezeiten nicht einfacher werden dürfte.

Großteil des Stroms sollte aus Windenergie und Solarenergie kommen.
Das ist in Deutschland allerdings leicht zu regeln, da Wasserkraft ohnehin keine große Rolle spielt.
Das führt direkt zur nächsten Frage.


Kann man Wasserkraft in Deutschland überhaupt ausbauen?

Die Auffassung des Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke, wieviel Wasserkraft ausgebaut werden kann, auf das doppelte der bisherige Stromerzeugungsmenge, 31 TWh

Hier redet der Bundesverband Deutscher Wasserkraftwerke von bis zu 31 TWh im Jahr 2030. Das wäre die doppelte Stromerzeugung der Wasserkraft verglichen mit dem Jahr 2023 mit 19,48 TWh.
Bedenkt: Ein Bundesverband redet natürlich gerne vom Idealszenario, der mit wirklich realistischen Annahmen wenig zu tun hat.

Aus meiner Sicht spricht nichts dagegen, durchaus Wasserkraft mitzufördern und zu modernisieren.
Nur muss man ehrlich sein.
Wasserkraft in Deutschland hat nahezu keine Relevanz.
Im Jahr 2023 gab es 16.5 TWh mehr Strom aus Solar- und Windkraft als im 2022.
Mit Blick auf die Eigenversorgung im gewerblichen Bereich (gesamte Nettostromversorgung) wäre es fast 20 TWh Mehrerzeugung.

Bei den deutlich aggressiveren Ausbauzielen der EU (statt 32,5% regenerativen Energien bis zu 45% im Jahr 2030) und auch der deutschen Umsetzung dieses Ziel in Kombination mit den bereits massiv angezogenen Zielen von Deutschland bei Wind- und Solarenergie sehe ich nicht, wie Wasserkraft in Deutschland mehr Relevanz erreichen wird.

Energiewende als Projekt ist ein gewaltiger Kraftakt, den man nicht unterschätzen sollte und daher sollte das Geld dort investiert werden, wo es die besten und schnellsten Resultate liefern kann.

Wasserkraftausbau ist eher eine Frage für die Nachbarn in Österreich und der Schweiz, die weit mehr darauf angewiesen ist.


Kapitel 8: Geothermie

Kapitel 8: Geothermie

Was ist Geothermie?

Ein Bild der Kruste des Planetens, welches ~3 Grad Celsius pro 100 Meter zunimmt für die Erdkruste als Schnitt andeutet

Unser Planet ist glücklicherweise sehr heiß im Erdkern. Diese Hitze ist glücklicherweise für uns Menschen erreichbar.
Je nachdem, wo man lebt, sogar sehr einfach.
Praktischerweise ist nicht nur die Hitze des Erdkerns hilfreich und nutzbar, sondern auch die Kälte, falls der Untergrund kälter ist als die Temperatur in der freien Natur im Sommer.
Diese Versatilität durch auch Klimakälte ist der immense Vorteil der Geothermie.

Nach dem Bundesverband Geothermie steigt die Temperatur in Mitteleuropa ca. 3 Grad Celsius pro 100 Meter.

92% des Primärenergiemixes Islands wird aus erneuerbaren Energien gewonnen, davon 85% Geothermie

Das Paradebeispiel ist Island. Dort ist es so im Überschuss vorhanden, dass Island ohne Probleme den Großteil des Energiebedarfes (nicht nur Strom) decken kann.

Einsatzmöglichkeiten der Geothermie

Es gibt grundsätzlich Oberflächennahe Geothermie (bis 400m Tiefe) und Tiefe Geothermie (ab 400m bis ca. 5000m Tiefe), die viele Einsatzmöglichkeiten ermöglichen.

Oberflächennahe Geothermie

Oberflächennahe Geothermie eignet sich ideal zum Beheizen und auch Kühlen von Gebäuden. Man kann die Energie aus oberen Erdschichten oder auch aus dem Grundwasser nutzen, um einerseits zu heizen oder auch zu kühlen.

Erdwärme Anwendungsfälle mit Sonden/horizontalen Kollektoren oder zwei Brunnen

Nachfolgend sehen wir die beliebtesten Systeme, die man z. B. für Privathaushalte nutzt.

Erdwärmesonden

Erdwärmesonden, die senkrecht in die gebohrten Löcher eingelassen werden und dann mit einem Typus Zement festgebaut werden.
Diese werden mit Wärmeträgerflüssigkeiten gefüllt, die idealerweise die Wärme aus der Erde aufnimmt und nach oben zur Wärmepumpe transportiert.
In Deutschland finden diese Bohrungen in ca. 70-150 Meter Tiefe statt.

Vorteile: Man kann diese Systeme sehr leicht hochskalieren, sodass nicht nur einzelne Häuser sondern direkt Quartiere bzw. ganze Wohngebiete damit versorgt werden können, damit kann ebenfalls ein Nah oder Fernwärmenetz erschaffen werden, sodass man direkt eine größere Gruppe an Gebäuden versorgen kann.

Nachteile: Erdwärmesonden sind anfangs teuer. Die LCOE-Kosten (“laufende Kosten”) für Wärme, wie auch Strom, sind sehr günstig, allerdings sind die Anschaffungskosten durchaus gerne hoch.

Erdwärmekollektoren

Diese werden meist in nur 0,8 bis 1,6 Meter Tiefe verlegt.
Wie wir weiter oben geklärt haben, ist in dieser Tiefe die Temperatur nicht sonderlich hoch, wird mit viel Fläche gearbeitet.
Ein Flächenkollektorsystem braucht absurd viel Platz und ist dazu noch abhängig vom Boden. Ein feuchter Lehmboden, der bessere Wärmeübertragung ermöglich, braucht z. B. weniger Platz als ein trockener Sandboden.
Die Grundrechnung ist für Erdwärmekollektoren, man benötigt die doppelte Kollektorfläche, die man an Wohnfläche nutzt. (100m² Wohnfläche -> 200m² Kollektoren)

Aus meiner Sicht ist das Risiko bei Kollektoren höher, dass Unfug bei der Verlegung stattfindet.
Neben den Aspekten der unterschiedlichen Bodenarten muss auch dringend beachtet werden, dass zu dicht verlegte Kollektoren z. B. zu viel Wärme entziehen und das zu einer Art “Vereisung” führen kann, sodass die Fläche verschlammen kann.
Dieser Aspekt ist oft die stille Post, die man im allgemeinen Diskurs hört, wenn Leute fragen, ob Geothermie die Erde nicht auskühlen könnte.
Meistens hat man über Umwege eine Story von Kollektoren gehört, die zu einer lokal sehr begrenzten Vereisung des Bodens geführt hat, da diese Anlagen eben nicht 70-150 Meter tief sind, sondern 0,8 bis 1,6 Meter.
Wenn man keinen Quatsch beim Bau anstellt und große Flächen zur Verfügung hat, sind Wärmekollektoren absolut eine Option.

Vorteile
Preise von Bosch als Beispiel

Man sieht eine Beispielrechnung von Bosch bezüglich Wärmepumpen, die einerseits auf Kollektoren aufbauen und andererseits auf Sonden aufbauen. Das sind selbstverständlich nur grobe Richtwerte, die sich (basierend an der Region für die Bohrung bei Sonde oder am Boden) unterscheiden können.
Kollektoren sind günstiger und eine potentiell großartige Quelle für günstige Wärme für das eigene Haus mit hoher Jahresarbeitszahl.

Nachteile

Der Flächenbedarf ist immens. Nicht jeder hat diese Flächen zur Verfügung, die benötigt werden.

Bodenübersichtskarte Deutschland

Je nach Region ist der Boden auch nicht ideal (sandiger Boden findet man z. B. in Norddeutschland nahe Küsten oder periglaziale Flugsandböden)

Dazu haben Erdkollektoren eine begrenzte Vorlauftemperatur in vielen Fällen. Achtet bitte darauf, was euer Bedarf ist, bevor ihr euch für Erdsonde oder Erdkollektor entscheidet


Wo gibts in Deutschland Geothermie überhaupt?

Geothermisches Informationssystem - Ein Beispielbild, wo man die ganzen Informationen hernehmen kann

Das Geothermische Informationssystem zeigt eine sehr gute Übersicht über nahezu alles, was Geothermie betrifft, sei es Standorte, Hintergrunddaten, alles.
Kann ich wärmstens empfehlen, auch das Schulungsmaterial ist super spannend. Man sieht dort auch sehr deutlich.


Woher weiß ich, ob ich persönlich Geothermie nutzen kann?

Jedes Bundesland hat Webseiten, wo man sich über das Potential der eigenen Umgebung informieren kann.
Selbstverständlich nach gutem deutschen Föderalismus gibt es sehr unterschiedliche Systeme.
Ihr sucht in den Tabs zur Oberflächennahe Geothermie nach Angaben zur Wärmeleitfähigkeit, Spezifische Wärmeentzugsleistung oder Standorteignung Oberflächennahe Geothermie.

Zusätzlich findet sich, falls ihr die Frage anklickt, noch der Link zur Thermomap EU, welches ebenfalls eine gute Übersicht über Deutschland hinaus zeigt.
In meinen Augen sollte man Geothermie nicht unterschätzen und dringend fördern, die Erdwärme oder Klimakälte ist viel wert und das weit über Deutschland hinaus.

Beispiel, wonach man suchen würde mit Sachsen

Ehrlich, einige Bundesländer machen das so unfassbar unübersichtlich.
Falls Überforderung eintritt, durchatmen und nach und nach mal durchscrollen, alle Bundesländer haben die Angaben, selbst wenn es erst nicht so aussieht.
Grüße gehen raus an den Geologischer Dienst Nordrhein-Westfalen, die das absolut vorbildlich machen. Muss man auch mal loben.
Sehr visuell ansprechend und einfach gestaltet.
So sollte das für die Geothermieberatung in allen Ländern aussehen, damit man schneller einen Eindruck erhält, ob Erdwärme eine gute Idee ist.


Kapitel 9: Wasserstoff

Kapitel 9: Wasserstoff

Wieviel Wasserstoff braucht Deutschland in der Zukunft?

Bezüglich der Energiewende wird häufig die Frage gestellt, was Deutschland tun soll, wenn weder Sonne noch Wind verfügbar sind.

Der Sensenmann der Dunkelflaute fliegt direkt in das Gespräch.

Dennoch reden wir erstmal von der Frage, wie der Wasserstoff erzeugt wird und wieso das aus mehreren Gründen sinnvoll ist neben der Dunkelflaute.
In der Zukunft wird es durch den aggressiven Zubau von PV- und Windkraft immer häufiger Stunden geben, in denen die Preise in den Minusbereich gehen, sodass andere Staaten (oder Verbraucher im eigenen Land, welche dynamische Stromtarife in Kombination mit einem Smartmeter verwenden) sogar Geld erhalten, wenn sie den Strom abnehmen und verbrauchen.

Öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland in Woche 4 2024

Ein konkretes Beispiel: Woche 4 2024. Es gibt eine größere Menge an Strom aus Windkraft und die Preise purzeln teilweise in den Minusbereich.

Einer der konkreten Lösungsansätze, um diese Minusstunden netzdienlicher zu vermeiden, ist die Erzeugung von Wasserstoff und die Speicherung dieses erzeugten Wasserstoffes.
Sobald dann eine Dunkelflaute oder eine Zeit mit weniger regenerativen Energien auftritt, kann dieser Wasserstoff in Gaskraftwerken verstromt werden, die wasserstofffähig sind.
Wasserstofftaugliche Gaskraftwerke werden z. B. in Baden-Württemberg gebaut.

Zum Thema Minusstunden ein Hinweis, diese werden die kommenden Jahre ohnehin weniger eine Rolle spielen.

Wenn der Spotmarktpreis im Jahr 2023 für die Dauer von mindestens vier aufeinanderfolgenden Stunden, in den Jahren 2024 und 2025 für die Dauer von mindestens drei aufeinanderfolgenden Stunden, im Jahr 2026 für die Dauer von mindestens zwei aufeinanderfolgenden Stunden und ab dem Jahr 2027 für die Dauer von mindestens einer Stunde negativ ist, verringert sich der anzulegende Wert für den gesamten Zeitraum, in dem der Spotmarktpreis ohne Unterbrechung negativ ist, auf null.

Kurz auf Deutsch: Falls sich die Strompreise am Spotmarkt länger im Minus bewegen, erhält man immer schneller keine Vergütung dafür nach dem EEG.
Sowas gibt Anreize, ggf. die Anlagen mit Akkuspeichern von oder zur Erzeugung zur Wasserstoff zu kombinieren, um den Strom dann.
Glücklicherweise wird bei dieser Energiewende aktuell auch mit Verstand gearbeitet, auch wenn das im medialen Diskurs gerne anders dargestellt wird.

Nach der Nationalen Wasserstoffstrategie sind 95-130 TWh Bedarf an Wasserstoff für 2030 geplant.
Rund 50-70% (45 bis 90 TWh) werden aus dem Ausland importiert.

Für den Transport aus dem Ausland wäre das Wasserstoffderivat Ammoniak idealer.
Hauptgründe dafür: Man kann Ammoniak bei 20 °C bei 8,6 bar und -33°C transportieren.
Zur Referenz: Wasserstoff klassisch zu transportieren, braucht spezielle Tanks, die auf -253 °C (!) gekühlt werden müssen.
Offensichtlich ist der Aufwand bei Ammoniak deutlich einfacher.

Sieht nicht nur die Politik so, denn z. B. Mabanaft in Hamburg und RWE plant in Brunsbüttel ab 2026 300.000 Tonnen grünes Ammoniak anzunehmen und dann weiterzutransportieren über das Wasserstoff-Kernnetz, welches bei der nächsten Antwort in diesem Kapitel näher beleuchtet wird.

In Deutschland gibt es mit knapp 262 TWh das größte nationale Erdgasspeichervolumen, welche aus ca. 33% Porenspeichern und ca. 66% aus Kavernenspeichern bestehen.

Einige Teile davon könnten nach Anpassungen für die Speicherung von Wasserstoff geeignet sein.
Wichtig ist eine Speicherstrategie, da der Erdgasbedarf natürlich erst Stück für Stück rückläufig sein wird in Deutschland.
Es ist jedoch zu beachten, dass aufgrund der geringeren Energiedichte von Wasserstoff und den Schwierigkeiten bei der Kompression die Speicherkapazität um 70-80% reduziert wird, sofern man CH4 mit H2 vergleicht.

Nach der Metastudie Wasserstoff - Auswertung von Energiesystemstudien kann man davon ausgehen, dass knapp 10-15% des Wasserstoffbedarf im Jahr gespeichert werden müssen.
Sofern man die 95-130 TWh Bedarf der nationalen Wasserstoffstrategie annimmt und den höchsten Wert als Referenz annimmt, heißt das, man braucht 13 bis 19,5 TWh an Wasserstoff in diesen ehemaligen Erdgasspeichern.

Langfristig für 2050 rechnet z. B. das Fraunhofer ISI mit einem Bedarf von 218 TWh.
Wäre mit den Speicherkapazitäten also ebenfalls noch im möglichen Rahmen.
Allerdings muss klargestellt werden, dass in den meisten Szenarien dieser Studie nahezu gar keine heimische (deutsche) Wasserstoffproduktion angenommen wird.

Bei diesen Angaben kann man konkret ausrechnen, dass die bisherigen Erdgasspeicherkapazitäten ein signifikanter Teil der Lösung sein können.

Aus Erfahrungen bei ersten Pilotprojekten zeigt sich, dass die Umrüstungskosten zur vollständigen
Speicherung von Wasserstoff in bestehenden Untergrundspeichern mindestens 30 % der Neuinvestitionskosten für eine Kavernenspeicheranlage betragen. Hochgerechnet auf alle bestehenden Kavernenspeicher in Deutschland würde das einen Investitionsbedarf für Umrüstungen zur Speicherung
von Wasserstoff von mindestens 30 Mrd. Euro bis 2050 erfordern.

Der Nationale Wasserstoffrat, welche seit Juni 2020 die Bundesregierung bei Wasserstofffragen berät, geht davon aus, dass bis 2050 ein Investitionsbedarf von mindestens 30 Milliarden besteht, damit die Umrüstung sämtlicher Kavernenspeicher stattfinden kann.

Zum Import von grünen Wasserstoff und seinen Derivaten gibt es ein großartiges Impulspapier, welches ich wärmsten empfehlen kann, falls man einen sehr kompetenten Überblick über die Herausforderungen dieser Frage beschäftigen möchte.
Explizit geht es darum, einen Überblick über die Studienlandschaft zu der Frage von grünen Wasserstoff und Importen zu verschaffen, da die Bundesregierung aktuell noch an einer Importstrategie für Wasserstoff und dessen Derivate arbeitet und so eine Übersicht natürlich helfen kann.

Die Zusammenfassung dieses Papiers:

  • Preise für Wasserstoff und Derivate werden tendenziell unterschätzt. Deshalb sollte eine Fokussierung auf bestimmte Anwendungen erfolgen.
  • Potenzielle Exportländer verfolgen teilweise andere Ziele, die im Widerspruch zu denen Deutschlands stehen können.
  • Die drohende Verlagerung von größeren Anteilen der Wertschöpfung in Exportländer setzt Deutschland unter Druck, bietet aber auch Chancen.
  • Bei einer Importstrategie bestehen Zielkonflikte, die es zu identifizieren gilt und die anhand eines politischen Abwägungsprozesses zu lösen sind.
  • Verkäufer werden kurz und mittelfristig eine bedeutende Marktmacht haben.
  • Bei der Entwicklung einer Importstrategie sollten zwischen Wasserstoff und Wasserstoffderivaten klar unterschieden werden und die jeweiligen Spezifika beachtet werden.

Punkte zum Import von reinen Wasserstoff:

  • Die Voraussetzungen zur Entwicklung regionaler Märkte für Wasserstoff sollten zeitnah geschaffen werden.
  • Eine Wasserstoffimportstrategie sollte aus den Erfahrungen beim Aufbau des europäischen Gashandels lernen.
  • Bei Wasserstoffimporten sollte sich Deutschland auf die EU und EU-Anrainerstaaten konzentrieren.
  • Die Integration der MENA-Länder in eine Wasserstoffimportstrategie benötigt besondere Maßnahmen.
  • Eine breitere Diversifizierung von Wasserstoffimporten hat seinen Preis.

Punkte zum Import von Wasserstoffderivaten:

  • Die Voraussetzungen zur Entwicklung globaler Märkte für Wasserstoffderivate sollten zeitnah
    geschaffen werden.
  • Deutschland sollte international insbesondere Japan und Südkorea als Konkurrenten aber
    auch mögliche Kooperationspartner bei der Importstrategie beachten.
  • Die EU sollte aus Gründen einer Marktmacht eine Wasserstoff-Allianz bilden.
  • Die Spezifika bei den jeweiligen Wasserstoffderivaten (u.a. eKerosin, Ammoniak, Methanol) sollten bei einer Importstrategie berücksichtigt werden.

Infolgedessen zeigt sich, Deutschland, wie auch die gesamte EU, hat einiges vor sich.
Jedes Ziel ist erreichbar, nur braucht es insbesondere die kommenden Jahre den politischen Willen, um dieses Ziel zuverlässig zu erreichen.

The figure below presents the workstreams of Hy2Infra, including the individual projects

Mittlerweile gibt es bei der Frage von Wasserstoffspeicherkapazitäten Fortschritt.
Am 15.02.2024 genehmigte die EU umfangreiche Förderungen für IPCEI.
Unter anderem EWE und VNG haben konkrete Projekte in diese Richtung angekündigt und werden diese Stück für Stück aufbauen.

Kurz und Knapp kann man zusammenfassen:
Es geht voran und das ist gut so.


Kann man Wasserstoff zum Heizen verwenden?

Aiwanger behauptet Wasserstoff sei eine realistische Lösung für Wohnungsbestand.

Während der Verhandlungen über das Heizungsgesetzes (GEG) 2022 und 2023 wurde Wasserstoff als Alternative zu Wärmepumpen und Nah- oder Fernwärmenetzen präsentiert. Dies geschah unter anderem in Bayern von Hubert Aiwanger und der FDP-Fraktion im Bundestag.
Es wurde argumentiert, dass es günstiger sei, das bestehende Erdgasnetz in Deutschland umzurüsten, anstatt die Stromnetze für Wärmepumpen auszubauen.

Die Frage ist jedoch, ob dies tatsächlich eine wirtschaftliche Alternative darstellt.

Praktischerweise gibt es dazu wissenschaftliche Meta-Studien, die die gesamte Studienlandschaft zu genau dieser Frage untersucht.
In dieser Studie von Ende Januar 2024 wurden 54 Studien seit Januar 2019 zusammengeführt und untersucht.

In keiner dieser 54 insgesamt (!) Studien spielt Wasserstoff beim Heizen eine signifikante Rolle.

Figure 6. Share of hydrogen of final energy demand for heating in cost-optimal pathways

Der Median (also Mittelwert) von 24 Studien beträgt 1% Anteil am Endenergiebedarf im Heizungssektor.
Nahezu alle Studien gehen von einem 4-6 Mal höheren Strombedarf gegenüber Wärmepumpen und Fernwärme aus, was bei Wasserstoff und all den Umwandlungsprozessen auch keine Überraschung ist.

Daher kann man nur sehr deutlich von Wasserstoff zum Heizen abraten.
Wasserstoff ist zu wichtig für manche Industriezweige, als dass man das sinnlos für das Wärmen von Gebäuden verheizen sollte.

Wärmepumpen und Nah- wie Fernwärmenetze sind immer effizienter.
Physik kann man nicht einfach durch Tüfteln überwinden.

Ergänzend muss man noch klarstellen, dass das Ersetzen der Erdgasnetze in Deutschland durch Wasserstoff aus meiner Sicht eine sehr … optimistische Sache ist.

Zuerst das deutsche Erdgas-Kernnetz als Karte, damit wir eine konkrete Übersicht haben.

Das deutsche Gas-Fernleitungsnetz im Überblick; Stand Februar 2017

Faktisch sieht man auf der Karte ein Fernleitungsnetz von ca. 40.000 KM und ein Verteilnetz von ca. 555.000 KM.
Daher kann man durchaus verstehen, warum einige Menschen anfangs denken, dass man doch vielleicht lieber das bestehende Netz so aktiv wie möglich nutzen sollte durch Wasserstoff, falls sie sich noch nicht eingearbeitet haben.

Entwurf für das Wasserstoff­-Kernnetz 26.01.2024

Bezüglich Wasserstoff haben Fernleitungsnetzbetreiber (FNB) bis 2032 rund 9.700 KM geplant als Kernnetz, dadurch sollen alle Bundesländer angebunden werden mit einer Ausspeiseleistung von ca. 280 TWh.
9.700 KM Kernnetz würden 19,8 Milliarden Euro kosten.

Mathe muss man jetzt nicht studiert haben, um sich zu überlegen, was die Kosten für 40.000 KM Fernleitungsnetz und dann noch ca. 555.000 KM Verteilnetz bedeuten würden.
Selbstredend wären die Kosten für das Umrüsten nicht identisch zum Neubau sowie die , nur in Kombination mit der Meta-Studie oben mit der Übersicht über 54 Studien wirkt eine Investition in Wasserstoffnetze in einer ähnlichen Dimension wie für Erdgasnetze ehemals sehr absurd.

Lieber das Geld sparen und in eine massive Dämmungskampagne stecken, sodass der Endenergiebedarf von Wohnungen in Deutschland sinkt und mehr Gebäude wirtschaftlich durch Wärmepumpen versorgt werden können.
Das wäre mit hoher Wahrscheinlichkeit günstiger als die absurden Mengen an Milliarden für ein umfangreiches Wasserstoffverteilnetz, selbst wenn man erstmal die Förderung exklusiv für Energieeffizenzklasse H-Häuser anbieten würde.

Faktisch gibt es bereits gute Förderprogramme und diese Töpfe sollten eher aufgestockt werden als dieser Wasserstoff Fiebertraum.

Cadent Media Statement 11th July 2023

Großbritannien ist bei dieser Frage schon weiter.
Pilotprojekte in Großbritannien scheitern bereits vor Start, wobei das in diesem konkreten Beispiel neben den absurden Kosten nach den zwei Jahren als Test auch mehr mit der sehr katastrophalen Informationskampagne des Anbieters zusammenhängt.

Deutschland sollte sich, meiner Meinung nach, beim Heizungsthema lieber an Skandinavien + Finnland orientieren und Nah- wie Fernwärmenetze wie in Dänemark, die z. B. in Esbjerg 100.000 Dänen über eine große Meerwasser-Wärmepumpe versorgen.

Heating methods in Danish residential buildings 1981–2020 by proportion of dwelling

Dänemark setzt über die Jahrzehnte immer mehr auf Nah- oder Fernwärmenetze und teils auf Biomasse.

Figure 13: Energy consumption for heating and hot water in the Swedish residential and service sectors (2002–2015) by building type

Schweden setzt ebenfalls massiv auf Nah- und Fernwärmenetze und Wärmepumpen.
Finnland und Norwegen sehen sehr ähnlich aus.

Dort hat die Energiekrise 2022 im Gegensatz zu Deutschland nicht so hart Kosten verursacht, da die Abhängigkeit vom russischen Gas nicht genauso vorhanden war.

Final kann man sagen:
Wasserstoff hat seine wichtigen Aufgaben, Heizen ist keine davon und Alternativen sind vorhanden und funktionieren.

Hydrogen Ladder Version 5.0

Deutschland benötigt natürlich dieses Wasserstoffnetz für kommende Gaskraftwerke, die erst mit Erdgas, mittelfristig mit (grünen) Wasserstoff betrieben werden sollen + Industriezweige, die Wasserstoff benötigen in einer dekarbonisierten Zukunft.

Unter diese Industriezweige fallen z. B. Entschwefelungsprozesse, Hydrocracken oder auch die Hydrierung.
Für viele andere Prozesse gibt es durchaus Alternativen ohne Wasserstoff, dennoch ist volle Elektrifizierung leider weiterhin nicht überall möglich.


Kann man Wasserstoff für PKW oder Fahrzeuge generell verwenden?

Brennstoffzellen Fahrzeuge sind sehr beliebt im öffentlichen Diskurs in Deutschland.
Mit der Realität oder den Fakten, geschweige den weltweiten Verkaufszahlen hat das allerdings überhaupt nichts zu tun.

Global EV and FCV four-wheeler sales

Zu Beginn kann man klar sagen, dass der Markt für PKW diese Frage bereits deutlich beantwortet hat.
E-Autos (10.5 Millionen) verkaufen sich 750 Mal häufiger als Brennstoffzellen PKW (15.000) im Jahr 2022.

Schauen wir uns die ehemaligen Brennstoffzellen-Hochburgen Südkorea und Japan genauer an.

Südkorea

Vehicle registrations in South Korea, 2022-23 (not including two-wheelers)

In Südkorea sind die Zulassungen von 2022 auf 2023 um mehr als 50% gefallen.
Deckt sich mit dem BloombergNEF-Report.
Eher düsteres Bild mit den steigenden E-Auto-Zahlen für die Brennstoffzellenfans.

Japan

Monthly sales of zero-emission cars in Japan, 2021-23

Für Japan muss man die Visualisierung nicht groß kommentieren, oder?
Stellt einen Absturz von 2021 zu 2023 von 82,87% (!) dar.
Ausgerechnet in einer der Hochburgen der Technologie.
Verkaufszahlen der E-Autos steigen nicht so stark wie in anderen Märkten, keine Frage, nur auch da setzt sich eine Technologie durch.

Deutschland

Die Nummer 1 der alternativen Antriebe im Januar 2024

Fünf Stück. Fünf Toyota Mirai. Das sind alle Brennstoffzellenfahrzeuge, die im Januar 2024 zugelassen wurden nach Kraftfahrt-Bundesamt.
Gegen 22.474 vollelektrische Fahrzeuge im identischen Zeitraum.
Ja, das ist eine Monatsübersicht und keine Jahresübersicht.

Falls ihr euch alle Monate für Deutschland raussuchen wollt, dann schaut in der Übersicht vorbei und sucht nach “Die Nummer 1 der Segmente und die Nummer 1 der alternativen Antriebsarten im MONAT 20XX” für den Monat, der euch reizt.

Unter den Tabellen findet ihr eine Übersicht wie diese im Bild weiter oben für Januar 2024.

So sehr sich viele Menschen wünschen, dass Wasserstoff der heiße neue Antrieb für ihren Schlitten werden soll.
Der Markt hat längst entschieden.

E-Autos sind günstiger in der Produktion und im Verkauf, erreichen mittlerweile höhere Reichweiten als Brennstoffzellen-Fahrzeuge und können sehr zeitnahe praxistauglich schnell 400 KM in 10 Minuten Reichweite aufladen.
Dazu sind Ladesäulen deutlich kostengünstiger und flexibler aufzubauen (eine eigene Wasserstofftankstelle im Garten aufzubauen ist eher unpraktiabel gegenüber eine Wallbox) und haben sich in Deutschland mit 20.895 Schnellladepunkten auch bereits gut bewährt.

Also nein, weder die Ampel, noch die EU hat nicht allein entschieden, dass E-Autos besser als Brennstoffzellenfahrzeuge sind.
In Wahrheit ist das internationaler Konsens.


Was sind diese ganzen Farben bei Wasserstoff?

Farben des Wasserstoffs

Dieses Visualisierung des Instituts für Klimaschutz, Energie und Mobilität erklärt es sehr einfach, was diese ganzen abenteuerlichen Farben bedeuten soll für die Wasserstoffproduktion.

Bei Kernkraft gibt es neben Rot gerne Pink oder Violett als alternative Kennzeichnung, es ist recht neu und wird bisher nicht zur Produktion von Wasserstoff verwendet, daher können sich verschiedene Forschungsteams, Anbieter und auch Regierungen nicht entscheiden, welche Farben sie verwenden wollen.


Kapitel 10: E-Autos

Kapitel 10: E-Autos

Was ist denn mit der VDI-Studie?

Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI) hatte sich bereits im Jahr 2020 mit ihrer Studie Ökobilanz von Pkws mit verschiedenen Antriebssystemen sehr polarisierend in die Diskussion über E-Autos bzw. die Zukunft der PKW-Mobilität eingemischt.

Drei Jahre später gibt es eine Nachfolgestudie mit dem Namen VDI-Analyse der CO2-Emissionen von Pkw mit verschiedenen Antriebssystemen, die aktuell gerne zitiert wird.

Natürlich durften die entsprechenden Überschriften nicht fehlen:

Sind E-Autos doch nicht besser fürs Klima?
FR Überschrift: Verbrenner oder Elektroauto? VDI-Experte: Wir müssen weg von der Verbotspolitik.

Ärgerlicherweise tendieren Überschriften dieser Art diese Studien mit durchaus spannenden Erkenntnissen irreführend darzustellen.
Insbesondere falls man sich die Verbesserungen gegenüber der 2020 Studie genau anschaut.

Konkretes Beispiel findet sich allein in der Methodik, wieviel CO2 eine Gesamtbatterie haben soll:

(...) während die Gesamtbatterie inklusive Pack- age, Kühlsystem und Batteriemanagement mit 185 kg CO2äq/kWh oder 124 kg CO2äq/kWh berechnet wird
Visualisierung der CO2-Emissionen aufgeteilt in Sub-Systeme mit einem Wert von ca. 100 bis 105 CO2äq/kWh

Allein kann man sehen, dass selbst der VDI klar durchgibt, dass die Emissionen der Batterie-Herstellung von ca. 185 KG CO2äq/kWh auf ca. 100-105 KG CO2äq/kWh gefallen sind.

Dennoch ist diese Entwicklung ein Beleg der simplen Tatsache, dass die bisherigen Annahmen von Studien zu den Entwicklungen von E-Autos und deren Emissionen deutlich pessimistischer gerechnet werden als die Realität zeigt.

Automakers are switching battery chemistry to lower costs

Zusätzlich muss man kritisieren, dass die VDI-Studie überhaupt keine Rechnung mit LFP (oder auch LiFePo4 bzw. Lithium-Eisenphosphat-Akkus) aufstellt.
Konkret wäre das sinnvoll gewesen, da die NMC-721 Lithium Lösung grade im Jahr 2022 und 2023 immer weniger Marktanteil verfügt.
Erklärt sich durch die deutlich günstigere LFP-Lösung, die weder Kobalt, noch Nickel benötigt.
Zusätzlich sind LFP-Akkus durch die erhöhte Ladezyklen-Anzahl langlebiger und lohnen sich allein daher für Kunden, sofern die Energiedichte stimmt.

Auch in der Studie von 2020 gab es diese absurde Situation, dass dort NMC-111-Zellen als Maßstab recht zentral verwendet wurde.
In der Visualisierung ist der Marktanteil von NMC-111 so gering gewesen, dass Prozentzahlen gar nicht mehr in den Marktanteil reinpassen.

Wieso der VDI das konkret so handhabt, ist mir nicht klar.
Neben einer Erwähnung, dass weitere Batterietypen wie NCA und NMCA nicht modelliert werden sollen auf Seite 26 (bei der 2023 Studie), fällt dieser Aspekt völlig unter den Tisch.

Estimating the environmental impacts of global lithium-ion battery supply chain:

In der Wissenschaft findet man konkrete Angaben, dass die Produktion von LFP-Akkus zu deutlich geringeren Emissionen in der Batterie-Herstellung führt.
Logischerweise würde das zu einem niedrigeren CO2-Rucksack führen, dadurch benötigt man deutlich weniger KM, bis das E-Auto sauberer als ein Verbrenner fährt.

Ungünstigerweise geht es mit solchen bizarren Entscheidungen weiter:

Auch der VDI zeigt den Marginalstromansatz, nutzt diesen für ihr Fazit dennoch nicht.

Kurze Erklärung:

Beim Marginalstromansatz (oder Grenzstromansatz) ist gemeint, dass jeder zusätzliche Verbraucher (sei es E-Auto oder Wärmepumpe) automatisch mit Emissionen der Stromerzeugung aus Braunkohle oder Gas, da diese Kraftwerke mehr erzeugen müssen, um diese zu versorgen.

Grundsätzlich ist dieser Ansatz nachvollziehbar, leidet allerdings unter immensen Logiklücken.

Nummer 1: Falls man behauptet, dass jeder weitere Verbraucher in Deutschland automatisch mit Gas- und Kohlestrom betrieben wird, ignoriert man Tage oder Wochen wie diese:

Öffentliche Nettostromerzeugung in Deutschland in Woche 4 2024

Insbesondere mit den kommenden Zubau von Windkraft und PV-Anlagen wird es immer mehr Tage oder gar Wochen geben, an denen man solche Bilder sieht.
Es gibt eine übermäßige Erzeugung an Strom, welche man entweder für sehr günstige Preise ins Ausland verscherbelt oder lieber im eigenen E-Auto oder der eigenen Wärmepumpe sehr günstig verwertet, siehe bei dieser Antwort.
Selbstverständlich wäre es deutlich besser, falls der Stromausbau so schnell vorankommen könnte wie das Bau der LNG-Terminals während der Energiekrise.

2. Erwartete und erteilte Genehmigungen Leitungskilometer - kumulierte Gesamtwerte je Monat (Stand 15.03.2024)

Nur da geht es mittlerweile (Stand 15.03.2024) deutlich besser voran als die Bundesnetzagentur ursprünglich erwartet hatte.
Dynamische Stromtarife werden die kommenden Jahre in ganz Europa immer relevanter werden, daher wäre es absurd zu denken, dass jeder Verbraucher automatisch mit Kohle- oder Gasstrom angetrieben werden muss.

Nummer 2: Ignorieren wir jetzt den Zubau der eneuerbaren Energien?
2023 gab es eine Mehrerzeugung von 17,3 TWh aus Windkraft.
Wie bereits ausgerechnet wurde benötigen E-Autos z. B. in der Realität gar nicht so viel Strom, wie Leute behaupten möchten, sondern 36 TWh bis 2030 für 15 Millionen E-Autos.
Selbst mit Wärmepumpenbedarf und höheren Strombedarf für Wasserstoff ist das absolut stemmbar in Deutschland.

Nummer 3: Deutschlands öffentlicher Strombedarf ist die letzten Jahre gesunken.
Einerseits durch die durchaus teuren Strompreise der Energiekrise, andererseits durch Effizienzverbesserungen. Dazu zusätzlich noch durch solche Projekte.

Die Siegfried Jacob Metallwerke recyceln Metalle wie Kupfer, Bronze, Aluminium, Zink oder Messing. Der energieintensive Betrieb baut derzeit aber auch die größte Dachanlage für Photovoltaik in NRW mit fast 22.000 Solarmodulen

Zusätzlich bauen auch immer mehr Firmen gigantische Dachanlagen oder Freiflächenanlagen, um ihren eigenen Strombedarf teilweise oder im Falle der Siegfried Jacob Metallwerke nahezu den gesamten Strombedarf zu decken.

Daher würde ich vehement davon abraten, den Marginalstromansatz zu folgen.
Mag in einem theoretischen Luftschloss gut klingen, in der Praxis führt es Menschen eher in die Irre.

Abschließend würde ich den Punkt mit der VDI-Studie selbst untermauern:

THG-Emissionen der elektrischen Energie nach Marginalansatz und Mittelwertansatz gemäß Szenario KNDE45 und Energiebedarf nach WLTP im Vergleich zu Elektrizität aus Braunkohle, Erdgas und Solarenergie gemäß mit der Wirkungsabschätzungsmethode ReCiPe 2016 Midpoint (H) berechneten ecoinvent-Datensätzen

Solar bei 96 gCO2äq/kWh bis Braunkohle bei 1160 gCO2äq/kWh sorgt für so eine absurde Varianz, dass man deshalb häufig in Studien mit dem Strommix der entsprechenden Nation arbeitet.

2023: Record falls in EU coal and gas electricity generation push power sector emissions down 19%

Falls man mit einer nationalen Perspektive nicht zufrieden ist, eignet sich eine europäische Perspektive.
Wichtig zu beachten: Deutschland ist Teil des europäischen Verbundnetzes (ENTSO-E).
Deutschland kann durch Importe die eigene Bilanz natürlich verbessern, sofern Europas (ENTSO-E betrifft nicht nur EU-Staaten zur Erinnerung.) Strommix sauberer wird.

Mit dem European Electricity Review 2024 sieht man deutlich, dass Europa eindeutig sauberer wird.
Kohle- und Gaskraft wird an Relevanz in Europa verlieren, da Strom aus PV und Wind einfach deutlich günstiger ist.
Dies passt auch zu den weltweiten Zubauzahlen an Stromerzeugungskapazitäten, die zu über 3/4 aus regenerative Energien bestehen.

Durch das Medienfeedback hatte sich auch der Vorsitzende der VDI-Gesellschaft Fahrzeug- und Verkehrstechnik Joachim Damasky geäußert.

Damasky räumt freimütig ein, dass die Studie nur eine Momentaufnahme abbilde – gestützt auf Daten von 2021. Es könne gut sein, »dass ein heute produziertes Fahrzeug schon etwas besser dasteht«.

Selbst der Vorsitzende formuliert das recht nachvollziehbar, wieso diese Studie aus meiner Sicht eher sinnlos für die aktuelle Diskussion ist.
Mit einer Datengrundlage aus 2021, während wir bereits mehrere Studien der letzten 12 Monate haben, die eine noch bessere Bilanz haben.

Wie auch schon die JOANNEUM RESEARCH Forschungsgesellschaft festgestellt hat und auch der VDI im Vergleich zu 2020 eindeutig zeigt.
E-Autos sind von den Emissionen besser als Verbrenner und die Abstände zum Verbrenner werden jedes Jahr größer.
LFP-Akkus zeigen bereits, dass man immens viel einsparen kann und über Natrium-Ion-Akkus, die nochmal eine weit bessere Ökö-Bilanz haben werden, reden wir noch gar nicht.
Dass Natrium in der Studie keine Rolle spielt, ist aus meiner Sicht nicht verwerflich.
Auch wenn in China bereits die ersten Natrium-Ion-Akkus in E-Autos verbaut werden, sind das immer noch die ersten Fahrzeuge der Art.

Bis diese sich in Serie (mit brauchbaren Energiedichten!) zeigen brauchen wir noch einige Jahre.

Es ist eine Frage der Zeit, bis gar kein Weg mehr am E-Auto vorbeiführt.
Jedenfalls für individuelle Mobilität.


Wieviel Strom benötigt Deutschland für 100% E-Autos?

Eine oft gestellte Frage zur Zukunft der Mobilität ist der Strombedarf.
Wieviel Strom braucht Deutschland, wenn plötzlich alle Verbrenner Autos durch E-Autos ausgetauscht werden?

Um diese Frage zu beantworten brauchen wir die Anzahl der zugelassenen Autos in Deutschland, die durchschnittliche Jahresfahrleistung der Autos und selbstverständlich eine Annahme, wieviele kWh Strom pro 100 KM notwendig sind.

Fangen wir mit der durchschnittlichen Jahresfahrleistung an:

Jahresfahrleistung 2003-2022

Nach der Deutsche Automobil Treuhand GmbH (DAT) beträgt die durchschnittliche Fahrleistung im Jahr 2022 12.670 KM, deutlich niedriger als noch vor 20 Jahren.

Als zweiter Schritt die Anzahl der PKW in Deutschland:

Bestand an Kraftfahrzeugen und Kraftfahrzeuganhängern am 1. Januar 2023 nach Bundesländern und Fahrzeugklassen absolut

Bei dieser Frage eignet sich das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) als deutsche Bundesbehörde, da das zentrale Fahrzeugregister (ZFZR) offizielle Daten über die Menge an Fahrzeuge führt.

Daraus können wir ziehen, dass es 48.763.036 zugelassene PKW in Deutschland gibt.

Final benötigen wir einen Wert, wieviel kWh pro 100 KM verbraucht werden.

Aktuelle Elektroautos im ADAC Test bezüglich Verbrauch

Problematischerweise ist dieser Faktor sehr schwierig vernünftig zu berechnen und braucht Schätzungen.
Das Fahrverhalten, ob man auf dem Land, in der Stadt oder häufig auf der Autobahn fährt, hat massive Auswirkungen auf den Verbrauch.

Um es einfacher zu halten, nehme ich 17,5 kWh/100 KM (da neben ADAC die Schätzungen von 15-20 kWh schwanken) an.

Wenn wir diese Faktoren zusammenrechnen, ergibt sich ein Wert von 108.119.841.571 kWh oder deutlich handlicher 108,11 TWh.

Es ist wichtig zu beachten, dass dieser Wert nur dann der Strombedarf wäre, falls alle aktuellen zugelassenen PKW sofort durch E-Autos ersetzt würden und sich bezüglich Verbrauch oder ggf. Zubau durch ÖPNV nichts mehr ändern würde.
Diese Annahme wäre maximal populistisch und höchstens für eine Bundestagsrede der CDU und AfD geeignet, damit Leute wieder Angst vor fiktiven Szenarien (ggf. die Sorge vor unmöglichen Strombedarf mit regenerativen Energien) bekommen.

Bestand Batterieelektrische Pkw bis 2030

Als Ziel wurde von der Bundesregierung bis 2030 mindestens 15 Millionen vollelektrische PKW angesetzt, was ich für nicht realistisch halte.
Nur um einen zeitlichen Kontext zu erhalten, wieviel Mehrstrombedarf es wirklich wäre.
Konkret reden wir effektiv von einem Mehrbedarf von unter 36 TWh in sieben Jahren.
Deutschland hatte allein 2023 eine Mehrerzeugung aus Windkraft von 17,3 TWh. Zusätzlich erhöhen sich die Ausbaupfade jedes Jahr.
Kein unlösbares Problem, selbst falls wir zusätzlich 100% Wärme aus Wärmepumpen noch annehmen würden, was ebenfalls ein realitätsfernes Szenario ist. (Man denke an den Teil an Nah- wie Fernwärmenetzen in Deutschland.)

Außerdem muss man klarstellen, E-Autos werden effizienter.
Für Hersteller ist das selbstredend mehr als erstrebenswert, wenn sie aus einem E-Auto-Akku mehr Reichweite rausholen können. Denn das bedeutet zwangsläufig entweder, dass die Hersteller kleinere Akkus für weniger Kosten einbauen können oder mit der identischen Akkugröße mehr Reichweite anbieten können.

Beides Faktoren, die für Kunden wie Hersteller enorm wichtig sind.

Dazu passen die Ankündigungen der letzten Internationale Automobil-Ausstellung (IAA), die z. B. beim neuen Tesla Model 3 in der Basisversion nur 13,2 kWh/100 km erwarten. Oder auch Mercedes mit ihrer großspurigen Ankündigung, dass ihr neues Konzeptfahrzeug einem Stromverbrauch der 12 kWh/100 KM nahekommt.

Zur Erinnerung: Wie weiter oben beim ADAC-Ökötest schon gezeigt, gibt es immer gewisse Abweichungen von den Reichweitenwerten (WTLP) oder Verbrauchszahlen. Quellenkritik und Skepsis ist bei sowas immer wichtig, also Praxistests abwarten.
Dennoch geht es mir um das Prinzip, dass die 108,11 TWh als Schätzung für 100% elektrische PKW in der Praxis viel zu hoch sein wird.
Glücklicherweise bleibt die Entwicklung und Forschung nicht stehen und der Trend zu effizienten und endlich bezahlbaren elektrischen Fahrzeugen geht weiter.

Neben dieser Tatsache sollte man immer bedenken, dass auch nicht wenige E-Auto-Fahrer in Zukunft über die eigene PV-Anlage auf dem Dach als Beispiel imstande sein werden, einen nicht kleinen Teil dieser Fahrleistung selbst zu erzeugen.
Beispielsweise in Australien haben bereits über 3 Millionen Haushalte (von ca. 9,275 Millionen) PV auf dem Dach.
Bei den aggressiven PV-Zubauzahlen wird sich das die kommenden Jahre in Deutschland in diese Richtung begeben und am Ende bleibt von diesen über 100 TWh Mehrbedarf in der Praxis vermutlich nicht einmal die Hälfte übrig.

Eindeutig ein hoffnungsvoller und machbarer Ausblick für unsere Zukunft.


Sind die CO2-Emissionen von E-Autos besser als vom Verbrenner?

Elektroauto wird immer besser
Übersicht der Emissionen

Ja. Die Realität ist, selbst mit dem aktuellen Strommix in Deutschland ist ein E-Auto auf die eigene Lebenszeit betrachtet um Welten “sauberer” als ein Verbrennerauto.
Das beinhaltet selbstverständlich auch die gesamte Produktionskette.
Der ADAC-Artikel ist von Dezember 2022.
Hans Werner Sinn nutzt gerne die 2019er Daten der Life-Cycle-Analyse der Joanneum Research Forschunggesellschaft, um zu behaupten, man müsse 219.000 km
fahren, um mit dem Diesel mitzuhalten.
Dieselbe Quelle drei Jahre später zeigt, es sind nur noch ca. 45000 bis 60000 KM.

Treibhausgase und Batterieproduktion – der „Rucksack“

Mit kommenden Batteriefabriken von Northvolt sind noch weit niedrigere CO2-Rucksäcke zu erwarten.

Oktober 2023 Norwegen Zulassungszahlen

Es hat einen Grund, warum ein Land wie Norwegen im Oktober 2023 bei 84,2% rein elektrisch und 91,3% rein elektrisch + Hybrid angekommen ist.

Zusammengefasst, diese Frage ist im Jahr 2023 eindeutig geklärt und mit jedem kommenden Jahr wird die Dominanz des E-Autos nur deutlicher.

Zur Erklärung, das zweite von rechts soll den aktuellen Strommix in Deutschland darstellen (eher Richtung 2019 laut der Methode und dieser Quelle) und das Konzept ganz rechts soll effektiv eine zu 100% verfügbaren regeneratives Konzept darstellen.

Dann gibt es zusätzlich 2020 noch vom Fraunhofer Institut eine Übersicht über den “Break-Even” Punkt (also ab wann ein E-Auto weniger CO2 emittiert als ein Verbrenner) von diversen Typen an E-Autos.

Break-Even

Wie man dort lesen kann, ist das extrem abhängig von der Größe des Akkus und welche Art von Auto man wählt.
Ich muss klar betonen, dieser Break-Even Punkt ist nicht eindeutig zu bestimmen. Es hängt von zuvielen Variablen ab, dass diese Frage recht sinnfrei ist.
Kein Mensch fährt 5 Jahre mit einem E-Auto identisch, lädt immer an der identischen Ladesäule auf und wird einen identischen Strommix über diese Jahre haben.
(Dazu zukünftig die Frage nach LFP und auch Natrium-Ion Akkus, die seit 2023 immer mehr Relevanz gewinnen.)

Das ist ebenfalls sehr einfach plausibel zu erklären.
Beim Benzin/Diesel sind die Emissionen kaum zu verringern. Es wird verbrannt und das hat sich dann erledigt.
Bei E-Autos gibt es deutlich mehr Möglichkeiten.
Du kannst die Emissionen deutlich senken, indem du:

  • bei öffentlichen Ladesäulen lädst, die idealerweise mit eigenen Solarparks versorgt werden.
  • eine Ladesäule bei dir zuhause oder bei der Arbeit nutzt, da das Aufladen eines Privat- wie auch Firmenwagen steuerfrei behandelt wird, sofern das zusätzlich zum Lohn ermöglicht wird.
  • neben dem Einkaufen deinen Wagen bei einer Ladesäule stehen lässt z. B. bei Rewe, Lidl, oder Globus.
    Über die nächsten Jahre, da ja u. A. bis 2030 bis zu 80% des Stromes aus regenerativen Energien kommen soll, wird sich die Visualisierung immer mehr an die Emissionen ganz rechts angleichen.
    Zusammengefasst: selbst, falls man nichts nutzen kann, was mit regenerativen Energien betrieben wird, sind die Emissionen auf die Lebenszeit gerechnet deutlich niedriger als bei jedem Verbrenner.

Zur Stützung der These findet man weitere Details:

Wie es z. B. auf EU-Ebene aussieht:

EU-Übersicht der Emissionen

Wie es im Falle der USA aussieht:

US-Emissionen Angaben

In den USA braucht man grade mal 27k KM, damit die Emissionen durch das Produzieren der/des Batterie/Akkus ausgeglichen wird.
Allerdings auch, wie schon in DE, ein Durchschnittswert, der von zuvielen Faktoren abhängig ist, um es als ernsthaften Faktor zu nutzen.


Ist der Lithium-Abbau nicht problematisch?

Im Diskurs findet sich häufig der schädliche Abbau von Lithium in Chile. Das ist auch korrekt. Die Auswirkungen auf die Umwelt durch den Lithiumabbau ist durchaus etwas, worüber man mehr sprechen sollte und auf Alternativen zurückgreifen sollte.
Glücklicherweise sieht es so auf dem Markt aus:

Visualizing the World’s Largest Lithium Producers in 2022

Wie man in dieser Visualisierung von Visual Capitalist sehen kann, ist Chile selbstverständlich kein kleiner Produzent.
Nur die Realität ist, dass Australien mit Abstand das meiste Lithium weltweit fördert und der Abbau sieht dort eher wie der klassische Tagebau aus.

Ein Lithiumtagebau in West Australien

Klar, auch dieser Tagebau sieht nicht schön aus. Ist allerdings kein Stück anders als die Abbaustellen auf der Welt, aus denen wir andere Rohstoffe für Gegenstände unseres Alltages gewinnen und trotzdem nicht so schädlich wie die in Chile. Macht es nicht schön, dennoch müssen wir in Diskussionen bei der Realität bleiben.

Dazu ist der Vorteil des Lithiums in E-Autos und allgemein in Akkus, dass dieser in eine Kreislaufwirtschaft übergehen kann und ein nicht kleiner Teil des Lithiums aus Recyclinganlagen, die bereits im gigantischen Ausmaß gebaut werden.

Schaut euch mal dieses Bild an.

Second Life und Recyclingeinrichtungen für Akkus

Im Gegensatz zum Verbrenner kann man nahezu alles von E-Autos recyclen. Das wird aktuell aufgebaut im großen Stil.
Daher würde ich argumentieren, ja, der Lithiumabbau ist problematisch, nur … sind Verbrenner weiterhin schlimmer.
Nach effektiv jedem Maßstab, da kannst du eben kaum was recyclen, wenn es bereits verbrannt wurde.


Was ist mit Kobalt?

Kobalt Abbau ist nicht gut. Daran kann und sollte man nichts schönreden.

Verwendung von Kobalt nach Anwendungen im Jahr 2014

Dennoch muss man sehr deutlich klarstellen, dass es immer faszinierend ist, wenn die Kobaltproduktion in den Fokus gerät bei E-Autos, allerdings bei den anderen Verwendungen ignoriert wird.
Ist immer wieder spannend.

Der Vorteil ist, es muss nicht durchgehend so sein:

Punkt 1

Cobalt reserves as of 2019

Wie man sieht, gibt es auch außerhalb der Demokratischen Republik des Kongos große Reserven an Kobalt.
z. B. in Australien, wie auch bei Lithium, was durchaus immense Reserven und Möglichkeiten haben soll u. A. im Outback bei Mount Isa.

Das zeigt sich allerdings nicht bei der Produktion.

Share of top three producing countries in total production for selected minerals and fossil fuels, 2019

Bisher wird die absolute Mehrheit des Kobalts in der DR Kongo gefördert. Russland, Australien und Kanada produzieren ebenfalls homöopathische Mengen, nur die Abhängigkeit ist sehr deutlich.
Das kann sich selbstverständlich ändern, da der Bedarf an Kobalt stark ansteigen wird, nur bisher ist es unklar.

Punkt 2

Alternativen zur Lithium-Ion Akku (oder meist detailliert der NMC-Akku -> Nickel-Mangan-Cobalt) kommen.
Sie sind bereits da und einsatzfähig.
Das hat viele Gründe, warum diese immer mehr Marktanteil nehmen werden.

Relative Kosten von Akkusystemen mit Referenz zu Lithium-Ion mit NMC-811

Wie man deutlich sehen kann, gibt es mit LiFePO4 oder auch umgangssprachlich LFP und Natrium-Ion Akkus massiv günstigere Alternativen auf dem Markt.

Bei beiden Alternativen ist das Brandrisiko deutlich niedriger aufgrund der Batteriechemie. Das heißt natürlich nicht, dass es unmöglich ist, nur ist es dennoch ein großes Plus.

Abspielen: Können Lithium Eisenphosphat Akkus brennen? Test: Li-Ionen Vs Li-Poly Vs LiFePO4-Batterie WANROY
Können Lithium Eisenphosphat Akkus brennen? Test: Li-Ionen Vs Li-Poly Vs LiFePO4-Batterie

Das Video greift einige Akkutypen auf und zeigt den Vergleich von Lithium Ion zu Lithium Eisenphosphat. Natrium Akkus sind natürlich noch nicht ansatzweise so stark verbreitet wie LFP, daher gibt es noch weniger Videomaterial.
Basierend an der Batteriechemie ist bei Natrium allerdings ebenfalls das Risiko absurd niedrig.

Bei der entsprechenden Frage dazu gehe ich noch genauer darauf ein, nur grade Natrium Ion Akkus, die mittlerweile bereits in Prototypen vorkommen und 2023 von einerseits CATL + BYD in Masse produziert werden soll.

Marktanteil E-Auto Akkutypen in China

Im größten E-Auto Markt China sieht man bereits den besagten Trend der Entwicklung von Kobalt weg. Die Alternativen wie LFP übernehmen immer mehr Marktanteil und sind bereits bei fast 50%, wie BloombergNEF berichtet.

Die Zukunft sieht brillant aus und zwar ohne Kobalt.


Es können gar nicht genug E-Autos produziert werden!

Batterieproduktion in Europa bis 2025

Fangen wir erstmal mit den grundsätzlichen Kapazitäten an.
Auf der Karte sehen wir erstmal die Menge an Akkus, die in den kommenden Jahren produziert werden sollen, in den kommenden Jahren.
Da ist immens viel in der Pipeline.
Die 460 GWh ab 2025 kann man sich ausrechnen, dass damit ca. 8 Millionen E-Autos möglich sind. Nur in Europa Ab 2030 rechnet man mit 730 GWh Möglichkeiten.

Bestand E-Autos in Deutschland

Das Ziel bis 2030 in Deutschland beträgt 15 Mio E-Autos im Bestand.
Mit Hinweis auf die Kapazitäten in Europa sieht man, dass es absolut machbar ist, selbst mit exklusiv europäische Produktion. (auch wenn das selbstverständlich nicht nur durch die eigene Produktion ablaufen wird, Chinesische und US-Firmen bleiben ja auch nicht still stehen und exportieren immer mehr Fahrzeuge)


Was passiert mit den alten Batterien?

Sobald ein E-Auto Akku seine angegebenen Ladezyklen abgegeben hat, verfügt besagter Akku gerne noch über ca. 80% der Kapazität.
Das bedeutet natürlich, dass für die weitere Verwendung der Akkus verschiedene Möglichkeiten bestehen.
Eine dieser Optionen nennt sich Second Life, also ein zweites Leben und genau das passiert auch in der Realität wie z. B.

Zweites Leben für E-Auto-Batterien 1
Zweites Leben für E-Auto-Batterien 2
Zweites Leben für E-Auto-Batterien 3

Man sieht bei den Beispielen sehr deutlich, dass man mit E-Auto Akkus durchaus einiges anstellen kann.
Selbstverständlich ist es weit wirtschaftlicher, ohnehin gebrauchte Akkus für Energiespeicher zu verwerten bei dem aktuellen Bedarf.
Das wird sich beim kommenden Speicherbedarf neben Power to Gas (Überschüssige Energie in Wasserstoff z. B. umwandeln) positiv darstellen.
Auch das ist ein Vorteil eines E-Autos. Die Sektorkopplung und die Verwendung in der Kreiswirtschaft. Das können Verbrenner nicht, auch nicht mit eFuels.

Die andere Option ist das sehr bekannte Recycling.
Bizarrerweise findet sich im allgemeinen Diskurs immer noch der Eindruck, man könne E-Auto Akkus kaum bis gar nicht recyclen.
Das könnte kaum weiter von der Wahrheit entfernt sein.

Mercedes-Benz etabliert nachhaltiges Batterierecycling
Grundstein für nachhaltige Batterie-Recyclingfabrik gelegt

Wir reden also nicht von Startups, die möglicherweise mit magischen Versprechen Investorgelder ziehen wollen.
Sondern von großen Automobilunternehmen, die bereits selbst konkrete Bauprojekte laufen haben für genau diesen Zweck.

Natürlich ist Mercedes nur ein Beispiel, deshalb eine kleine Übersicht über die Projekte für Second Life + Recycling in Europa

Recycling von Batterien

Wir reden, wie im Bild gezeigt, von dutzenden Firmen, die entweder massive Recyclingprojekte oder Second-Life Projekte anstreben in den nächsten Jahren.

Die Sorge, was mit den alten Batterien passiert, ist in meinen Augen unbegründet. Gehört zu den durchdachtesten Themenkomplexen der Energiewende.


Wasserstoff-PKW sind die Zukunft. Wer braucht schon E-Autos?!

Brennstoffzellenautos gehören ebenfalls zur Klasse der E-Autos, nur werden Wasserstoffverbrenner oder Brennstoffzellenfahrzeuge gerne als Alternative benannt zum klassischen akkubetriebenen E-Auto.
Da gibt es ein vernichtendes Fazit:

Verkaufszahlen Wasserstoff PKW vs. E-Autos. Unter 1% der E-Auto Sales gehen an Wasserstoff PKW.

Falls man eine Lupe braucht, um die weltweiten Verkaufszahlen von Brennstoffzellen bzw. Wasserstoffverbrennern wahrzunehmen, kann man final sagen, dass der Markt sich längst entschieden hat.
E-Autos sind günstiger, weniger komplex und auch die Infrastruktur für diese Mobilitätsform ist günstiger aufzubauen als für Brennstoffzellen.
Auch 2023 ändert sich dieser Trend nicht. Der Abstand wird nur immer größer.

Artikel von Hydrogen Insight darüber, dass die einzige Wasserstofftankstelle in Dänemark wegen fehlender Wirtschaftlichkeit eingestellt wurde.

Es gibt kaum noch Argumente für Brennstoffzellen-PKW.

Bei der Frage der Reichweite haben Brennstoffzellenfahrzeuge ihren Vorteil bereits verloren.
Mit kommenden Akkus ab 2024 verlieren Wasserstofffahrzeuge ihre letzten Vorzüge, da Ladegeschwindigkeiten von 400 KM in 10 Minuten für akkubetriebene E-Autos praktikabel werden.

The 900V ultra-fast charging and swapping platform allows fast recharging after a 3-minute battery swap or extending the range by 255km with a 5-minute charge.

Bei solchen Herstellerangaben sollte man selbstredend vorsichtig sein, dennoch ist die Ansage ”255 KM in fünf Minuten aufladen” eine gewaltige Kampfansage, sofern das auch in kostengünstigere E-Autos vorhanden sein wird in kurzer Zeit.

Basierend an diesen Beispielen wird selbst der klassische Verbrenner kaum noch einen zeitlichen Vorsprung gegenüber einem E-Auto haben.

In Bezug auf den Preis haben E-Autos gegenüber der Wasserstoffvariante bereits die Nase vorn.
Der Toyota Mirai kostet in seiner Basisausstattung über 65.000 Euro, was darauf hindeutet,
dass diese Form der Mobilität einfach keine Massentauglichkeit entwickeln wird.

Wie dieses Kapitel zeigt, gibt es dennoch viel Grund für Optimismus.
Das Jahr 2024 wird ein phänomenales Jahr für E-Auto-Enthusiasten und Skeptiker.


Kapitel 11: Die E-Fuel Debatte

Die E-Fuel Debatte

Was zum Geier sind E-Fuels überhaupt?

E-Fuels-Pilotanlage in Chile

eFuels sind grundsätzlich synthetische Kraftstoffe.
Es gibt verschiedene Verfahren und verschiedene Arten von eFuels, nur grundlegend bestehen eFuels/synthetische Kraftstoffe in diesem Kontext aus grünem Wasserstoff, welcher aus regenerativen Energien hergestellt wurde und CO2, welches vorher durch Carbon Capture Utilization gesammelt wurde.
Damit werden die chemischen Moleküle, die man im Benzin/Diesel findet, simpel gesagt, nachgebaut.
Das kann z. B. über die Fischer-Tropsch-Synthese oder das Methanol-to-Gasoline (MTG) Verfahren geregelt werden.

Diese Verfahren sind allesamt sehr energieintensiv und noch selten, da es bisher überwiegend nur kleinere Anlagen oder Pilotprojekte gibt, wie die Anlage in Chile vom Bild am Anfang dieser Frage.

Anbieter wie Sunfire bewerben eFuels eher als Lösung für den globalen Schiff- und Luftverkehr, weniger für das PKW oder LKW.

Wissings Käse zu eFuels

eFuels kamen ins Gespräch, da sich Bundesverkehrsminister Wissing in der EU einsetzen wollte, dass man nach 2035 noch mit eFuel betreibbare Autos kaufen kann, während die EU nur Zero-Emission-Vehicles im Verkauf sehen wollte.
Das beinhaltet Brennstoffzellen-Autos oder eAutos.

Die EU ist mit diesem Schritt auch nicht allein, viele Regionen und Länder haben Pläne dieser Richtung für den Leicht- und Schwerverkehr.

Global zero-emission vehicle mandates

Die Übersicht zeigt, dass weder Deutschland noch die EU alleine mit dem Schritt ist.

Wissings Plan wirkt auch sinnfrei, wenn man bedenkt, dass bis 2035 ohnehin nahezu alle Automobilhersteller gar keine Verbrenner mehr verkaufen wollen und daher überhaupt kein Bedarf für eFuel vorhanden wäre im Neuwagensektor.

Geschweige denn, dass es auch nur ansatzweise genug Angebot geben würde, da alle weltweit GEPLANTEN E-Fuel-Projekte nur 10% des DEUTSCHEN Bedarfs decken könnten.
Da geht es übrigens nicht einmal um den Bereich der PKW, sondern um Flug- und Schiffverkehr mit zusätzlich Nutzung der Chemie.


Warum sind E-Fuels überhaupt wichtig für den Verkehr?

Verkehrsbedingte Emissionen in der EU 2019 - bewusst vor Corona
Anteil des Verkehrs an den Treibhausgasemissionen in Deutschland

Wie man sehen kann, sind die Emissionen im Verkehr absolut gesehen konstant, während die Gesamtemissionen sinken (u. A. durch den Energiesektor).
eFuels ist ein Thema im Diskurs einiger Menschen, da man diese einfach in bestehender Infrastruktur verwenden könnte und auch bereits vorhandene Fahrzeuge (rechnerisch) weniger CO2-Emissionen ausstoßen würden.
Dazu gab es vom ADAC eine Untersuchung.
Ironischerweise gab es beim Test bei einigen der Fahrzeuge erhöhte Stickoxidwerte, dafür allerdings niedrigere CO2-Emissionen. Also haben eFuels selbst von der Bilanz her einige Schwierigkeiten, die man kaum ignorieren sollte.

Treibhausgasemissionen entlang der gesamten Kette

Auch bei einer Analyse der Emissionen der gesamten Kette nach Antriebsart vom T+E Deutschland gibt es ein recht erschlagendes Ergebnis ab 2030.
Mir ist unklar, wie man bei der erschlagenden Menge an Tatsachen sich noch für eFuels einsetzen kann.

Auch beim Suchen nach Studien für die Perspektive für eFuels findet man wenig.
Es gab eine Metastudie zum Thema Wasserstoff als Alternative zum Heizen oder auch für Mobilität.
Da liest man recht deutlich in den Details, dass eFuels sinnvoller seien als Brennstoffzellen-Fahrzeuge, nur eben E-Autos (in der Studie BEV) durch den einfacheren Aufbau und geringere Kosten die bessere Wahl sein dürfte.

Daher sind eFuels aus wirtschaftlicher, wie auch umwelttechnischer Sicht eher wenig ansprechend.


Wieviel Energie benötigt man für E-Fuels?

Wie weit kommen Autos mit verschiedenen Antriebsformen?

Auch wenn das Referenzwindrad mit 3 Megawatt Leistung gering angesetzt ist, man rechnet heute eher mit 6-7,2 MWp, gibt es die Verhältnisse akkurat wieder.
Zusammengefasst, man braucht mehr als fünf Mal die Menge an Strom, um die gleiche Menge an Autos mit eFuels anzutreiben im direkten Vergleich zu eAutos.
Da ergibt es herzlich wenig Sinn, bei diesen Verhältnissen auf eFuels zu setzen.

Es ist richtig, davon auszugehen, dass durch mehr Forschung weniger Strom benötigt wird und sogar noch höhere Energiedichten erzielt werden, allerdings bleibt die Forschung bei eAutos auch nicht stehen.

German Efficiency

Man sieht in einem Artikel von 2022, dass neue E-Autos bzw. Prototypen immer weniger Strom pro 100 KM brauchen.
Wie man sich vorstellen kann, kann das zeitgleich bei gleicher Akkugröße die Reichweite erhöhen und sogar die Ladegeschwindigkeit verbessern.

Abseits davon kann man noch ein weiteres einfaches Argument anbringen, weshalb eFuels bei PKW ein Irrweg ist.
Die Motorentechnik an sich.

Verbrenner Motor vs. E-Auto Motor

Es wird häufig davon gesprochen, dass ein E-Auto deutlich weniger Bauteile benötigt als ein Verbrennerfahrzeug, wenn man sich auf die Motoren der beiden Fahrzeugklassen konzentriert.
Das ist korrekt, wie beim Anklicken des Bildes klar gemacht wird. 100 Verbrenner Bauteile fallen weg und nur 41 neue Bauteile findet man für das E-Auto.
Beim Verbrennerfahrzeug ist man seit Jahrzehnten am Forschen und kann keinerlei nennenswerte große Sprünge mehr erzielen, während das E-Auto jetzt schon einen weit besseren Wirkungsgrad hat, obgleich man noch weit am Anfang der Entwicklung steht.
Sei es Entwicklungen wie die 800 Volt Ladetechnik, die auch Einfluss auf Gewicht der Komponenten und offensichtlich Bordspannung haben oder auch einfach neue Motorendesigns wie zum Beispiel ein potentiell neuer E-Motor von ZF oder Mahle.
Es gibt noch viel zu tüfteln in der Welt der E-Autos. eFuels werden durchaus Fortschritte bei Energiedichte und Wirkungsgraden erzielen. Für den Flug- und Schiffverkehr.
Bei PKW und LKW haben sie keinen Platz.


Können wir nicht einfach das ganze E-Fuel in anderen Ländern mit viel Sonne und Wind produzieren?

Solar
Wind

Hier seht ihr die Potentialkarte für Wind- und Solarenergie.
Man erkennt deutlich, dass es einige Gebiete auf der Erde gibt, in denen man mit der gleichen Fläche weit mehr Strom erzeugen kann.

Dennoch muss man mehrere Punkte benennen.
Man sieht bereits in der ersten Frage, dass die weltweiten geplanten Projekte nicht mal ansatzweise den Bedarf Deutschlands in wenigen Sektoren decken können.

Die Industrie scheint daran wenig interessiert zu sein.
Denn die wenigen Projekte, die bereits existieren, sind eher überschaubar.
Automobilhersteller setzen großteils eher auf E-Autos, nicht auf Brennstoffzellen-Fahrzeuge oder eFuels.
Anbieter, welche eFuels produzieren, wie Sunfire, setzen ebenfalls auf den 100% validen Bedarf im Flugverkehr oder in der Schifffahrt.

Das sind die Sektoren, in denen eFuels absolut eine Daseinsberechtigung haben.
Nicht im PKW/LKW-Sektor.

Das Haru Oni Projekt zeigt auch die Limitationen und deutlichen Probleme von E-Fuels.

Kosten von 50 Euro pro Liter sind nicht sonderlich ansprechend.
Wie im Artikel natürlich gelistet wurde, sollen die Preise in der Zukunft auf 1 Euro pro Liter fallen, was immer noch doppelt so teuer wie üblicher Benzin und Diesel ohne Abgaben/Steuern/Gewinnmargen ist.

Am Ende bleibt diese eine Sache das K.O. Kriterium.
Die Physik.

Selbst falls es günstiger werden sollte durch massive Forschung.

Wirkungsgrad verschiedener Fahrzeuge. Alle Prozentzahlen hier einzuführen wäre ... absurd. Bitte beim Quelllink TTS anschalten geht schneller

Der Wirkungsgrad Vorteil von E-Autos (77%) gegenüber eFuels (20% oder 16%) ist physikalisch nicht einholbar.
Wir reden nicht über fehlende Forschungsbereitschaft. Der Diesel-Kreisprozess oder Otto-Kreisprozess (für Benzin) hat ein theoretisches Maximum von ca. 50-60%.
Über Jahrzehnte wurde der reale Wirkungsgrad vom Tank auf die Straße nicht nennenswert gesteigert und selbst in der Theorie kann er die Wirkungsgrade beim E-Auto einfach nicht einholen.
Wir Menschen müssen uns an Naturgesetze halten, so unschön das auch sein mag.
Direkte Verwertung des Stroms im Vergleich zu vielen Zwischenschritten und den grundsätzlich recht ineffizienten Verbrennermotoren, bei denen mehr Energie durch Abwärme verloren geht als am Ende für den Transport verwendet wird.

Selbstverständlich spreche ich mich nicht gegen Forschung an eFuels und auch nicht gegen den Verkauf aus, das wäre absurd.
Denn wie in diesem Kapitel mehrmals erwähnt, eFuels haben ihren Platz im Schiff- oder Flugverkehr.
Nur sollte man realistisch an die Sachen rangehen und bei diesen Tatsachen einsehen, dass das Hirngespinste einzelner Politiker sind.
Nicht der Industrie.


Kapitel 12: Wärmepumpen und das Drama um das Heizungsgesetz (GEG)

Das Drama um die Heizung

Wieviel Strom braucht Deutschland für die ganzen Wärmepumpen?

PLATZHALTER Diese Antwort ist noch nicht fertig und den Text sollte man nicht lesen können.
Falls doch, habe ich die falsche Version hochgeladen. Sofern man nicht nur Studien zitieren will, sondern eine eigene Rechnung aufstellen will, dauert das Zusammenführen aller Daten und Durcharbeiten der Bauforschungsberichte länger als ich dachte.

Ähnlich wie bei der Sorge vor dem Strombedarf bei E-Autos, was ich bereits durchgerechnet habe, gibt es natürlich auch bei Heizungen die Frage:

Wieviel Strom würde Deutschland brauchen, falls man sämtliche Haushalte mit Wärmepumpen ausstatten würde?

Im Gegensatz zu E-Autos ist diese Frage unfassbar kompliziert und hängt von deutlich mehr Faktoren ab.
Denn der Heizbedarf der Häuser in Deutschland ist, je nach Energieeffizenzklasse und Sanierungsbedarf, drastisch unterschiedlich.

Fangen wir erstmal mit den Zahlen des Bestandes an:

Zum Jahresende 2022 gab es in Deutschland 43,4 Millionen Wohnungen, 282.000 bzw. 0,7% mehr als Ende 2021.

Davon sind 22 Millionen Wohnungen in Mehrfamilienhäusern. 13 Millionen sind Einfamilenhäuser.
6,4 Millionen der Wohnungen befinden sich in Zweifamilenhäusern und 0,5 Millionen final in Wohnheimen.
Final bleiben ca. 1,4 Millionen Wohnungen übrig, die man in Nichtwohngebäuden vorfindet.
Zur Erklärung: Nichtwohngebäude sind nach DIN277 (natürlich gibt es auch für so etwas eine genormte Definition) z. B. Anstaltsgebäude, Büro- und Verwaltungsgebäude, landwirtschaftliche Betriebsgebäude und nichtlandwirtschaftliche Betriebsgebäude, wie Fabrikgebäude, Hotels und ähnliches.

PLATZHALTER: m²-Vergleich der Einheiten für die Rechnung.

Übersicht Energieeffizienzklassen Haus

Konkret gibt es (Die Werte kWh/m² sind jährlich zu verstehen):

A+ von 0-25 kWh/m² = welche man bei KfW 40 oder ggf. Passiv/Niedrigenergiehäuser vorfindet.
A von 25-50 kWh/m² = Neubauten mit KfW 55 Standard gerne findet.
B von 50-75 kWh/m² = “normalen Neubau” ohne KfW 55 Standard entspricht. (Auch wenn das die letzten 5 Jahre sehr selten geworden ist.)
C von 75-100 kWh/m² = absolute Mindestanforderung bei einem Neubau gleichkommt.
D von 100-130 kWh/m² = Gut sanierter Altbau.
E von 130-160 kWh/m² = Okay sanierter Altbau.
F von 160-200 kWh/m² = kaum sanierter Altbau.
G von 200-250 kWh/m² = nahezu nicht sanierter Altbau.
H von über 250 kWh/m² = effektiv nicht sanierte Gebäude oder auch energetisch ein Zelt mit Loch in mehr als einer Wand.

Hier wäre es nun wichtig zu wissen, wie sich der Bestand der Gebäude in Deutschland verteilt:

Bauforschungsbericht Nr. 82 und Übersicht der Energieffizenzklasse A+-H bis 2020

Genau sieht man das Problem an der grundsätzlichen Berechnung des Strombedarfes.
Jede dieser Energieeffizenzklasse beinhaltet eine Spanne von kWh-Angaben.

PLATZHALTER:

 Darstellung des Wohnungsbestands in Deutschland nach Baualtersklassen 2022 in Millionen Wohnungen - Quelle: Pestel 2023

PLATZHALTER:

 Gibt es in Deutschland in Zukunft genug Strom für den Ausbau der E-Mobilität und den Zubau zahlreicher Wärmepumpen?

Konkrete Prognosen finden wir zum Beispiel in Berichten der Bundesnetzagentur.
Insbesondere die Bundesnetzagentur hatte sich dieser Frage gestellt, was von u. A. Axel Springer Ende 2023 zur Panikmache irreführend als Strom-Kollaps bzw. Drosselung verwendet wurde
und geht davon aus, dass bis 2037 ca. 12 Millionen Wärmepumpen in Deutschland installiert sind mit angenommenen Strombedarf von 46-65 TWh im Jahr.

Selbst sieht man deutlich, dass der Verbrauch schwer einzuschätzen ist.
Bei 43,4 Millionen Wohnungen sollte man natürlich nicht einfach die ca. 12 Millionen mit 46-65 TWh im Jahr hochrechnen.
Dennoch kann es einen sehr groben Ansatz geben, was für eine Dimension der Strombedarf bei Wärmepumpen beinhalten würde, falls wir sofort alle Wohnungen mit Wärmepumpen versorgen würden.
Kein sonderlich realistisches Szenario, da das natürlich diverse Nah- wie Fernwärmenetze ignoriert, welche u. A. neben Großwärmepumpen auch auf andere Quellen wie Müllverbrennung oder ggf. Biomasse, die ohnehin anfällt setzen.

Bei Nah- oder Fernwärmenetzen können wir uns einiges von Skandinavien abschauen, da Länder wie Dänemark z. B. mit gigantischen Meerwasser-Wärmepumpen über 100.000 Einwohner mit Wärme versorgen kann.
Dadurch wird deutlich mehr Wärme transportiert und umgewandelt, während der Strombedarf sinkt.

Zur Erinnerung: Wärmepumpen verwenden Strom, um aus der Umwelt Energie zu transportieren.
In dem Beispiel aus dem Wattenmeer, bei dem 2-3 Grad Wärme “entzogen” wird und das abgekühlte Wasser zurückgeführt wird.
Durch Skaleneffekte können solche Großanlagen deutlich günstiger und effizienter arbeiten und dadurch Strom sparen im Vergleich zu kleineren Anlagen.

Wie weiter oben die Übersicht über die Energieeffizenzklassen bereits gezeigt, ist der Unterschied eines gut sanierten Altbaus (100-130 kWh/m²a) gegenüber eines nicht unsanierten Altbaus (über 250 kWh/m²a) gerne mal eine Halbierung des Endenergieverbrauches.

PLATZHALTER:

 Gibt es in Deutschland in Zukunft genug Strom für den Ausbau der E-Mobilität und den Zubau zahlreicher Wärmepumpen?

Dazu sollte noch mehr Förderung angeboten werden vom Staat, um Einzelmaßnahmen wie Dachdämmung, das Dämmen des obersten Geschosses und des Kellers stark gestützt werden.
Förderung gibt es für diese Schritte bereits, nur ist das einer der essentiellsten Ansätze, mit dem man den Energieverbrauch, ob fossil oder elektrifiziert, stark senken kann.

PLATZHALTER:


Was ist überhaupt das GEG/Heizungsgesetz?

Aktuell ist die Heizungsreform im Gespräch. Darüber gibt es eine immense Menge an Märchen und Mythen, die mit Gesetzesentwurf nichts zu tun haben.
Das Gesetz sei nicht technologieoffen, was sinngemäß bedeutet, dass nicht genug Optionen verfügbar wären.

Gleichberechtigte Erfüllungsmöglichkeiten der 65-Prozent-EE-Vorgab

Wie man im Gesetzesentwurf sehen kann (das ist der von April 2023), waren mehr als genug Optionen verfügbar.

  • Wir reden von Wärmenetzen, was Nah- wie Fernwärmenetze beinhalten.
  • Wir reden von Wärmepumpen, das beinhaltet selbstredend auch Geothermie in Form von Sole-Wärmepumpen oder Erdwärmekollektoren.
    Außerdem die sehr bekannten Luft-Wasser-Wärmepumpen, welche in Deutschland ohnehin am häufigsten verbaut werden neben Luft-Luft-Wärmepumpen, welche man als (Split-)Klimaanlagen auch kennt.
  • Wir reden von Stromdirektheizungen, die recht selten (aufgrund absurder Betriebskosten) in Deutschland sind, allerdings in Form von Infrarotheizungen, Heizstrahlern oder auch einem Heizlüfter vorkommen.
  • Wir reden von Solarthermie, welche weiterhin eine potentiell spannende Option sein kann.
  • Wir reden von Hybridheizungen, mit denen man relativ simpel selbst bestehende Heizungssysteme per Kaskade unterstützen kann.
  • Wir reden von Anlagen, die mit grünen/blauen Wasserstoff oder Derivaten davon (… die Mär des eHeizöls) betrieben werden können.
  • Wir reden weiterhin auch von Biomasseheizungen, also Biogas oder auch, so sehr dieser Mythos aufrechterhalten wird, Holzheizungen. Ob Pellets, wie Scheitelholz. Die waren nie vorboten.

Also sofern man nicht mit warmen Atommüll oder der heißen Luft einiger Populisten heizen wollte, sind nahezu alle technologischen Möglichkeiten, die überhaupt auf der Welt existieren, Teil des Entwurfes.
Das ist auch nicht erst im Aprilentwurf oder im geleakten Entwurf vom März der Fall, nein.

Konzeption zur Umsetzung 2022

Wie man sehen kann, war das sogar im Juli 2022 schon längst bekannt.
Die Märchen, dass Holzheizungen verboten werden, die Politiker wie Aiwanger oder auch die CDU liebend gerne wiederholt haben, war immer absurder Schwachsinn.
Es ist immer ratsam, die genauen Vorgaben zu überprüfen und diese sprechen eine sehr deutliche Sprache.


Muss meine Heizung ausgebaut werden und was gibt es für Fristen?

Nein zum Ausbau
Es gibt selbstredend keine Pflicht zum Ausbau. Das war ebenfalls bei dieser Reform auch nie der Fall.
Auch ab dem 1.1.2024 kann mit dem neuen Entwurf von Ende Juni (der aktuellste Entwurf) für fünf Jahre eine andere Heizungsanlage die alte ersetzen.

Fünf Jahre Übergangsfrist ab 2024

Im Aprilentwurf nannte man das noch den Fall der Heizungshavarie (-> Havarie = Heizung kann nicht mehr repariert werden und ist vollständig kaputt), im Junientwurf wurde das weiter entschärft.
Also selbst falls deine Heizung kaputt geht, ist das für fünf Jahre komplett irrelevant. Das waren vorher drei Jahre und wäre ebenfalls mehr als entspannt für die absolute Mehrzahl der Hausbesitzer gewesen.
Die Panikmache im allgemeinen Diskurs war völlig überzogen und sollte mit diesem Entwurf vorbei sein.

Es gab vorher im 2020 Gesetz des GEG eine Regel, dass Anlagen mit einem Alter über 30 Jahren nicht mehr betrieben werden sollen.
Das hat mit dieser Reform allerdings nichts zu tun.

Jetzt beginnt allerdings der wirkliche Spaß mit den Fristen

Mit der neusten Änderung vom 30.06.2023 gibt es mehr Ausnahmen.
Grundsätzlich können Besitzer von Gebäuden, die in einem Gemeindegebiet mit mehr als 100.000 Einwohner gemeldet sind bis zum 30.06.2026 Heizungsanlagen bauen, wie man lustig ist.
Bei Gebäuden im Einzugsgebiet von Gemeindegebieten mit weniger als 100.000 Einwohner gilt die Frist bis zum 30.06.2028.

Seite 32 - Die Regeln mit Einwohnerzahlen

Falls man in diesen Gebieten eine Öl- bzw. Gasheizung einbaut ab dem 01.01.2024 bzw. vor Ende Juni 2026 für mehr als 100.000 oder Ende Juni 2028, dann muss ab dem 01.01.2029 mindestens 15%, 2035 30% und 2040 mindestens 60% der Wärme aus Biomasse oder grünen/blauen Wasserstoff besorgen.
Das ist in jedem Fall eine sehr dämliche Entscheidung und ich bitte dringend darum, unter keinen Umständen im Bestand darauf zurückzugreifen.
Biogas, wie Wasserstoff, sind grundsätzlich nicht sonderlich günstig. Wasserstoff insbesondere ist ein Märchen der FDP fürs private Heizen.
Heizungen sind nicht für diese Mengen an Wasserstoff ausgelegt, noch ergibt das wirtschaftlich Sinn für überhaupt irgendjemanden.
Es gibt Brennstoffzellenheizungen, nur diese bewegen sich in der Preisklasse eine Wärmepumpe mit Bohrung für Erdwärme. Da lohnt sich die Wärmepumpe in jedem Szenario mehr.

Seite 33 - Biomethan bzw. Wasserstoffanforderungen für Leute, die unbezahlbare Heizungen einbauen wollen

Dazu gibt es die Option bis zum Anschluss an ein Wasserstoffnetz, welches bestimmt gebaut wird bei einem so unwirtschaftlichen Sektor, die Gelegenheit, eine Erdgas Heizung einzubauen, welche umrüstbar für 100% Wasserstoff sei.
Es gibt bisher nur Pilotprojekte Es ist mir ein absolutes Rätsel, wie man auf die absurde Idee kommen kann, dass Wasserstoff für das private Heizen eine gute Idee sei.
Grundsätzlich muss man zwischen H2-Ready und 100% Wasserstoff unterscheiden.
H2-Ready bedeutet nur, dass bis zu 30% Beimischung zum normalen Gas stattfindet und kann man daher durchaus als Etikettenschwindel bezeichnen. Tatsächlich warnen Verbraucherschützer vor diesen Heizungen
Es ist sogar extremer als bei der eFuel vs. E-Auto vs. Brennstoffzellenauto Situation, wo ich bereits durch eine Studie gezeigt habe, dass es einen recht eindeutigen Sieger gibt.

Festlegungskompetenz mit Wasserstoff

Bei Wasserstoff vs. Wärmepumpe gab es eine Studienreihe des Norddeutschen Reallabors “Potentiale, Grenzen und Prioritäten. Grüner Wasserstoff für die Energiewende. Teil 2: Der Gebäudesektor (2023)”
Hier wurde festgestellt, ”(…) dass der direkte Einsatz von erneuerbaren Strom in einer Wärmepumpe einen 5- bis 6-mal höheren Wirkungsgrad aufweist.”
Das ergibt ja auch Sinn, wenn eine Wärmepumpe aus 1 kWh Strom ca. 3-5 kWh Wärme (aus der Umgebung) erhalten/umwandeln kann. Für Wasserstoff wird immens viel Energie benötigt, welche dann natürlich deutlich größere Verluste hat im direkten Vergleich.
Bei den geplanten Ausbauzielen der Energiewende der nächsten Jahre halte ich es für realistisch, auf einen fallenden Strompreis zu setzen als auf den Wunschtraum von Wasserstoff in Sektoren, in denen er einfach nichts zu suchen hat.
Eure Brieftasche wird es euch danken.


Ist eine Wärmepumpe im Altbau nicht unbezahlbar?

Energiekosten für Raumwärme und Warmwasser nach Effizienzklasse

Wie man in dieser Visualisierung nehmen kann aus einer Studie des Jahres 2023, die auch in Medienberichten ironischerweise benutzt wurde, um zu sagen, dass die Hälfte aller Gebäude nicht für Wärmepumpen geeignet seien, sind die Kosten von Gas und Wärmepumpen gar nicht so weit voneinander entfernt, selbst bei fast gar nicht modernisierten Gebäuden.
Bei Einfamilienhäuser wäre eine Wärmepumpe bis Energieeffienzklasse von F von den Betriebskosten ebenbürtig, bei Mehrfamilienhäuser bis G.
Der Durchschnitt des Wohngebäudebestandes wird laut der Energieausweise bei E gesehen, daher ist das immer spannend, dass mutmaßlich kaum einer von einer Wärmepumpe im Altbau profiteren würde. Das kann mit den verfügbaren Daten einfach nicht richtig sein.
Zeigt ja sogar die Studie, die verlinkt ist und ironischerweise eher Lobbyarbeit fürs Dämmen (siehe den Verband, der diese in Auftrag gegeben hat) betreiben sollte.

Damit ein Vergleich vorhanden ist, was diese ganzen Energieeffizenzklassen überhaupt bedeuten, ein Vergleich der Verbraucherzentrale.

Vergleichswerte Endenergie

Also man sieht, wenn das Einfamilienhaus quasi kaum bis gar nicht modernisiert wurde, selbst dann ist eine Wärmepumpe noch durchaus eine Option.

Entwicklung der energetischen Struktur in Deutschland

Hier seht ihr den aktuellen Gebäudebestand in Deutschland aus dem Bauforschungsbericht Nr. 82.
Das informiert euch auch insofern, dass ihr dann einordnen könnt, wo eure Mietwohnung oder euer Eigentum sich im Schnitt befindet.
Mit der oben verlinkten Studie der FIW-München kann man recht eindeutig klarstellen, dass Wärmepumpen sich für die absolute Mehrheit aller Immobilien in Deutschland eignen, auch im Bestand.
Selbstverständlich ist (Teil-)Sanierung wichtig und sollte auch nicht unterschätzt/ignoriert werden, nur ist die Situation nicht so hoffnungslos.

Noch eine Übersicht zum Thema Wärmepumpen im Bestand findet man hier.
Deutschland hat einen recht hohen Standard im europäischen Vergleich und auch der Bestand eignet sich in vielen Fällen gut für Wärmepumpen.

Es spricht rein gar nichts dagegen, zuerst einen Teil eurer Sanierung durchzuführen. Oder z. B. erst eine Photovoltaikanlage (mit Speicher) zu besorgen.
Eigentum verpflichtet. Das sagt sogar unser Grundgesetz.
Diese Dinge Schritt für Schritt zu planen, ist so oder so eine gute Idee.
Falls der Eigentümer schon im Rentenalter ist und zusätzlich einfach keinerlei Rücklagen haben sollte, sind diese ohnehin von den Auflagen der GEG-Reform ausgenommen, falls eine unbillige Härte bezüglich der Investitionen zu den Möglichkeiten (Seite 81 der Änderungsanträge) vorliegt.

Nachfolgend einige willkürliche Beispiele für Sanierungsschritte über viele Jahre, die man vornehmen könnte als Eigentümer. Bitte erstellt einen Sanierungsplan und nehmt euch die Zeit, falls das Gebäude älter ist.
Überprüfung der Dachdämmung. Da kann durch fehlende Dämmung einiges an Heizwärme verloren gehen. Davon profitiert man mit jeder Heizung, wenn weniger Energie verloren geht. Damit kann man, je nach Zustand, bis zu 25% Endenergie sparen.

Oberste Geschossdecke isolieren. Hier gibt es ohnehin seit dem GEG 2021 Pflichten zur Dämmung (U-Wert von 0,24 W je m²k). Warme Luft steigt gerne nach oben. Durch Maßnahmen beim Dach und eben bei der obersten Geschossdecke kann man immense Ersparnisse hinlegen. Auch sind potenziell erneut 20-25% möglich.

Kellerdecke dämmen. Auch sollte der U-Wert bei maximal 0,30 W je m²K liegen seit GEG 2021. Falls nicht bereits geschehen und möglich, sinnvoller Schritt. Hier reden wir gerne von 10-15% Ersparnis.
Es gibt selbstverständlich noch Schritte wie die Außenwände besser zu isolieren, Fenster zu sanieren, nur grundsätzlich besprecht das am besten mit einem Energieberater, ich kann unmöglich dein Haus kennen.

(Bitte) achtet darauf, auch bei Energieberatern Zweitmeinungen einzuholen wie beim Arzt.
Auch bei Energieberatern gibt es schwarze Schafe, u. A. mit Interessenskonflikt (ein Schornsteinfeger, der dann eher zu Pellet- oder Gasheizung rät statt zur Wärmepumpe), weshalb es sich bei solchen Investitionen für eure Zukunft sich besonders lohnt, auf Nummer sicher zu gehen.


War da nicht was mit hohen CO2-Kosten?

Korrekt.
In der Zukunft kommt eine Verschärfung des CO2-Preises, da mit ETS II der europäische Zertifikatehandel auch für Mobilität und Wärme gilt. Das kommt 2027 auf uns alle zu.
Darauffolgend sind klassische Gas- und Ölheizungen strikt zu vermeiden, falls es möglich ist.
Aus Habecks Haus gab es unter anderem diese Tabelle bzw. Visualisierung für Erdgasheizungen.

Wirtschaftlichkeitsberechnungen zugrunde liegen nach Prognos, bzw. CO2 Preisen im ETS II aus den Langfristszenarien

Wenn man sich anschaut, dass ein Neuvertrag für Gas im Januar 2021 4,5 ct/kWh betrug laut Verivox und 2032 der CO2-Preis allein schon 3,6 ct/kWh beträgt, wird es kaum wirtschaftlich sein, lange auf Gas- und Ölheizungen (welche ja noch schlimmere CO2-Werte haben) zu setzen.
Grade, weil ein Preisfall des Stroms zu erwarten ist, da seit letztem Jahr die EEG-Umlage nicht mehr direkt vom Stromkunden bezahlt wird und allein dadurch 6 Cent an Abgaben aus der Preisberechnung wegfallen.
Dieser Preisfall ist bereits spürbar, in einzelnen Orten wie Kiel oder Saarbrücken finden sich sogar Stromtarife mit einem Arbeitspreis von 23-26 Cent/kWh. Meine Empfehlung im Oktober 2023.
Verträge sollten unter 30 Cent/KWh Arbeitspreis sein und idealerweise vom Grundpreis nicht 10 Euro pro Monat überschreiten. (Außer ihr habt eine Situation wie in Kiel, wo man für 2-3 Euro mehr Grundpreis einen absurd günstigen Arbeitspreis von 22,23 Cent /kWh erhalten kann.)

Ich kann es nur deutlich betonen, erneut eine Gasheizung einzubauen, wenn man es nicht zwangsläufig muss, ist eine sehr ungewöhnliche Entscheidung und wird mit den Vorgaben bezüglich Biogas und Wasserstoff (siehe Frage 2 dieses Extrablattes) Haushalte nahezu ruinieren.
Bitte macht diesen Fehler nicht.


Sollte nicht ein Kältemittel bei den Wärmepumpen verboten werden? Muss ich da was austauschen?

Das scheint seit kurzer Zeit der neue Unfug zu sein, der die Runde macht.
Dieser wird von nicht wenigen Leuten verbreitet, wie z. B. Jörg Dittrich, Chef des Zentralverbands des deutschen Handwerks.

Das Weltquarkzitat

Sorgen sollten ernst genommen werden.
Daher sollten wir in den EU-Unterlagen nach der Forderung suchen, alte Wärmepumpen austauschen zu müssen.
Bei der EU ist alles öffentlich einsehbar, also auch sämtliche Dokumente zu dieser F-Gas-Reform.
Also kann jeder solche Aussagen überprüfen.
Nur lernt man in der politischen Realität sehr schnell, wenn jeder Informationen überprüfen kann mit umfassenden Dokumenten, Statements aller Interessensgruppen und Änderungsprotokollen …
dann liest das anscheinend kaum jemand

Verbote für das Inverkehrbringen gemäß Artikel 11 Absatz 1
Split-Wärmepumpen

Also in Anhang IV findet man ein Verbot von diversen Geräten wie Klimaanlagen, anderen Wärmepumpen, Körperpflegeprodukte, wenn es um das Inverkehrbringen geht.

In solchen Gesetzestexten, egal ob EU oder Deutschland, gibt es meist einen Artikel für Begriffsbestimmungen, damit es häufig wenig Unklarheiten gibt, worum es geht im Gesetz und was bestimmte Worte bedeuten.
Inverkehrbringen ist in Artikel 3 so definiert ”„Inverkehrbringen“ bezeichnet die entgeltliche oder unentgeltliche erstmalige Lieferung oder Bereitstellung für Dritte in der Union, die zollrechtliche Überlassung zum freien Verkehr in der Union und die Eigenverwendung von erzeugten Stoffen oder hergestellten Erzeugnissen oder Einrichtungen”.
Also es geht um das erste Aufbauen bzw. erste Liefern.

Ihr müsst NICHT Wärmepumpen ersetzen, die ältere Kältemittel verwenden.
Die könnt ihr weiterhin reparieren, weiterhin verwenden, wie schon damals beim FCKW-Verbot für Kühlschränke oder SF6-Verbot für Schallschutzfenster, welche bereits vor langer Zeit durchgesetzt wurden.
Denkt zum Beispiel an das Glühbirnenverbot in der EU.
Politiker sind nicht durch die Häuser gelaufen und haben mit Armbrüsten eure alten Glühbirnen zerstört.
Wie so oft handelt es sich um Panikmache.
Personen, die euch solche Geschichten erzählen, sind bestenfalls uninformiert oder betreiben bewusste Stimmungsmache.

Es gibt genug Kritikpunkte an der EU, daher muss man sich solche Horrorstorys nicht ausdenken.

Außerdem gibt es bereits Wärmepumpen mit R290, Propan. Das verfügt über einen GWP-Wert von 3. Das Bild oben zeigt euch, mit einem GWP-Wert von 3 seid ihr weit unter den Grenzwerten, welche die EU setzt.
Also müsst ihr nichts austauschen und Alternativen sind bereits verfügbar, z. B. von Bosch , NIBE, Vaillant
und weiteren Anbietern. Das sollen auch keine Empfehlungen sein, dazu sehe ich aktuell nicht informiert genug an, was die “beste” Wärmepumpe ist.


Wie siehts mit Förderungen aus?

Für den Austausch der Gas- oder Ölheizung wird es eine Sockelförderung von 30% geben.
Dazu 30% für Menschen, die weniger als 40k zu versteuernden Einkommen haben im Jahr.
Zusätzlich bis 2028 nochmal 20% als Klima-Geschwindigkeitsbonus. Nach 2028 fällt diese Förderung um 3% pro 2 Jahre.
Bedenkt, dass das für Selbstnutzung gilt.
Vermieter von Mehrfamilienhäusern können von dem Geschwindigkeitsbonus leider nicht profitieren, außer sie wohnen selbst in einer der Einheiten.

Ja, für Erdwärme (also Sole oder Erdwärmekollektorlösungen) gibt es nochmal 5%.

Die Maximalförderung ist 70% (also bis 2034 sollte das erreichbar sein, wenn man die Prozentabfälle ab 2028 betrachtet.)

Wenn man sich noch an die Frage weiter oben mit den CO2-Kosten erinnert, bis dahin ist in jedem Szenario eine Wärmepumpe lukrativer gegenüber Gasheizungen.


Hat man als Mieter einen Schutz?

Seite 89 der Änderungsanträge

Auf Seite 89 der Änderungsanträge wird durchgegeben, dass der Vermieter die monatliche Miete um maximal 0,50 Euro pro Quadratmeter erhöhen darf innerhalb von sechs Jahren.
Problem: Falls weitere Sanierungsschritte vorgenommen werden, gilt diese Kappungsgrenze nicht und die üblichen 2-3 Euro pro Quadratmeter sind drin.
Also ist der Schutz nur ggf. vorhanden. Leider.


Was würdest du daran kritisieren und was ist dein Fazit?

Die schrägste Änderung bleibt meiner Auffassung nach Seite 32. Wieso genau fallen u. A. Ölheizungen unter die Ausnahmeregel, wenn es um Entscheidungen über ein Wasserstoffnetz geht?
Ich gehe persönlich nicht davon aus, dass viele Leute Wasserstoffnetze nutzen werden mit einer Ölheizung.
Selbst falls es jemals eHeizöl in mehr als homöopathischer Dosis geben sollte, was sehr anzuzweifeln ist, hat das keinen Zusammenhang oder wirtschaftlichen Sinn.

Auch der Wegfall des Schutz von Mietern, welchen man hier findet, stört mich sehr.
Das Risiko ist leider vorhanden, dass manche Vermieter aus Sturheit an Gas- und Ölheizungen beihalten und dann die Mieter darunterleiden müssen und nicht einmal irgendwelchen Schutz genießen vor absurden Kosten durch Nischen Biomethan/Biogas oder gar unbezahlbaren Kosten durch Wasserstoff jeglicher Farbe.
Alles für den Preis der Technologieoffenheit, vermute ich mal. Das Unwort des Jahres 2023 meiner Meinung nach.

Zusätzlich auf Seite 45 der Wegfall der Pufferspeicher und solarthermischen Anlage für Biomasseanlagen ist ein Verbrechen aus meiner Sicht.
Grade die Reduzierung durch Staubemissionen, was bei Holzheizungen nachweislich ein sehr unterschätztes Problem ist, bereitet mir Kopfschmerzen.
Es erschließt sich mir nicht, wieso man ausgerechnet bei einer der schädlichsten Formen des Heizens die wenigen Vorgaben noch streicht.

Mein Fazit: Eine Schande. Im Gegensatz zum phänomenalen Solarpakt 1, welcher handwerklich großartig ist und uns Bürgern endlich die rechtlichen Möglichkeiten schafft, als Mieter von PV-Anlagen auf Dächern des Vermieters zu profitieren und zusätzlich Steckersolar/Balkonkraftwerke endlich massiv entbürokratisiert, ist dieses Gebäudeenergiegesetz durch die Menge an Kompromisse eher entkernt.

Dazu verstehe ich diesen Technologieoffenheit Unsinn einfach nicht, grade im Neubau.

10-Jahre-Rückblick bis heute

Hier sieht man die letzten 10 Jahre im Wohnungsneubau.
Mindestens wäre eine deutlich strengere Grundlage sinnvoll gewesen.

Wie bereits in Frage 3 geklärt, sind Wärmepumpen auch im Bestand häufig die lukrativere Wahl.
Im Neubau ist die Wärmepumpe aufgrund der besseren Isolierung eines Neubaus eine absolut logische Wahl.
In Kombination mit PV und Speichern können alternative Heizungstypen nicht günstiger sein.
Aus meiner Sicht ist das Gesetz eher eine Enttäuschung, da es zum politischen Machtkampf genutzt wurde, jedoch wenig Ergebnisse erzielt hat.
Keine der beteiligten Parteien - weder die Industrie, noch die Ampelpartei, noch die Opposition - konnte von diesem Kindergarten profitieren. Nur Parteien, die die Demokratie ablehnen, konnten davon profitieren.